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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
Autoren: Alexander Merow
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Laderaum des Flugzeugs und ließen den Flug in die Heimat an sich vorbei ziehen.
    In der ehemaligen Hauptstadt des Staates Frankreich hatte sich die Lage derweil dramatisch zugespitzt. Als die Menge das Ende des Gouverneurs auf den zahlreichen Videoleinwänden erblickt hatte, herrschte mehrere Minu- ten ein seltsames und verwirrtes Schweigen auf der „Strasse der Humanität“.
    Viele konnten es nicht fassen und wussten nicht, wie sie mit dem unvorhergesehenen Ereignis umgehen sollten. Die Sicherheitskräfte ermahnten die Menschenmasse, ruhig zu bleiben und Panzerwagen rollten aus den Nebenstrassen drohend in Richtung des kochenden Menschenbreis.
    Nach einer Weile hörte man die ersten Zuschauer klatschen und zustimmend johlen. Die Menge wurde von einer tumultartigen Unruhe ergriffen und bald begannen die ersten Auseinandersetzungen .
    „Gut, dass das Schwein tot ist!“ hörte man aus verschiedenen Ecken des Menschenteppichs, wobei es dem Rufenden wohl in diesem erregten Moment egal war, dass ihn die Kameras der GSA-Agenten filmten.
    „So müsste auch der Weltpräsident enden!“ erschallte es von anderer Stelle über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Dann nahmen derartige Rufe immer weiter zu. Irgendwo stampften Jugendliche rhythmisch auf und sangen die verbotene Nationalhymne des alten Frankreichs. Viele der um sie herum stehenden Menschen stimmten in den Gesang mit ein, obwohl manche den Text nicht mehr richtig kannten, da er ja überall aus dem öffentlichen Bewusstsein verbannt worden war.
    „Freiheit für Frankreich! Nieder mit der Weltregierung!“ tönte es aus dem hinteren Teil der gigantischen Masse. Die Rufe wurden von immer mehr Menschen getragen. Hunderte stimmten in den wütenden Chor mit ein und bald erbebte die „Strasse der Humanität“ unter dem dröhnenden Gebrüll tausender Kehlen.
    Es war ein seltsames Bild, diese Menschenmenge, welche die Strassen verstopfte und langsam aber sicher außer Kontrolle geriet.
    Vielen der Anwesenden sah man ihr freudloses und von Armut geprägtes Leben an und so war es auch kaum verwunderlich, dass sich in nicht wenigen von ihnen in den letzten Jahren Unmut breit gemacht hatte. Ein Großteil des Pariser Volkes bestand mittlerweile aus schlecht bezahlten Gelegenheitsarbeitern und Tagelöhnern.
    Die Gehälter waren meist so gering, dass man gerade eben nicht verhungerte und die hohen Mieten für die überwiegend schäbigen Wohnungen mit Mühe aufbringen konnte.
    Viele der Anwesenden kannten das nagende Gefühl eines leeren Magens. Die Lebensmittelpreise und die Gebühren für Strom, Heizung und Wasser waren seit 2018 ebenfalls stetig angehoben worden.
    Hunderttausende Einwohner der Stadt waren bereits gänzlich durch das soziale Netz gefallen und lungerten als Obdachlose überall herum. Sie erfroren im Winter oder verhungerten einfach. Eine soziale Notversorgung gab es nicht mehr, die Regierung hatte sie infolge der hohen Staatsverschuldungen weltweit abgeschafft. So war es kein Wunder, dass nun Proteste laut wurden.
    Doch nicht wenige Menschen hielten sich auch jetzt noch inmitten des Tumultes zurück und blieben still. Sie blickten verängstigt in die überall stationierten Kameras, trotteten verstohlen vom Ort des Geschehens fort und verschwanden in den Nebenstrassen.
    So trennte sich im Verlauf der folgenden Stunden die Spreu vom Weizen. Es war erstaunlich, wie viele Bürger plötzlich den Mut hatten, ihre Stimme zu erheben. Die Anonymität innerhalb der Menschenmasse schien ihnen Courage zu verleihen.
    „Freiheit für Frankreich! Nieder mit der Weltregierung!“ „Freiheit für Frankreich! Nieder mit der Weltregierung!“ „Freiheit für Frankreich! Nieder mit der Weltregierung!“ Der Chor des ohnmächtigen Protestes wurde mit der Zeit immer lauter. Irgendwo in der Menge fielen Franzosen und Einwanderer übereinander her, da letztere ihre eigenen Forderungen, die sich zwar auf den Islam bezogen, der Weltregierung aber ebenso feindlich gesinnt waren, zum Besten gaben.
    Innerhalb von Minuten brach ein blutiges Handgemenge aus. Die Streitenden schlugen sich mit Flaschen und Steinen, Messer wurden gezückt und erste Schüsse fielen. Die Polizei und die GCF-Soldaten, welche die Massen einkreisten und von Panzerwagen flankiert wurden, drohten per Lautsprecher, sofort die regierungsfeindlichen Ausrufe einzustellen.
    Doch Menschenmengen haben ihre eigene Dynamik. So mag der Einzelne oft kleinlaut und feige erscheinen, doch als Teil der Masse fühlt er sich
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