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Beast

Beast

Titel: Beast
Autoren: Ally Kennen
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Jimmy streckt den Kopf durch die Tür.
    »Stephen?«, ruft er. »Bist du da draußen?« Es klingt angespannt.
    »Jep«, antworte ich und rapple mich auf. Jimmy findet das Ganze bestimmt so schon abgefahren genug, da brauche ich nicht auch noch aus den Latschen zu kippen.
    Er kommt über den Rasen gestapft. »Ich will bloß mit dir reden, Stephen, keine Bange. Carol macht sich wegen irgendwas mächtig ins Hemd.«
    »Schon gut.« Ich trete ins Licht.
    Jimmy schnappt nach Luft. »Was hast du da im Gesicht?«
    »Eine Nase?«, schlage ich vor, obwohl mir klar ist, dass ich mit Schweineblut und -fett verschmiert bin.
    Jimmy baut sich vor mir auf. »Was geht hier vor?«
    |23| Ich zucke die Achseln. Was hättest du an meiner Stelle gesagt? Ich hatte mir keine Erklärung zurechtgelegt, warum ich mitten in der Nacht ein Schwein zersäge. Was soll ich antworten?
Ich wollte bloß mal wissen, wie ein Schwein von innen aussieht?
Oder:
Das hat schon hier rumgelegen,
oder:
Das gehört ’nem Kumpel
? Das bringt doch alles nichts. Darum sage ich erst mal gar nichts. Mir fällt schon noch was ein. Mir ist noch immer was eingefallen. Aber jetzt hat Jimmy die Schuppentür aufgedrückt und leuchtet mit der Taschenlampe rein. Er schnappt noch mal nach Luft.
    Ich nicke heimlich. An seiner Stelle wäre ich auch überrascht.
    »Stephen?«
    Das klingt ein bisschen zu theatralisch. Ich stehe neben ihm und er weicht zurück, als ob er Angst vor mir hat. Im funzligen Licht sehe ich sein verstörtes Gesicht, als er den Lichtstrahl durch den Schuppen wandern lässt – über die Säge mit den blutigen Fingertapsern und das Schwein mit der hellrosa Schwarte, das auf der Plastikplane am Boden liegt.
    Dann leuchtet er mir mitten ins Gesicht und auf die Hände.
    Ich sage immer noch nichts.
    Er lehnt sich an die Schuppenwand und ringt nach Atem, als wäre er eben die Treppe einmal rauf- und wieder runtergerannt.
    »Es ist wirklich nichts Schlimmes«, sage ich probehalber.
    Jimmy holt tief Luft. »Ich gehe wieder ins Haus. Du |24| bleibst bitte hier. Komm mir nicht nach.« Er will losgehen, dreht sich aber noch mal um.
    »Wer ist das?«
    Ich zucke die Achseln.
    »Ist bloß ’ne Sau.«
    Er ist entsetzt, das spürt man.
    Er geht ganz langsam rückwärts raus. Die Plane verhüllt fast das ganze Schwein, nur der lange, blanke Rücken schaut raus. Eigentlich ist es urkomisch und ich kann mir das Kichern nicht verkneifen. Nun habe ich ja wirklich vor, einen Mord zu begehen, aber noch nicht jetzt. Noch nicht.
    »Warte, Jimmy. Es ist echt bloß eine Sau.«
    Aber er flitzt schon über die Wiese. »Sorg dafür, dass die Kinder drinnen bleiben, Verity, und ruf die Polizei!«
    Ich laufe hinterher. Ich will nicht, dass die Polizei hier aufkreuzt. Gerade jetzt will ich nicht auffallen. Wenn einen die Bullen erst mal auf dem Kieker haben, kann man keinen unbeobachteten Schritt mehr tun. Da ist man besser ein unbeschriebenes Blatt. Die Bullen hier draußen haben keine Ahnung, was ich schon alles angestellt habe. Und das soll bitte schön so bleiben.
    »Ich hab niemanden umgebracht, Jimmy! Das ist ein Schwein! Vom Metzger!«
    Jimmy bleibt stehen und dreht sich wie in Zeitlupe um.
    »Was?« Er schaut mich eine ganze Weile mit großen Augen an. Die Haustür geht auf und Verity guckt raus.
    »Ein Schwein vom Metzger?«, wiederholt sie ungläubig.
    »Sag ich doch«, erwidere ich betont gelassen. »Eine fünfzig Kilo schwere Mastsau. Hab ich heute Nachmittag in Bexton gekauft.«
    |25| Verity läuft an mir vorbei zum Schuppen.
    »Um Himmels willen, Jimmy!«, ruft sie aus.
    Natürlich muss Jimmy jetzt unbedingt noch mal nachsehen.
    »Regt euch ab«, sage ich. »Was denkt ihr eigentlich von mir?«
    Man hört Plastik rascheln.
    »Es ist ein Schwein!«, ruft Verity aus dem Schuppen und Jimmy läuft hin.
    Im Schuppenfenster sieht man ihre Taschenlampen aufblitzen. Im Haus drücken sich zwei kleine Gesichter an der Scheibe in der Hintertür die Nasen platt. Als sie merken, dass ich sie gesehen habe, tauchen sie ab. Jetzt fühle ich mich mies. Ich will nicht, dass jemand Angst vor mir hat. Na ja, jedenfalls Robert nicht. Ich male mir lieber nicht aus, was er jetzt denkt.
    Ich setze mich auf die Schaukel und stoße mich sachte ab.
    Die beiden bleiben ewig im Schuppen.
    Schließlich kommen sie wieder raus. Es ist eigentlich zu dunkel, um es zu erkennen, aber ich glaube, Jimmy ist verlegen.
    »Ich bin kein Mörder, Jimmy«, sage ich leise.
    »Was hättest du denn an meiner Stelle
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