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Baedeker Reisefuehrer Toskana

Baedeker Reisefuehrer Toskana

Titel: Baedeker Reisefuehrer Toskana
Autoren: Baedeker
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großzügige, im Verleihen von Geld aber vorsichtige Cosimo achtete auf die Bonität der Kunden, die in der Regel der Kurie oder den Fürstenhäusern angehörten und zugleich den politischen Einfluss der Medici mehrten. Zudem ernannte er nur hervorragende Bankkaufleute zu Filialleitern und reinvestierte den größten Teil der Gewinne. Im Gegensatz dazu kümmerte sich sein Enkel Lorenzo il Magnifico wenig ums Geschäft und lebte gern über seine Verhältnisse, sodass das Bankhaus bei seinem Tod 1492 fast vor dem Bankrott stand. Die Vormachtstellung der Medici aber war durch die internationalen Verbindungen so gestärkt, dass sie trotz kurzer Vertreibung ab 1513 mit Unterstützung der Päpste die Geschicke der Stadt lenken durften und in den Fürstenstand erhoben wurden.
    Monumentale Grabkapelle der ruhmreichen Medici-Fürsten
Mäzenatentum
    Das wohlhabende Florentiner Großbürgertum legte einen beträchtlichen Teil seines Vermögens in Stiftungen an. So ließ auch Giovanni Tornabuoni, Leiter der Medici-Bankfiliale in Rom, die Hauptchorkapelle der Kirche Santa Maria Novella von Domenico Ghirlandaio mit wunderschönen Fresken ausschmücken – »als einen Akt der Ehrfurcht und der Liebe zu Gott sowie zur Lobpreisung seines Hauses und seiner Familie«. Weitere Beweggründe für das Mäzenatentum erfährt man aus den Aufzeichnungen des Fernhandelskaufmanns Giovanni Rucellai (1403 bis 1481), der die Kirchenfassade finanzierte: »Ich glaube, ich habe mir mehr Ehre verdient dadurch, dass ich Geld ausgegeben habe, als dass ich es verdient habe.«
    Welche Dimensionen diese Form der Öffentlichkeitsarbeit annahm, lässt sich den Aufstellungen Lorenzos des Prächtigen entnehmen, der nach Durchsicht der Medici-Geschäftsbücher von 1434 bis 1471 errechnete, dass seine Familie in diesem Zeitraum für Almosen, Stiftungen und Steuern rund 664 000 Goldflorin ausgegeben hatte. Davon entfielen 8000 Goldflorin für die Ausschmückung der Franziskanerkirche Santa Croce, 40 000 Goldflorin auf den Neubau des Klosters San Marco, 60 000 Goldflorin auf den Neubau der Pfarrkirche San Lorenzo durch Filippo Brunelleschi und 60 000 Goldflorin auf den Bau des Palazzo Medici. Das entsprach durchschnittlichen Ausgaben pro Jahr von rund 18 000 Goldflorin, die durch jährliche Unternehmensgewinne von rund 13 000 Goldflorin nicht gedeckt waren, allenfalls durch Grundbesitz.
    Lorenzo der Prächtige. Ausschnitt aus dem Wandgemälde »Zug der Heiligen Drei Könige« von Benozzo Gozzoli
    Warum aber diese immensen Ausgaben? Zum einen stiftete man zur Beruhigung des schlechten Gewissens, denn Kreditgeschäfte waren anrüchig und von der Kirche geächtet. Durch frommes Mäzenatentum kam ihr das Geld jedoch zugute und sie billigte die Geschäftspraktiken indirekt, indem sie die Stiftungen annahm. Mit der Auswahl der zu unterstützenden Objekte und der Künstler bewiesen die Patrizier zugleich ihre Bildung, tugendhafte Gesinnung und den kultivierten Gebrauch des erworbenen Vermögen s. Last, but not least diente die Freigebigkeit politischen Zwecken, denn die zahlreichen großen Privataufträge schufen Arbeitsplätze, waren sichtbarer Nachweis der wirtschaftlichen Leistungskraft der Familien und brachte ihnen Wählerstimmen für kommunale Ämter. Wichtig war auch die Einsicht, dass nicht die Menschen selbst, wohl aber ihre gestifteten Kunstwerke die Zeit überdauern und den Ruhm der Familie mehren würden.
Sassetti-Kapelle
    Wie subtil man Religiosität einerseits und Wohlstand und politische Macht andererseits in Bildwerken zur Schau stellen konnte, vermag die Sassetti-Kapelle in der Kirche Santa Trinità zu verdeutlichen. Francesco Sassetti war als Filialleiter und späterer Teilhaber der Medici-Bank in Lyon zu Wohlstand gelangt und beriet seit 1469 den jungen Lorenzo de Medici. In der Nebenchorkapelle von Santa Trinità ließ er seinen sozialen Aufstieg und die engen Kontakte zur Medici-Familie darstellen. Die »Bestätigung der Franziskaner-Ordensregel durch Papst Honorius III. im Jahre 1223« ist dabei in das zeitgenössische Florenz verlegt.
    Im Vordergrund treten die Familien Sassetti und Medici als Zuschauer auf. Nahe dem päpstlichen Thron erscheinen rechts der kahlköpfige Francesco Sassetti mit seinem Sohn Frederigo, der schon als Knabe dem geistlichen Stand angehörte, neben ihm der dunkelhaarige Lorenzo de Medici sowie der altersgraue Antonio Pucci, ein Sassetti-Verwandter und Parteigänger der Medici. Auf der linken Seite gegenüber stehen
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