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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)
Autoren: Jonas Winner
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    Lisas Herz setzte aus.
    Im gleichen Moment versenkte sich sein Blick in ihre Augen.
    Die Muskeln tief drinnen in ihrem Bauch zogen an.


     
    Es war kalt, als Lisa auf die Straße trat. Kalt, nass und dunkel. Die Stadt schien wie ein geducktes Raubtier auf sie zu lauern: Ein Mosaik schwarzglänzender Flächen, zwischen denen sich Lichter bewegten und blinkten. Passanten hatten keine Gesichter, nur Rücken, Beine, klappernde Absätze. In der Ferne sah Lisa die S-Bahn über die Überführung rattern, die jenseits der Linden die Friedrichstraße kreuzte.
    Unwillkürlich schlug sie den Kragen ihres Mantels hoch und begann Richtung S-Bahn zu laufen. Sie wollte nach Hause. Es war spät. Fast Mitternacht.
    So lange wie möglich hatte sie sich noch in der Redaktion aufgehalten. Hatte mit Jenna und Enrico den Sekt ausgetrunken und über alles Mögliche geredet - nur nicht über das, was ihr im Kopf herumging.
    Sie hatte Felix seit zwei Jahren nicht mehr gesehen, hatte hin und wieder etwas von seinen Unternehmungen mitbekommen, aber jedes Mal, wenn das Telefon geklingelt hatte, gehofft, dass er nicht dran sein würde.
    Es war zu kompliziert. Sie hatte keine Zeit dafür. Und doch hatte sie vorhin sogar noch angefangen, für einen neuen Artikel zu recherchieren, nur um sich noch ein wenig in dem Gebäude aufhalten zu können, nachdem Jenna und Enrico bereits gegangen waren.
    Felix und Treibel hatten im Großraumbüro nur kurz die Redakteure begrüßt, bevor sie - ohne sich auf größere Gespräche einzulassen - weitergegangen waren. Lisa vermutete, dass sich Felix als neuer Besitzer den Rest des Hauses zeigen lassen wollte. Im Großraumbüro waren die beiden zwar nicht mehr aufgetaucht, aber Lisa war die ganze Zeit über das Gefühl nicht losgeworden, dass Felix sich ganz in ihrer Nähe aufhalten müsste. Schließlich hatte sie ihren Aufbruch jedoch nicht länger hinausschieben können, ihren Mantel genommen, den Computer ausgeschaltet und sich auf den Weg nach Hause gemacht. Nach Hause, das hieß in die kleine Wohnung, die sie sich genommen hatte, nachdem sie bei Felix ausgezogen war.
    Sie lief die Friedrichstraße an den geschlossenen Geschäften entlang, der Bürgersteig glänzte noch feucht vom Regenschauer früher am Abend. Hinter ihr war das ruhige Brummen eines Dieselmotors zu hören, dann zog ein schwerfälliges Taxi langsam an ihr vorbei, die Räder beinahe krumm vom jahrzehntelangen Dienst in der Stadt. Mit leise prasselndem Geräusch durchpflügten die Reifen die dünne Feuchtigkeitsschicht, die sich vom Niederschlag auf dem Asphalt gehalten hatte. Gedankenverloren folgte Lisas Blick dem Fahrzeug, den rot glimmenden Rücklichtern, die sich im Geflecht der Schattenschattierungen verloren - da fielen ihr die Scheinwerfer eines anderen Fahrzeugs auf, die in ihre Richtung wiesen. Die Lichter waren heruntergedimmt, aber nicht ganz ausgeschaltet. Der Wagen stand gut zwanzig Meter vor ihr am Bordstein. Dunkelblau schimmerte der glänzende Lack der Limousine, der Kühler wirkte geschmeidig, wie kurz vorm Sprung.
    Lisa warf einen Blick auf die Windschutzscheibe, konnte dahinter aber nichts erkennen, weil das Glas den Schein der Straßenlaterne zurückwarf, die zwischen ihr und dem Wagen in die Straßenschlucht aufragte. Ihr fiel auf, dass die hintere Tür auf der Fahrerseite geöffnet war - und begriff im gleichen Moment, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Instinktiv verlangsamte Lisa ihre Schritte.
    Unterhalb der geöffneten Tür war etwas zu erkennen.
    Zwei Arme.
    Nackte Unterarme, die Hände abgeknickt, mit der Innenseite auf das Pflaster gestützt, die Fingernägel zugespitzt und lackiert. Die Finger gespreizt, angespannt, angewinkelt.
    Die Arme einer Frau.
    Nackt, schlank und gepflegt.
    Lisa blieb stehen. Ihr Herz stampfte.
    Der Kopf der Frau musste sich genau hinter dem geöffneten Türflügel befinden, doch sie konnte ihn nicht sehen.
    Ist ihr schlecht geworden?
    Lisas Blick sprang zurück zur Windschutzscheibe.
    Die Reflexion der Straßenlaterne hatte sich verschoben, so dass sie jetzt durch das Glas ins Innere des Wagens blicken konnte.
    Der Platz hinter dem Steuerrad war leer. Hinter der Kopfstütze des Beifahrersitzes jedoch war ein Profil zu erkennen. Verschattet, angeschnitten, zu der Frau gedreht, die sich hinter der Tür auf das Pflaster stützte.
    Abrupt zog Lisa Luft durch die Nase ein und wich ein paar Schritte zur Seite, brachte einen hervorspringenden Schaufensterkasten, der an dem Geschäft
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