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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)
Autoren: Jonas Winner
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Bentheim“, kam es ihrem Chefredakteur zögerlich über die Lippen, „für uns … also für das Überleben dieser Zeitung, ist es natürlich von größtem Interesse, zu erfahren, was der neue Besitzer genau mit dem Blatt vorhat.“
    Ja, das konnte sie sich denken.
    „Es gibt ja die Vereinbarung“, fuhr Treibel fort, „dass von Quitzow die Unabhängigkeit der Redaktion garantiert … und doch … “ Er kam um den Schreibtisch herum und setzte sich neben Lisa in den zweiten Sessel, der davor stand. „Und doch frage ich mich, was genau er im Schilde führt. Ich meine: Es geht ihm ja wohl nicht wirklich darum, Geld aus der alten Gazette zu schlagen, oder?“ Fragend sah er sie an.
    Frag mich nicht, was Felix im Sinn hat, ging es Lisa durch den Kopf - aber sie zog es vor, nur mit den Händen kurz auf die Armlehnen des Sessels zu tippen.
    „Ich brauche Ihnen das sicher nicht zu sagen, Frau Bentheim, aber es wäre auch für Ihre Kollegen natürlich äußerst wertvoll, wenn wir alle … “ Treibel lächelte sie an, und Lisa merkte, wie er versuchte, charmant zu sein, „ … von ihrer Bekanntschaft mit Herrn von Quitzow ein wenig profitieren könnten.“
    „Wie das?“ Sie beugte sich über die Armlehne in seine Richtung.
    „Einfach nur ein Gespräch, verstehen Sie?“ Treibel lächelte. „Meinen Sie nicht, dass das ginge? Der Anlass liegt doch auf der Hand: Herr von Quitzow erwirbt das Blatt, für das Sie - und nicht einmal sehr lange - als Redakteurin tätig sind. Sie wollen ihn treffen - nicht etwa, um ihn auszufragen, um Himmels willen!“ Treibel erhob sich wieder, er kam Lisa seltsam unruhig vor. „Nein, einfach nur ein Treffen, nachdem es ja diese alte Verbindung gibt, zwischen Ihnen und Herrn von Quitzow, meine ich.“
    Lisa schaute auf die Spitze ihres Schuhs, der am Fuß des übergeschlagenen Beins steckte.
    Am Abend zuvor hatte sie das Gefühl gehabt, ihr Herz wäre in ihren Mund gesprungen und würde dort unterhalb des Gaumens pochen, als Felix‘ Blick sie getroffen hatte. Es war ihr unmöglich gewesen, einfach herumzufahren und davonzulaufen, obwohl sie das am liebsten getan hätte. An ihm vorbei zu gehen und nur flüchtig zu grüßen, war jedoch ebenfalls ausgeschlossen gewesen. Minutenlang, so war es ihr vorgekommen, hatten sie sich in die Augen gesehen, dann hatte ein zwischen ihnen hindurchgehender Schatten ihren Blick abgeschnitten - nein, kein Schatten, ein Mann mit kurz rasiertem Haar und makellosem Anzug, der geradewegs auf das Auto zugegangen war. Felix hatte den Blick von ihr abgewendet, sich in den Wagen gesetzt und den jungen Mann hinter ihm die Tür zuschlagen lassen. Es war der Fahrer gewesen, der erst jetzt zu der Limousine gekommen war.
    Mit angehaltenem Atem hatte Lisa zugesehen, wie der Fahrer den schweren Wagen startete, auf der Straße in einem quietschenden Bogen wendete und dumpf röhrend davon fuhr. Aufstrahlende Rücklichter, ein orange blitzender Blinker, dann war das Fahrzeug um die Ecke gebogen und verschwunden gewesen.
    „Wissen Sie was?“, hörte sie Treibel sagen, „eigentlich war ich für heute Nachmittag mit Herrn von Quitzow für ein erstes Gespräch verabredet. Aber jetzt habe ich eine viel bessere Idee.“
    Ach ja?
    „ Sie nehmen den Termin wahr. Ursprünglich hatte er sich gar nicht mit mir treffen wollen, ich habe jedoch so sehr darauf gedrängt, dass er schließlich zugesagt hat. Jetzt tue ich ihm einen Gefallen und überrasche ihn. Nicht ich alter Trottel texte ihn zu, nein, Sie, Frau Bentheim, schauen kurz mal vorbei, eine Art Antrittsbesuch, pure Höflichkeit. Ich bin sicher, er weiß das zu schätzen!“
    Vor Lisas Auge blitzte der entblößte Leib der jungen Frau auf, der sich dehnte, als sie hinauf in den Kofferraum sprang.
    „Und wenn sie dort sind, nutzen sie die Gelegenheit, um mehr von ihm zu erfahren. Das ist schließlich auch für Ihre Kollegen von größter Wichtigkeit.“ Plötzlich stand Treibel dicht bei ihrem Stuhl, beugte sich herunter, und sein dünnhäutiges, mageres Gesicht ragte neben ihr auf. „Unser aller Geschick hängt an Ihnen, Frau Bentheim, verstehen Sie?“
    Felix hatte jünger gewirkt, VIEL jünger, ging es Lisa durch den Kopf. Wie alt war er eigentlich? Sein ganzer Körper hatte eine seltsame innere Anspannung ausgestrahlt.
    „Was sagen Sie?“
    Lisas Haut brannte. Sie fühlte den Blick des Mannes, der neben der Limousine stand, auf sich glühen. Es hatte ein brutales Verlangen darin geglitzert - ein Verlangen, von dem
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