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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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schonen, sondern weil ihn ein heftiger Gichtanfall plagte. Als er die Schublade aufzog, wurde das Klingeln lauter. Er griff nach dem Telefon und nahm das Gespräch an, während er zurück vor die Feuerstelle humpelte, sein Weinglas wartete auf dem Sims, und er hasste es, wenn der Weißwein zu warm wurde.
    »Ich habe Ihnen Bilder geschickt.« Begleitet von einem lauten Fluchen tief im Inneren seines Kopfs, machte er sich auf den beschwerlichen Rückweg zum Schreibtisch, den Wein nahm er mit. Er stellte das Glas auf die blank polierte Schreibtischplatte und erweckte den Computer zum Leben. Gigantische Zahlenkolonnen erschienen auf den zwei Bildschirmen, ein Gewirr aus Abkürzungen in Rot und Grün, das selbst intimen Kennern des Investmentbankings herzlich wenig gesagt hätte. Es handelte sich um komplexe Finanzkonstruke, die er geschnürt hatte, um seine wahren Absichten zu verbergen. Er klickte sie weg und rief das E-Mail-Programm auf. Zum ersten Mal sah er ein Foto von der einzigen Frau, die ihm noch gefährlich werden konnte. Ihm und seinen Zahlenkolonnen. Seinen Wetten auf den Niedergang der europäischen Stromkonzerne an den Börsen, seinen diskreten Gaskäufen zu festgeschriebenen Preisen. Seinen astronomischen Gewinnen, die er ganz legal neben den politischen Ambitionen für sein Heimatland erwirtschaftet hatte und die er seinen Gesinnungsgenossen in Russland niemals verraten durfte.
    »Ist sie das?«, flüsterte er, obwohl er es bereits wusste. Ihre Körperhaltung strahlte Disziplin und Stärke aus, ihre hellgrauen Augen eine gewisse Kälte. Eigenschaften, die das Biest unter anderen Umständen bewundert hätte. Vielleicht hätte sie ihn sogar fasziniert. Es würde eine hypothetische Faszination bleiben. Er musste die Brücken abbrennen. Noch heute.
    »Der Mann ist ein Detective Inspector von der Met. Sie sitzen im Quadrant, diesem Restaurant im Four Seasons.«
    »Das sehe ich«, sagte das Biest kalt, während sich in seinem Hinterkopf die Wut zu einer großen dunklen Wolke ballte. Es war sein Lieblingsrestaurant.
    »Und in diesem Moment reden sie mit dem Manager. Sie zeigen ihm ein Foto.«
    Das Biest atmete schwer.
    »Ich vermute, es ist ein Foto von Ihnen.« Die gnadenlose Offenheit, mit der sein Seelenverwandter die gefährlichen Entwicklungen kommentierte, beruhigte das Biest. Er blickte aus dem Fenster hinunter auf die Wharf. Er konnte das Four Seasons von hier aus deutlich sehen. Und seine Londoner Identität war dort bestens bekannt. Da saßen sie und erkundigten sich nach ihm. Aber noch war er im Vorteil. Natürlich konnte er nicht in London bleiben, aber das war ohnehin niemals sein Plan gewesen. Sie kamen zu spät, seine Transaktionen waren abgeschlossen, es bedeutete keinen Nachteil für ihn, eine Woche früher als geplant zu fliegen.
    »Töte sie«, forderte das Biest. Seine Stimmlage veränderte sich nicht, er sprach über den Tod, als verlangte er die Rechnung in einem Restaurant. Vielleicht ein wenig so, als wäre es bequemer, sie nicht bezahlen zu müssen, aber dennoch in vollständiger Akzeptanz der Unausweichlichkeit.
    »Mit Vergnügen«, sagte sein Seelenverwandter, und das Biest wusste, dass es keine Floskel war.
    »Erst die Frau, dann den Polizisten.« In der darauffolgenden Gesprächspause hörte er den Mann am anderen Ende der Leitung einatmen.
    »Und sie darf ihre Einheit, wer immer das sein mag, nicht mehr erreichen. Das müssen Sie unter allen Umständen verhindern.«

KAPITEL 71
    London, England
02. März 2013, 00.02 Uhr (eine halbe Stunde später)
    »Ehrlich Wayne, das Dessert war göttlich«, sagte Solveigh und fühlte sich ein wenig betrunken. Sie trank selten im Dienst, und der Abend mit DI Sherwood hatte sich als einer jener herausgestellt, an denen sie sämtliche Regeln fahren ließ. Für einen kurzen Moment ärgerte sie sich darüber, aber eine Sekunde später entschied sie, dass es auch einmal in Ordnung war. Sie hatte es nach allem, was in den letzten Wochen vorgefallen war, einfach nötig. Sie brauchte ein Stück normales Leben, auch wenn sie wusste, dass sie es am nächsten Morgen bitter bereuen würde. Und jetzt war es ohnehin zu spät. Wayne lächelte und goss ihr ein weiteres Glas von dem Rotwein ein, der sich bestimmt auf der Rechnung unangenehm bemerkbar machen würde.
    »Und wir haben zumindest die Lieferadresse«, prostete ihr Wayne zu.
    Sie stießen an, und Solveigh nahm einen tiefen Schluck von dem schweren Barolo, als der Kellner mit ihrer Kreditkarte und der
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