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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection
Autoren: Uwe Klausner
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fragte Sydow, dem die Vorstellung, vor Smuda als Kunstbanause dazustehen, überhaupt nicht behagte. Und nach konzentriertem Nachdenken: »Die Zarenschlösser?«
    »Kompliment, Herr Kommissar, Sie sind ja ein ganz Schlauer«, konnte sich Smuda einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. »Viel schlauer jedenfalls als die Russen, die es anscheinend nicht für nötig gehalten haben, das Bernsteinzimmer in Sicherheit zu bringen. Für einen Ganoven wie Gauleiter Koch natürlich die Gelegenheit.«
    »Noch so einer, der den Kanal nicht voll kriegen konnte.«
    Smuda nickte. »Den Kanal und die eigene Tasche«, ergänzte er, ein süffisantes Grinsen im Gesicht. »Mit dem, was dieser Westentaschen-Adolf aus Ostpreußen so alles zusammengeramscht hat, hätte er Göring ernsthaft Konkurrenz machen können. Sagt man jedenfalls. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, welcher Schaden den Russen durch unsere kleine Stippvisite entstanden ist?«
    Sydow antwortete mit einem Schulterzucken. »Nicht die geringste«, gab er unumwunden zu, im Wissen, auf diesem Gebiet nicht sonderlich bewandert zu sein. »Dem Vernehmen nach scheint der Schaden jedenfalls immens …«
    »Mehr als eine halbe Million Objekte mit kultureller Bedeutung, Herr Kommissar. Aus über 400 Museen«, ereiferte sich Sydows Nachbar und bettete die Stirn in seine linke Hand. »Weiß der Teufel, wo der Kram hingekommen ist.« Trödel-Kurt verfiel in dumpfes Brüten. Der Gedanke, welchen Gewinn man aus den verloren gegangenen Preziosen hätte schlagen können, hatte ihm sichtlich auf den Magen geschlagen.
    »Na ja, Schwamm drüber«, nahm er geraume Zeit später den Gesprächsfaden wieder auf, »es trifft eben immer die Falschen.«
    Da er ahnte, was in Smudas Kopf vorging, konnte sich Sydow eines Schmunzelns nicht erwehren. »Kopf hoch, Kurt«, munterte er den sichtlich geknickten Ganoven auf. »Schließlich bist du ein freier Mann.«
    »Und Koch sitzt bei den Polacken im Knast, ich weiß«, brummte Smuda, auf das Land seiner Vorväter offensichtlich nicht gut zu sprechen. »Bedenkt man, was der Reichsverteidigungskommissar a. D. alles auf dem Kerbholz hat, braucht er sich darüber auch nicht groß zu wundern. Mal ehrlich: die Polacken hätten ihn doch längst an die Wand gestellt, wenn sie nicht gezwungen wären, den Herrn Gau­leiter bei Laune zu halten.«
    »Weswegen denn?«
    »Na, wegen dem Bernsteinzimmer, Herr Kommissar. Wenn einer weiß, wo es gebunkert worden ist, dann er.«
    »Meinst du wirklich, es hat den Krieg heil überstanden?«
    Smuda straffte sich und sein bis dahin trüber Blick hellte sich auf. »Wenn ich mir in einem Punkt sicher bin, dann hier. Fragt sich nur, ob es sich immer noch in Königsberg befindet oder rechtzeitig vor dem Iwan in Sicherheit gebracht worden ist.«
    »Woher willst du überhaupt wissen, dass es in …«
    »Weil mir ein Kumpel davon erzählt hat, darum. Stammt ursprünglich aus Pillau, der Gute. Beziehungsweise stammte.« Trödel-Kurt atmete geräuschvoll aus. »Scheißkrieg, verdammter … wo war ich denn eigentlich stehen… egal – dieser Kumpel hat mir erzählt, dass das Zimmer im Königsberger Schloss ausgestellt war. Anno 41, soweit ich weiß. Anscheinend sind die Leute in Scharen hingepilgert, unter anderem auch er. Zu dumm, dass an der Ostfront alsbald wieder kehrt marsch angesagt war. Und das Zimmer wieder komplett eingemottet worden ist.«
    »Mit anderen Worten –«, fuhr Sydow in nachdenklichem Ton fort, »kein Mensch weiß, wo das Bernsteinzimmer …«
    »Für Sie, Herr Kommissar.«
    Sydow war so sehr in das Gespräch vertieft, dass er den Barkeeper erst bemerkte, als der ihm mit breitem Grinsen den Hörer hinhielt. »Das Präsidium.«
    »Ist bestimmt wegen deiner Beförderung«, schaltete sich Schampus-Lili ein und ließ die sorgfältig manikürte Hand auf seiner rechten Schulter ruhen. »Höchste Zeit, mir einen aus…«
    »Später vielleicht, Lili«, vertröstete Sydow die Animierdame und griff nach dem Hörer, welcher in der behaarten Pranke des Exboxers lag. »Sydow hier.«
    Die Nachricht, mit der er konfrontiert wurde, war beinahe schon Routine für ihn, und dementsprechend gefasst hörte sich Sydow an. »Wo denn?«, fragte er, neugierig beäugt von seinen Nachbarn, die dank des Geplärres aus der Jukebox nichts mitbekamen. Und seufzte mit schicksalergebener Miene: »Na schön – bin unterwegs.«

7
     
    Mokotów-Gefängnis in Warschau / Polen | 21.12 h Berliner Zeit
     
    »Sie sind doch nicht etwa hergekommen, um mir
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