Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beethoven: Der einsame Revolutionär. (German Edition)

Beethoven: Der einsame Revolutionär. (German Edition)

Titel: Beethoven: Der einsame Revolutionär. (German Edition)
Autoren: Jan Caeyers
Vom Netzwerk:
um unerwähnt zu bleiben. Schließlich gehören auch die Geschichten über Beethoven zur Geschichte seines Lebens.

ERSTER TEIL
    Der Künstler als junger Mann
    (1770 – 1792)

1
    Das große Vorbild: Großvater Louis van Beethoven
    Louis van Beethovens Lehrzeit bei Antoine Colfs in Mecheln endete im Frühjahr 1727. Wir wissen nicht, was er unmittelbar danach getan hat, fest steht aber, dass er im November 1731 eine Stelle als «Tenorist an Sint Pieter» in Löwen annahm. Dort gab es einige Vakanzen: Jeder Angehörige des Kirchenpersonals, den man jansenistischer Tendenzen verdächtigte, war auf die Straße gesetzt worden.[ 1 ] Diese großangelegte Säuberungsaktion wurde von dem aus Mecheln stammenden Rombout van Kiel geleitet, der in seiner Eigenschaft als Rektor der Universität Löwen gewissenhaft die Direktiven des Erzbischofs exekutierte und zum Dank für seine Dienste im Juni 1731 zum Kanoniker der Sankt-Peters-Kirche ernannt wurde. Van Kiel war ein Mitschüler Michiel van Beethovens gewesen, und bei der Einstellung von Michiels Sohn in Löwen, kurz nach seiner eigenen Ernennung, dürfte er die Hand im Spiel gehabt haben. Außerdem wurde die Kapelle der Sankt-Peters-Kirche von einem anderen Musiker aus Mecheln geleitet: Louis Colfs. Er konnte dem ehemaligen Schüler seines Vetters Antoine helfen, sich an seinem neuen Arbeitsplatz schnell zu bewähren. Tatsächlich erhielt Louis van Beethoven schon wenige Wochen nach seiner Ankunft die Gelegenheit, den kranken Chorleiter zu vertreten.
    Indes blieb Louis nicht besonders lange in Löwen. Nach erfolgreichem Probesingen im August 1732 wurde er am 2. September zum Sänger an der Sankt-Lambertus-Kathedrale in Lüttich ernannt. Dieser Wechsel von Löwen nach Lüttich erklärt sich auch durch die engen, jahrhundertealten Verbindungen zwischen den beiden Städten. Nicht nur, dass sehr viele Löwener Professoren aus Lüttich stammten, die Universität von Löwen hatte andererseits ein Vergabeprivileg für kirchliche Ämter im Fürstbistum Lüttich, weshalb viele Anstellungen an Lütticher Kirchen in Löwen arrangiert wurden. Eine zentrale Figur bei diesen Transaktionen war der einflussreiche Theologieprofessor Jean-François Stoupy, Direktor des Lütticher Kollegs in Löwen, außerdem Freund und reaktionärer Seelenverwandter Rombout van Kiels. Vermutlich war er es, der Louis van Beethoven vorgeschlagen hat, die Stelle in Lüttich anzunehmen.
    Auch in Lüttich blieb Louis nur wenige Monate, denn schon im März 1733 wurde er nach Bonn versetzt, die Residenzstadt des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten. Wahrscheinlich hatte der Herrscher selbst bei einer seiner zahlreichen Besuche des Fürstbistums Lüttich – das schon seit Jahrhunderten unter der Herrschaft des Erzbistums Köln stand – Gefallen an Louis van Beethovens warmer Stimme gefunden. Clemens August von Bayern war ein Kenner auf dem Gebiet der Musik und hatte eine Nase für Begabungen. Nach gut aristokratischer Tradition hatte er selbst eine solide musikalische Ausbildung erhalten und war ein passionierter Gambenspieler. Außerdem kannte er durch seine vielen Reisen sowohl die italienische als auch die französische Musik sehr gut; zur Erweiterung seiner eigenen Kapelle warb er deshalb gern hervorragende Musiker aus beiden Ländern an, was einige Jahrzehnte später nicht ohne Bedeutung für die musikalische Entwicklung des jungen Ludwig van Beethoven sein sollte.
    Mit der Anwerbung und Förderung von Spitzenmusikern setzte Clemens August eine lange Familientradition fort. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verfügten zwei seiner Vorfahren, die bayrischen Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V., nachdem sie die besten Musiker aus den damaligen Niederlanden und Italien nach München geholt hatten, über die bedeutendste Musikkapelle Europas. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sollte der Pfalzgraf und Kurfürst Karl Theodor – auch er ein Wittelsbacher, wenn auch aus der pfälzischen Nebenlinie – in Mannheim Ähnliches zustande bringen. Sein Orchester, für das Musiker aus aller Herren Länder rekrutiert wurden, war ohne Zweifel das beste Europas und setzte neue Maßstäbe für diszipliniertes Zusammenspiel. Das wiederum war von großer Bedeutung für den jungen Mozart, der 1780, wenige Jahre, nachdem Karl Theodor auch Kurfürst von Bayern geworden und das Mannheimer Orchester in seine Hauptstadt München mitgenommen hatte, für dieses Ausnahmeorchester und das ebenso berühmte Mannheimer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher