Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood
Autoren: Tom Wolfe
Vom Netzwerk:
immer anrufen konnte. Bis jetzt hatte er Anfragen —« zum Beweis hob Cutler die Blätter hoch »— aus praktisch allen Ecken der Welt, und sie sind alle aus demselben Grund in Panik geraten. In der relativ kurzen Zeit seit Eröffnung des Koroljow Museum of Art haben sie alle Gemälde gekauft, deren Wert — oder auch nicht — im zweistelligen Millionen bereich liegt, und zwar von Händlern, die im Auftrag Koroljows arbeiten. Und das sind bisher nur die, die sich beim Herald gemeldet haben. Weiß Gott, wie viele das insgesamt sind. Ich habe nicht gewusst, dass er nebenher auch noch Bilder verkauft.« Cutler schaute sich um … Auch keiner der anderen hatte das gewusst.
    Cutler zeigte wieder sein Pitbull-Grinsen. »Hmmmm … Ich frage mich, ob er für die gestifteten Fälschungen den Schätzwert von siebzig Millionen Dollar von der Steuer absetzt und mit den Steuern verrechnet, die er für seine Geschäfte mit den Fälschungen abdrücken muss, die er nebenher verhö kert … Auf dieser Liste hier hat John alle Namen, alle Kontaktdaten notiert, und er hat Aufzeichnungen von allen Anrufen, die er von Glorias Schreibtisch aus gemacht hat. Anrufe von Galerien, Kunsthändlern, anderen Museen — können Sie sich ja vorstellen. Aber die Anfrage, die mich am meisten neugierig macht, ist die von einem Mann aus Stuttgart, dem Besitzer einer kleinen Druckerei. Er macht sich Sorgen, dass man ihn für etwas zur Rechenschaft ziehen könnte, auf das er sich vollkommen ahnungslos eingelassen hat. Er hat für eine russische Firma einen Katalog in französischer Sprache zu einer Malewitsch-Ausstellung Anfang der Zwanzigerjahre gedruckt. Er sagt, dass die Firma ihm Papier geliefert hat, das mindestens so alt war, alte Schrifttypen, Entwürfe, Muster, Materialien für den Einband, eben alles, was er brauchte. Der Mann dachte, das ist bestimmt für irgendein Malewitsch-Jubiläum oder so, klasse Idee, ganz schön clever! Dann hat er im Fernsehen und Internet die Berichte über Johns Story gesehen, dass da möglicherweise ein paar Russen Bilder gefälscht haben und dass da auch ein paar Malewitschs dabei waren, und da hat er einfach eins und eins zusammengezählt. Meine Herren, ich glaube, vor unseren Augen entwirrt sich gerade der möglicherweise größte Beschiss der Kunstgeschichte.«
    Eds und die Blicke aller anderen hefteten sich auf John Smith. ::::::Mein Gott, dass diese Geschichte so ein Hammer ist, ist doch sein Verdienst! Warum steht der Junge dann da, schaut auf den Boden und schüttelt den Kopf?:::::: Er hörte, wie Stan zu Ira Cutler sagte, dass John Smith seit Igor Drukowitschs Tod schreckliche Schuldgefühle hätte. »Er ist davon überzeugt, dass seine Geschichte genau das provoziert hat, was heute Morgen passiert ist — dass Igor Drukowitsch sonst noch am Leben wäre. Er ist wirklich in übler Verfassung.«
    Plötzlich platzte es aus Ed heraus, laut und ungestüm, kurz, ein Brüllen, das ihm niemand, auch er selbst nicht, zugetraut hätte: » SMITH! KOMMEN SIE HER! « Der jetzt mehr erschrockene als verzweifelte Smith ging zu seinem Premium-Chefredakteur. » SPAREN SIE SICH IHRE GOTTVERDAMMTEN SCHULDGEFÜHLE FÜR DEN FEIERABEND AUF! JETZT ARBEITEN SIE FÜR MICH, UND ICH WILL, DASS SIE SICH HINSETZEN UND FÜR MORGEN EINE GROSSE STORY SCHREIBEN! «
    Niemand wusste, das Edward T. Topping IV zu so etwas fähig war! Die gesamte Chefetage des Loop Syndicate und des Herald sah und hörte es! Es geschah in diesem Agenblick, dass sie alle zu dem Schluss kamen, dass Ed Topping — »Old T-4« — ein neuer Mann geworden war, ein starker, ein echter Mann, der der Zeitungsbranche zur Ehre gereichte.
    Auch Ed war überrascht. Tatsächlich — und das wusste er — hatte er John Smith aus Angst angeblafft, aus Angst, der Junge könnte vor lauter Trübsal die Geschichte sausen lassen, die Ed Topping und viele andere aus einer echten Klemme befreien würde.

Das Gespräch mit Nestor hatte Magdalenas Angstpegel von panisch auf furchtbar erschrocken reduziert. Das ist ein Unterschied, und sie konnte ihn spüren. Trotzdem machte sie in jener Nacht kaum ein Auge zu. Sie konnte keine Schlafposition finden, in der sich ihr Herzschlag nicht unangenehm bemerkbar machte. Er war zwar nicht sonderlich schnell, aber er konnte sich jeden Augenblick zu einem Herzrasen steigern. Nach ein paar Stunden … zumindest kam es ihr so lange vor … hörte sie, wie sich der Türknauf an der Wohnungstür drehte, und sofort fuhr sie hoch. Ihr Herz machte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher