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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel
Autoren: Agatha Christie
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gewissen Moment abgespielt haben muss. Sie sind in dieses Hotel zurückgekehrt, und zwar nach Mitternacht. Dann sind Sie nach oben gegangen, haben die Tür Ihres Zimmers geöffnet und sind eingetreten…« Er machte eine erwartungsvolle Pause.
    Miss Marple entfuhr ein erstickter Laut.
    »Das Wort ist mir soeben eingefallen«, sagte sie. »Do p pel gänger!«
    Kanonikus Pennyfather stieß einen leisen Schrei aus. »Aber natürlich«, rief er. »Natürlich! Wie konnte ich das nur vergessen? Sie haben nämlich ganz Recht. Nach dem Film Die Mauern von Jericho bin ich ins Bertrams zurückgekommen und zu meinem Zimmer gegangen. Und als ich die Tür öffnete, sah ich – höchst merkwürdig! –, sah ich ganz deutlich mich selbst vor mir in einem Sessel sitzen. Wie Sie sagen, Madam, ein Doppelgänger. Wie außerordentlich seltsam! Und dann – einen Augenblick mal…« Er hob die Augen zur Decke und versuchte nachzudenken.
    »Und dann«, ergänzte Vater, »hat Ihnen jemand, zu Tode erschrocken über Ihren Anblick, einen Schlag auf den Kopf versetzt. Man nahm mit Bestimmtheit an, dass Sie in Luzern wären.«

26
     
    K anonikus Pennyfather war in einem Taxi zum Britischen Museum gefahren. Miss Marple hatte es sich auf Wunsch des Chefinspektors in der Hotelhalle bequem gemacht. Würde sie vielleicht so freundlich sein und hier zehn Minuten auf ihn warten?
    Miss Marple hatte nichts dagegen. Sie begrüßte diese Gelegenheit, hier etwas Umschau zu halten und über manches nachzudenken.
    Das Leben in Bertrams Hotel ging seinen gewohnten Gang. Nein, entschied Miss Marple, nicht seinen gewohnten Gang. Es war ein Unterschied da, obwohl sie nicht hätte definieren können, worin er lag. Eine unter der Oberfläche schwelende Unsicherheit vielleicht?
    Die Türen schwangen auf, und der Chefinspektor, behäbig und schwerfällig wie immer, kam herein und ging direkt auf Miss Marple zu.
    »Startklar?«, fragte er jovial.
    »Wohin entführen Sie mich denn jetzt?«
    »Wir wollen Lady Sedgwick einen Besuch abstatten.«
    »Wohnt sie noch hier?«
    »Ja. Mit ihrer Tochter.«
    Sie fuhren im Lift zum oberen Stockwerk, wo Lady Sedgwick und ihre Tochter eine Zimmerflucht bewohnten.
    Chefinspektor Davy klopfte an die Tür, und auf das »Herein« hin traten er und Miss Marple ein.
    Bess Sedgwick saß in einem hochlehnigen Sessel am Fenster, auf ihren Knien ein geschlossenes Buch.
    »Sie sind’s also wieder, Chefinspektor.« Ihr Blick streifte ihn und fiel dann auf Miss Marple. Sie schien etwas überrascht zu sein.
    »Darf ich Sie mit Miss Marple bekannt machen?«, sagte Davy. »Miss Marple – Lady Sedgwick.«
    »Ich habe Sie schon gesehen«, sagte Lady Sedgwick. »Sie saßen neulich mit Selina Hazy an einem Tisch, nicht wahr? Nehmen Sie doch bitte Platz.« Dann wandte sie sich wieder an Chefinspektor Davy. »Haben Sie etwas Neues über den Mann in Erfahrung gebracht, der auf meine Tochter geschossen hat?«
    »Eigentlich nichts, was man als neu bezeichnen könnte.«
    »Ich möchte auch bezweifeln, dass Sie in der Angelegenheit weiterkommen werden. Bei einem solchen Nebel schleichen alle möglichen Gestalten herum auf der Suche nach Frauen, die allein auf der Straße sind.«
    »Stimmt bis zu einem gewissen Punkt«, sagte Vater. »Wie geht es Ihrer Tochter?«
    »Oh, Elvira ist wieder ganz mobil.«
    »Sie haben sie hier bei sich?«
    »Ja. Ich rief Colonel Luscombe, ihren Vormund, an. Er war ganz begeistert, dass ich mich um sie kümmern will.« Sie lachte plötzlich auf. »Der gute alte Knabe. Er hat immer auf eine Vereinigung von Mutter und Tochter gedrängt!«
    »Daran hat er vielleicht ganz recht getan.«
    »O nein, ganz und gar nicht. Im Augenblick halte ich es allerdings auch für das Beste.« Sie wandte den Kopf, um aus dem Fenster zu blicken, und sprach nun in verändertem Ton. »Wie ich höre, haben Sie einen meiner Freunde verhaftet – Ladislaus Malinowski. Unter welcher Anklage?«
    »Nicht verhaftet«, berichtigte sie Chefinspektor Davy. »Er unterstützt uns nur bei unseren Ermittlungen.«
    »Ich habe ihm meinen Anwalt geschickt, der ihn beraten soll.«
    »Sehr weise«, billigte Vater. »Für jeden, der Schwierigkeiten mit der Polizei hat, ist es ratsam, einen Anwalt zu haben. Sonst kann der Betreffende leicht etwas Verkehrtes sagen.«
    »Selbst wenn er völlig unschuldig ist?«
    »Vielleicht ist es in dem Fall sogar noch notwendiger.«
    »Sie sind ziemlich zynisch, nicht wahr? Worüber vernehmen Sie ihn eigentlich, wenn ich fragen darf?
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