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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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frustriert einen Fußtritt. »Ich muss heute Abend noch nach Paris!«
    »Oui, oui, oui«, sagt die Mitarbeiterin. »Haben Sie eine Kreditkarte? Die einzige Möglichkeit, wie French Airways Ihrem Wunsch nachkommen kann, heute Abend noch nach Paris zu fliegen, ist, wenn Sie den letzten verfügbaren Platz in der ersten Klasse buchen.«
    »Nein!«, stöhnt das Mädchen.
    »Gut, dann treten Sie bitte beiseite, damit ich dem nächsten Passagier mit Ticket helfen kann ...«
    »Warten Sie«, ich halte beide auf und blicke auf die Geldscheine in den Händen des Mädchens. »Ich bezahle. Ich habe meine American-Express-Card dabei. Geht das?«
    »Was machst du da?«, fragt das Mädchen.
    »Du gibst mir einfach das Bargeld, das du dabeihast, und bekommst meinen Platz. Economy Class ist sowieso nicht mein Ding. Im Prinzip tust du mir also sogar einen Gefallen«, erkläre ich ihr.
    »Echt?«
    »Klar!« Ich reiche der Mitarbeiterin hinter dem Schalter die American-Express-Black-Card. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Penelope Jane Fletcher«, antwortet sie und legt ihren Pass auf den Schalter, damit die Mitarbeiterin ihren Namen und alle wichtigen Daten eintippen kann. »Aber du kannst PJ zu mir sagen. Warum tust du das für mich?«
    »Na ja«, sage ich mit meinem allercharmantesten, strahlendsten Lächeln und schaue auf die Euro-Scheine in ihren Händen. »Bargeld kann ich immer brauchen. Ich habe vergessen, mir welches zu besorgen, bevor der Chauffeur mich hier abgesetzt hat. Du kannst mir das Geld als Bezahlung für das Ticket geben, das ich gerade für dich gekauft habe.«
    PJ schiebt mir die Scheine rüber, als könne sie es gar nicht erwarten, sie loszuwerden. »Hier, nimm. Ich kann echt nicht glauben, dass du das für mich tust.«
    Wie schön! Ich freue mich total. Gleichzeitig wird mir aber auch bewusst, dass mit diesem Mädchen irgendetwas nicht stimmt.
    PJ ist genau die Sorte Mädchen, die bei dem Programm eigentlich durchs Raster fallen müsste, denke ich, als wir zum Sicherheitscheck gehen. Das Lycee ist für die besten der besten jungen amerikanischen Oberschüler gedacht, diejenigen, die den Sommer an der Riviera verbringen und das Musee d'Orsay so gut kennen wie ihre eigene Westentasche. PJ dagegen sieht so aus, als wäre sie noch nie von ihrer Ranch runtergekommen.
    Zum einen ist sie angezogen, als wäre sie auf der Flucht: dreckige, zerrissene Jeans von JC Penney's und ein dünnes eingelaufenes schwarzes T-Shirt mit der abbröckelnden und ausgebleichten Aufschrift »Live free or die« vorne drauf. Ein kurzer Check von oben bis unten und ich merke, dass es nicht nur ihre schmuddelige Kleidung ist, die mir komisch vorkommt. Ihre Hände zittern, als sie ein Stoffportemonnaie auf das Förderband legt. Und sie schaut immer wieder auf ihren Boarding Pass, so als könne sie nicht glauben, dass er wirklich echt ist.
    Weil ich meinen Laptop und meine ganzen Kosmetika auspacken, außerdem natürlich meine filigranen Goldkreolen abnehmen und dann auch noch meinen BlackBerry und alles andere für den Metalldetektor rauskramen muss, ist PI gezwungen, mehrere Minuten lang auf mich zu warten, bis alles durchleuchtet ist.
    »Hör mal«, sagt PJ. »Du hast mir gerade echt geholfen. Dafür bin ich dir sehr dankbar. Mein Dad hat mir das ganze Bargeld gegeben ... Ich war mir sicher, dass es reichen würde.«
    »Ach was!?«, lache ich laut. »Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Mein Dad ist ganz genauso. Er glaubt, dass man mit ein paar Hunnis alle Probleme lösen kann.«
    PJ sieht mich mit einem eigenartigen Blick an. »Echt? Dein Dad bezahlt auch immer alles bar?«
    »Aber klar!« Ich nicke. Das stimmt zwar nicht ganz, aber ihr scheint es so peinlich zu sein, keine Kreditkarte zu besitzen, dass ich sie nicht noch mehr beunruhigen will. Ich bin mir sicher, dass mein Vater sogar mehrere Kreditkarten hat, jede mit einem gigantischen Kreditlimit, das er voll ausschöpft. Mein Vater arbeitet für die Commonwealth Trust Bank in London, wo er die Geschäfte im südostasiatischen Raum beaufsichtigt. Er entstammt einer vietnamesischen Adelsfamilie, die schon vor langer Zeit zu Geld gekommen ist, denn sie war eine der ersten, die in der Kolonialzeit durch den Handel mit Frankreich reich geworden ist. Nachdem er eine Erziehung an den besten Schulen Frankreichs genossen hat, ist mein Vater schließlich an der Wall Street gelandet, dann in die Londoner Ränge aufgestiegen und ist jetzt ein Vorbild für sämtliche Business-School-Absolventen
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