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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht
Autoren: Kim Harrison
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wissen.«
    Angst um sie verdrängte die Angst um mich. »Nein, ich kann das«, meinte ich. »Wer immer es getan hat, war ein Untoter, und es ist um einiges sicherer, wenn ich ein paar Stunden auf der Couch von Ford verbringe, als wenn du deine Nase in die Angelegenheiten von Untoten steckst.«
    Ivy verzog protestierend ihr perfektes Gesicht, aber noch bevor sie irgendwas sagen konnte, nieste ich wieder.
    Verdammt, nochmal, ich komme ja!
    Jenks räusperte sich auf Ivys Schulter. »Als hätte Ivy je ein Problem damit gehabt, in der Unterwelt herumzustochern?
    Wir sind okay. Kisten hatte nicht mich als Rückendeckung.«
    Zusammen gaben sie ein Bild der Entschlossenheit ab, und ich seufzte.

    »Okay.« Ich gab nach und nieste noch einmal. »Ich muss weg.« Ungeduldiger Bastard. Das war genauso schlimm wie eine Verabredung, wo der Kerl im Auto saß und hupte. Das hasste ich auch.
    Ich packte Mr. Fishs Glas fester und ging die Stufen hinunter in den Regen. Der Geruch des sterbenden Gartens war stark, und meine Knöchel wurden feucht. Hinter mir hörte ich Jenks etwas fragen und Ivys sanftes Murmeln: »Das erzähle ich dir später.«
    »Entschuldigt, dass ich euch mit der Unordnung sitzen lasse«, rief ich noch über die Schulter. Gott, ich fühlte mich, als würde ich ins Sommerlager fahren.
    »Kein Problem.«
    Vor mir war die Kraftlinie, und als ich mich näherte, hob ich mein zweites Gesicht. Und wirklich, AI stand darin. Seine Frackschöße wehten, als er ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Der Regen traf ihn nicht, und er zog ein fragendes Gesicht, als ich kurz vor der Linie anhielt und mich noch einmal zur Kirche umdrehte. Es war nicht Angst, die mich zurückblicken ließ, sondern Befriedigung.
    Von der Überlagerung durch das Jenseits lag ein roter Schein über der Kirche, aber weil ich noch nicht in der Linie stand, konnte ich immer noch Ivy und Jenks auf den Stufen der Veranda stehen sehen, gerade so, dass sie nicht nass wurden. Ivy hatte einen Arm um den Bauch geschlungen, ließ ihn aber sinken, als sie meinen Blick bemerkte. Sie würde nicht winken, aber ich wusste, dass sie daran dachte, und dass sie und Jenks sich Sorgen machen würden, während ich weg war. Jenks war aus der Entfernung nur ein silberner Fleck, der auf Ivys Schulter saß und ihr wahrscheinlich gerade einen schlechten, dreckigen Witz erzählte. Sie hatten Stärke ineinander gefunden, und ich würde zurückkommen.
    Ich winkte ihnen, und mit neuem Selbstvertrauen schob ich mir eine Strähne hinters Ohr und drehte mich wieder zu AI um. Der Dämon wartete ungeduldig und vol zog eine ziemlich unhöfliche Geste, als fragte er sich, was ich für ein Problem hatte. Ich lächelte und dachte darüber nach, dass die nächsten vierundzwanzig Stunden völ ig anders werden würden als al es bisher. Sicher, ich ging ins Jenseits, aber ich hatte keine Angst.
    Ich schuldete Newt keinen Gefal en mehr und war mir sicher, dass sie mich in Frieden lassen würde, bis ich sie freiwil ig aufsuchte - als ob das jemals geschehen würde.
    Ich hatte einen krassen Handel mit einem Dämon geschlossen, aber die Belohnung war groß genug; diejenigen, die ich liebte, waren in Sicherheit, und ich auch.
    Mit Jenks' Hilfe hatte ich etwas gestohlen, was noch keiner in der Geschichte des Jenseits besessen hatte, und ich hatte die Folgen überlebt. Ich hatte Trents lausigen kleinen Elfenarsch gerettet und mit ein bisschen Glück würde ich auch das überleben. Ceris Baby, und damit auch die gesamte Elfenrasse, würde gedeihen. Aber das war noch nicht das Beste. Das Beste war das, was ich zurückließ, in dem Wissen, dass ich wiederkommen würde.
    Ich hatte meine Kirche. Ich hatte meine Freunde. Ich hatte eine Mutter, die mich liebte, und einen Drecksack von Irgendwie-Vater, der sie wieder glücklich machen würde.
    Also was machte es schon, wenn meine Kinder, sol te ich welche haben, Dämonen waren? Viel eicht hatte meine Mutter Recht. Viel eicht gab es da draußen jemanden für mich, der verstehen konnte, dass das Gute das Schlechte ausglich. Und viel eicht wäre ich, wenn ich so jemanden gefunden hatte, schon so tol , dass niemand, nicht einmal Newt selbst, es wagen würde, Hand an uns zu legen.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit wusste ich, wer ich war und wohin ich ging. Und genau jetzt ging ich . . diesen Weg.
    Und wenn sie nicht gestorben ist, dann ist sie grad im Jenseits.
    Lesen Sie weiter in:
    Kim Harrison BLUTKIND
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