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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde
Autoren: Philip Kerr
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Kriegsverbrecher zu beschäftigen, als die Leute von Crowcass, und von denen Müller Schutz er bitten konnte. Und so ist es gekommen. Während wir uns hier unterhalten, ist Müller genau dort, wo wir ihn haben wollen: bei seinen amerikanischen Freunden in Pullach. Macht sich ihnen nützlich. Läßt sie teilhaben an seinen pro funden Kenntnissen über den Aufbau des sowjetischen Ge heimdienstes und die Methoden der Geheimpolizei. Brüstet sich mit dem Netz verläßlicher Agenten, von denen er glaubt, daß sie noch immer da sind. Dies war die erste Stufe unseres Plans - die Amerikaner mit falschen Informationen zu füt tern.»

    «Sehr schlau », sagte ich mit echter Bewunderung, «und die zweite? »
    Poroschins Gesicht wurde ein wenig nachdenklicher. «Wenn die rechte Zeit gekommen ist, werden wir es sein, die an die Weltpresse eine Information durchsickern lassen: daß Gestapo-Müller ein Werkzeug des amerikanischen Geheim dienstes ist. Wir werden es sein, die sich zurücklehnen und zuschauen werden, wenn die Amerikaner sich vor Verlegen heit winden. Das kann in zehn Jahren sein oder sogar in zwanzig. Aber, vorausgesetzt, Müller bleibt am Leben, es wird passieren.»
    «Angenommen, die Weltpresse glaubt Ihnen nicht? » «Der Beweis dürfte nicht so schwer zu erbringen sein. Die Amerikaner sind groß darin, Akten und Unterlagen aufzube wahren. Denken Sie an ihr Document Center. Und wir haben andere Agenten. Angenommen, sie wissen, wo und wonach sie zu suchen haben, wird es nicht allzu schwierig sein, den Beweis zu finden.»
    «Sie scheinen an alles gedacht zu haben.»
    «An mehr, als Sie je erfahren werden. Und jetzt, da ich Ihre Fragen beantwortet habe, möchte ich Ihnen eine stellen, Herr Gunther. Wollen Sie sie beantworten, bitte?»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, was ich Ihnen sagen könnte, Poroschin. Sie sind der Spieler, nicht ich. Ich bin bloß ein Springer in Ihrem Wiener Gambit, haben Sie das verges sen? »
    «Trotzdem habe ich eine Frage.»
    Ich zuckte die Achseln. «Schießen Sie los.»
    «Ja», sagte er, «um für einen Augenblick zum Schachspiel zurückzukehren. Man rechnet damit, daß man Figuren op fern muß. Becker, zum Beispiel. Und natürlich Sie. Aber manchmal muß man unerwartet Verluste hinnehmen.»
    «Ihre Königin? »
    Er runzelte kurz die Stirn. «Wenn Sie so wollen. Belinsky erzählte mir, Sie hätten Traudl Braunsteiner umgebracht.

    Aber er war bei dieser ganzen Affäre zu allem entschlossen. Die Tatsache, daß ich an Traudl ein besonderes Interesse hatte, war für ihn nicht von besonderer Bedeutung. Er hätte sie ohne nachzudenken getötet. Aber Sie ... Ich habe Sie durch einen meiner Leute in Berlin im Document Center überprüfen lassen. Sie sagten die Wahrheit. Sie waren nie Parteimitglied. Und das übrige stimmte ebenfalls. Daß Sie um Versetzung aus der SS baten. Daß man Sie hätte erschie ßen können. Also vielleicht ein sentimentaler Narr. Aber ein Mörder? Ich sage Ihnen ohne Umschweife, Herr Gunther:
    Mein Verstand sagt mir, daß Sie sie nicht getötet haben. Aber ich muß es auch hier wissen.» Er schlug sich auf den Bauch. «Vielleicht hier am meisten.»
    Er fixierte mich mit seinen mattblauen Augen, aber ich zuckte nicht mit der Wimper und wich seinem Blick nicht aus.
    «Haben Sie sie getötet? » «Nein.»
    «Haben Sie sie überfahren? »
    «Belinsky hatte einen Wagen, nicht ich.»
    «Sagen Sie, daß Sie an ihrer Ermordung nicht beteiligt waren.»
    «Ich wollte sie warnen.»
    Poroschin nickte. «Da», sagte er, «damit bin ich zufrie den. Sie sagen die Wahrheit.»
    «Slava bogu (Gott sei Dank).»
    «Sie tun gut daran, ihm zu danken.» Er schlug sich noch einmal auf den Magen. «Hätte ich's hier nicht gespürt, hätte ich Sie ebenfalls töten müssen.»
    « Ebenfalls?» Ich runzelte die Stirn. Wer war sonst noch tot?
    « Belinsky ? »
    «Ja, auf eine höchst unglückliche Art. Es war dieses hölli sche Pfeiferauchen, das er an sich hatte. Solch eine gefähr liche Angewohnheit. Sie sollten sie aufgeben.»
    «Wie?»
    «Es ist eine alte Tscheka-Methode. Eine kleine Menge von Tetryl ins Mundstück, verbunden mit einer Zündschnur, die zu einem Punkt unterhalb des Pfeifenkopfes führt. Steckt man die Pfeife an, dann auch die Zündschnur. Ganz simpel, aber auch tödlich. Ihm wurde der Kopf weggerissen.» Poro schins Ton war beinahe gelangweilt. «Sie verstehen? Mein Verstand sagte mir, daß Sie es nicht waren, der Traudl tötete. Ich wollte bloß sicher sein, daß ich Sie nicht
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