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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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weltweit, mit mehreren Eigenheimen, Autos und Freundinnen in aller Herren Länder.
    Ich kenne zwar den Lebenslauf meines Vaters so gut wie Jeremys Songs, aber ihn persönlich eigentlich weniger. Wenn nicht sein Bild im Wall Street Journal erscheinen würde, wann immer er gerade irgendein großes Überseegeschäft abschließt, würde ich nicht mal wissen, wie er aussieht. Meine Mutter hat ihn in flagranti mit unserer Quebecoise Nanny erwischt, als ich ungefähr fünf war, und seitdem ist er für mich sozusagen der »Unsichtbare«.
    »Das ist wirklich gar kein Problem«, sage ich ganz lässig zu PJ. »Hast du Lust, vor dem Abflug mit mir noch kurz durch den Duty-Free-Bereich zu bummeln?«
    PJ zögert. »Nein, ich glaube nicht. Ich gehe lieber zu Starbucks. Ich brauche dringend einen Kaffee.« Wieder sehe ich, wie ihre Hände zittern, als sie sich die langen blonden Haare aus dem Gesicht streicht.
    »Okay«, sage ich. »Ich komme mit. Einen kleinen Muntermacher könnte ich auch vertragen.«
    PJ sieht mich mit ihren blauen Augen an. »Alex, ich kann dir niemals zurückzahlen, was du heute für mich getan hast. In Paris werde ich es natürlich versuchen. Aber im Moment wäre ich gern allein, geht das?«
    O Gott! Mir bleibt kurz die Luft weg. Ist meine Gesellschaft denn soooo schrecklich? Es ging doch nur dämm, einen Kaffee zusammen zu trinken. Aber ich kenne ihre Sorte Mensch - den Typ der undankbaren, linkischen Einzelgängerin. Ihre äußere Schönheit spiegelt sich ganz eindeutig nicht in ihrer Persönlichkeit wider!
    »Ah ja, okay«, sage ich etwas beleidigt. »Dann geh ich eben allein zum Duty Free.«
    Kurze Zeit später komme ich mit drei Lipgloss, vier Kaugummipackungen und einem neuen Burberry-Regenhut wieder aus dem Duty-Free-Bereich heraus.
    Ich entdecke PJ in der Nähe vom Gate, wo sie im stark heruntergekühlten Terminal fröstelnd auf einem Stuhl sitzt. Ich vermeide den Blickkontakt, aber trotzdem nehme ich sie und jede ihrer Bewegungen die ganze Zeit sehr bewusst wahr. Selbst in ihrer alten, total unmodernen braunen Wolljacke sieht sie noch elegant und relativ selbstsicher aus, obwohl sie nervös auf ihrem Sitz hin- und herrutscht. Dass und vor allem wie sie mich so kühl abserviert und meine Freundschaft zurückgewiesen hat, sogar noch vor unserer Ankunft in Paris, hinterlässt bei mir einen schlechten Nachgeschmack. Nur gut, dass ich so viele Kaugummis gekauft habe!
    Aber natürlich kann mir diese blöde Blondine, die ohne Kreditkarte in der Economyklasse sitzt, nicht das Wasser reichen. Wetten, dass PJ nicht mal wirklich aus New York stammt? Kein New Yorker, den ich kenne, würde in Birkenstock-Sandalen nach Paris fliegen!
    Das Boarding von French Airways für die Erste-Klasse-Pas- sagiere beginnt. Ich stelle mich an, um meinen Boarding- Pass durchzuziehen und dem Gate-Mitarbeiter meinen Pass zu zeigen. Es ist so weit!
    Schluss mit Jeremy, New York und den ganzen Misserfolgen! Paris ist meine Chance, noch mal ganz von vorne anzufangen. Endlich!

  2. OLIVIA
    Tanz der Entdeckungen
    Ich versuche, es mir hinten im Kleinbus gemütlich zu machen, während ich Madame Cuchon, die Leiterin des »Programme Americaine« im Lycee de Monceau, anstarre. Sie ist die erste waschechte Französin, die ich treffe, und ganz anders, als ich mir die Franzosen vorgestellt habe. Mme. Cuchon ist exzentrisch angezogen. Sie trägt ein wallendes Rayon-Kleid mit mehreren Schichten und indischem Muster und dazu spitz zulaufende elfenhafte Holzklocks an ihren großen, langen Füßen. Sie sieht eher so aus, als gehöre sie aufs alternative Burning-Man-Festival mitten in der Wüste, als dass sie für das angesehenste High-School-Auslands-Programm zuständig ist.
    »Haben Sie eigene Kinder, Madame Cuchon?«, fragt PJ, eine zarte Blondine aus Vermont in einem perfekten Französisch. Ich bin echt neidisch, wie cool und frisch PJs Haut aussieht, und das, obwohl es in dem Kleinbus so stickig und schwül ist. Ich selbst brate vor mich hin und kippe vor Erschöpfung fast um. Außerdem wird mir beim Autofahren immer schlecht wie beim Achterbahnfahren in Disneyland. Als mir dann auch noch so richtig klar wird, dass ich in einem fremden Land bin, fast genau auf der anderen Seite der Weltkugel, weit weg von Kalifornien, bekomme ich totales Herzklopfen.
    Nur nicht spucken, nur nicht spucken. Ich nehme einen  großen Schluck Wasser aus der Literflasche, die ich sofort nach der Landung gekauft habe. Die neue Welt draußen vor den Busfenstem nehme
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