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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte
Autoren: Lucy Silag
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habe ich Schmetterlinge im Bauch, wenn ich ihn ansehe. Er ist echt ein erstaunliches Wesen: sensibel und gut aussehend und Freundlichkeit und Humor ausstrahlend. »Cory sehe ich morgen, bevor er nach Denver zurückfliegt. Und den anderen Dummköpfen muss ich nicht Lebewohl sagen.«
    »Aber was ist mit Zack und Alex? Und Olivia?«, frage ich lachend. »Willst du dich denn auch nicht von ihnen verabschieden?«
    Jay zuckt mit den Schultern. »Alex macht doch immer nur Ärger.« Aber da ist ein verräterisches Glitzern in seinen braunen Augen.
    »Jay!«, tadle ich ihn. »Alex hat uns beide gerettet. Bevor noch etwas wirklich Schlimmes passieren konnte. Du solltest ihr echt dankbar sein. Und was ist mit den anderen beiden?«
    »Wir bleiben in Kontakt«, sagt Jay. »Und seit wann legst du dich so für Alex ins Zeug? Sie ist schuld daran, dass du jetzt ein Kindermädchen bist, das sogar im selben Haus wohnt!«
    »Wir nennen uns selbst lieber au pairs, Jay«, verbessere ich ihn.
    »Und, hast du Lust, chinesisch zu essen?«, fragt Jay mit einem Grinsen. »Ich sterbe vor Hunger.«
    Ich habe seit den croque monsieurs, die ich heute Nachmittag zum Mittagessen für Albert und Emeline gemacht habe, nichts mehr gegessen. »Äh, klar«, sage ich. »Chinesisch klingt gut.«
    »Sag mir nicht, dass du keinen Hunger hast.«
    »Nein!«, entgegne ich schnell. »Doch, Hunger habe ich. Ich möchte wirklich gern essen gehen.«
    Wir spazieren die Avenue des Gobelins in die südöstliche Ecke von Paris. Jay liebt asiatisches Essen. Er kennt im Quartier Chinois die besten Lokale.
    Dieser Teil von Paris ist voll mit Sozialwohnungen, riesigen Mietshäusern mit minikleinen asiatischen Restaurants und Lebensmittelläden entlang der Straßen. Alle paar Meter kommt ein Neonschild mit chinesischen oder japanischen Schriftzeichen. Die Namen der Lokale sind entweder poetisch oder klingen sehr putzig auf Französisch übersetzt: »La Belle Rose Café« oder »Le Marché au Poulet Joyeux«.
    Nach einem längeren Marsch in das 13. Arrondissement bringt mich Jay in ein kleines, nicht ausgeschildertes Restaurant mit roten Lampions. Der Raum ist schwach beleuchtet, die abgenutzten auf antik gemachten Holzstühle im Dunkeln fast nicht zu sehen. Alles ist leise und strahlt eine romantische Atmosphäre aus. Auf unserem Tisch liegt eine mit Drachen gemusterte Tischdecke und bis auf eine einzige Votivkerze ist es ganz dunkel.
    Wir bestellen Suppe, Reis und scharfe Ente mit Chili. Ich esse, ohne viel zu sprechen, anscheinend zu hungrig, um mich auf etwas anderes konzentrieren zu können.
    »Woran denkst du, PJ?«, fragt mich Jay.
    Ich schüttle den Kopf. Ich bin gerade wunschlos glücklich und mache mir tatsächlich keine Sorgen.
    »Nichts?«, fragt er ungläubig.
    »Wirklich, an nichts.« Ich lache.
    »Ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass du immer ein Rätsel bleiben wirst, ganz egal, was in deinem Leben passiert. Ein schönes, geheimnisvolles Rätsel.«
    »Nein, Jay.« Ich schüttle meinen Kopf. »Keine Geheimnisse mehr. Jetzt, wo du alles weißt, bin ich ein offenes Buch.«
    »Dabei weiß ich aber noch gar nicht alles«, sagt Jay und schaut mich über den Tisch hinweg eindringlich an.
    Ich lache und seufze zur selben Zeit. »Na gut, es gibt da etwas, das ich dir noch nicht erzählt habe.«
    »Und das wäre?«
    »Ich habe Denis Marquet zusammengeschlagen, den Typ, mit dem sich Alex trifft oder sich getroffen hat oder was auch immer. Als er gekommen ist, um meine Schwester und mich dazu zu kriegen, dass wir zurück zu den Marquets gehen, habe ich ihn so hart geschlagen, dass er bewusstlos zusammengesackt ist.«
    »Was für ein Rowdy!«, sagt Jay.
    »Ja, einerseits ist er ein Rowdy, andererseits aber auch nicht«, entgegne ich. »Ich meine, er hat uns immerhin dabei geholfen, dass Monsieur Marquet mich jetzt in Ruhe lässt. Und wenn Denis nicht eingeschritten wäre, hättest du vielleicht etwas getan, das du wirklich bereut hättest.«
    »Nein, ich hab dich gemeint. Du bist der Rowdy. Mein umwerfender Rowdy. Wenn du jemanden zusammenschlagen durftest, dann sollte ich das doch auch dürfen oder?« Jay lacht. »Findest du nicht? Das ist sonst unfair.«
    Unwillkürlich muss ich lächeln. Es fühlt sich so seltsam an, mit ihm darüber zu lachen. Seltsam, aber auch ungeheuer erleichternd. Ganz langsam, aber sicher setzt sich die Erkenntnis, dass dieser Albtraum nun wirklich zu Ende sein könnte.
    Nicht zum ersten Mal macht es mich traurig, daran zu denken,
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