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Bartleby, der Schreiber

Bartleby, der Schreiber

Titel: Bartleby, der Schreiber
Autoren: Herman Melville
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anschwellen. (»Vor Zorn rot wie ein Truthahn werden.«)
    12, 15 Adreßbuch ] Ein Adreßbuch ist das Einwohner- und Anschriftenbuch einer Stadt. Es enthält, alphabetisch geordnet, die Namen von Personen mit den dazugehörigen Anschriften; oder es enthält in alphabetischer Reihenfolge die Straßen mit den darin wohnenden Personen.
    13, 17 Akten ] Das im Original stehende, häufiger vorkommende Wort »document« ist seiner Bedeutung entsprechend mit »Dokument« und mit »Akte« übersetzt worden. Heutzutage versteht man unter dem Begriff »Akte« zu einer Sammlung verbundene Schriftstücke, die eine bestimmte Sache in Verwaltungen und bei Gerichten betreffen. In der Übersetzung ist der Begriff im ursprünglichen Sinne zu verstehen, d. h. im Sinne eines einzelnen Schriftstücks (insbesondere rechtlichen Inhalts). Obwohl er als besagte Gesamtheit von Schriftstücken mißverstanden werden kann, ist er hier gebraucht worden, da die Kopisten ein paarmal als Aktenkopisten bezeichnet werden.
    13, 23 Kännelkohle ] Eine früher zur Leuchtgasherstellung benutzte Steinkohle, die mit einer leuchtenden Flamme brennt.
    13, 25-27 spaltete ... alle seine Federn beim Nachschneiden inStücke ] Der Kiel (die Achse) von Gänseflügelfedern wurde zur Herrichtung als Schreibgerät spitz zugeschnitten und mit einem Spalt versehen. Das so gewonnene Schreibinstrument hieß Gänsefeder, Gänse- oder Federkiel. Nach Abnutzung konnte es wieder zur erforderlichen Form zurechtgeschnitten werden.
    15, 25 der zweite auf meiner Liste ] Dieser Ausdruck, dem im Original »the second on my list« entspricht, ist vermutlich eine Anspielung auf eine Heeresliste. (Früher wurden die Soldaten eines Heeres in einer Liste geführt.) Der Anwalt spricht von seinen Angestellten wiederholt in militärischen Ausdrücken (19, 21 Wachposten; 21, 19 Kopistenkorps; 26, 8 Angestelltenkolonne; 29, 8 Schildwache). An einer Stelle (12, 13 f.) werden die Angestellten listenmäßig aufgeführt.
    15, 29 des Ehrgeizes und der Verdauungsstörung ] Nippers leidet an einer »Verdauungsstörung« und zeigt »krankhaften Ehrgeiz«. Die Verdauungsstörung weist die Symptomatik des Zwölffingerdarmgeschwürs auf, einer psychosomatischen Krankheit, welche Melville aber als solche noch nicht bekannt sein konnte. Es ist kennzeichnend für diese Krankheit, daß bei Nüchternheit ein quälender Schmerz besteht und daß nach der Nahrungsaufnahme der Schmerz verschwindet. Nippers zeigt seine (schmerzbedingte) Gereiztheit hauptsächlich vormittags und ist nachmittags, nach dem im Vergleich zum Frühstück reichlicheren Mittagessen, »verhältnismäßig milde«.
    Die an dieser psychosomatischen Krankheit Leidenden haben den frühkindlichen Wunsch nach liebevollem Umsorgtwerden beibehalten. Da in der Zeit, aus welcher dieser Wunsch stammt, das Gefüttertwerden im Mittelpunkt des Lebens steht und gleichbedeutend ist mit dem Erfahren von Liebe und Fürsorge, stellt der Wunsch über das vegetative Nervensystem den Magen auf Nahrungsaufnahme ein, d. h., er regt dessen Sekretionan; und der Magensaft schädigt schließlich die Darmschleimhaut. – Ein Typus dieser Kranken bildet als Reaktion auf den Wunsch eine innere Haltung aus, die durch das Streben nach Unabhängigkeit, durch Aktivität und Ehrgeiz geprägt ist. Es kann so auch das Bedürfnis, geliebt zu werden, eine Befriedigung erfahren, indem die durch den Ehrgeiz bewirkte Leistung Anerkennung und Liebe einträgt.
    Nippers dürfte die stumpfsinnige und schlechtbezahlte Arbeit des Kopierens als eine ihm widerfahrende Lieblosigkeit empfinden; daher die Stärke seiner Krankheitssymptomatik.
    16, 18 Löschpapier ] Vorher war von Turkeys Streusandbüchse (13, 25), jetzt ist von Löschpapier die Rede. Es werden also in der Kanzlei beide Mittel zum Trocknen der Tintenschrift verwandt. Wie das Löschpapier saugt der feine Sand die Tinte auf. Bei der lockeren Konsistenz des Papiers früherer Zeit war es nötig, daß die Tinte, damit sie sich im Papier nicht ausbreitete, rasch getrocknet wurde.
    Das Löschpapier wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfunden; und es verhält sich wohl so, daß der alte Turkey nicht das neue Löschpapier, das zunächst auch teuer war, sondern noch den gewohnten Streusand benutzt.
    Ähnlich mag es hinsichtlich der Schreibfedern sein. Im Jahre 1808 wurde die Stahlfeder mit Spalt erfunden, und Anfang des 19. Jahrhunderts dehnte sich der Gebrauch dieser Art von Stahlfedern aus. Turkey benutzt zum Schreiben
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