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Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
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vielen Dank. Und wie geht es Ihrer kleinen kriminellen Welt
von St. Waldemar Boniface?«
    »Na ja ...«
Sie bemühte sich um Bescheidenheit. »Die schlägt sich ganz wacker.«
    »Na, na,
verkaufen Sie sie mal nicht unter Wert. Immerhin sind einige Szenen fast
glaubwürdig.« Er ließ ihre Hand los, bevor sie fester zudrücken konnte, und
begrüßte Macho.
    »Magee. Immer
noch der Alte, wie ich sehe.«
    »Warum auch
nicht?«
    Sie belauerten
sich wie zwei Promenadenmischungen, deren Nackenhaare sich sträubten und die
zum Kampf bereit waren, von denen aber keine zuerst angreifen wollte.
    Lorinda fand,
dass die beiden sich zu ähnlich waren und dass genau das das Problem war. Beide
hatten das gleiche Erscheinungsbild: schlaksig, zu klein gewachsen und mit
Stirnglatze, was sie mit einem Zuviel an Bart und diesen albernen
Pferdeschwänzen auszugleichen versuchten. Bei schlechteren Lichtverhältnissen
würde ein zufälliger Beobachter Schwierigkeiten haben, die beiden auseinanderzuhalten,
solange sie schweigend dastanden.
    Bei genauerem
Hinsehen war erkennbar, dass Plantagenet sogar noch einen Schritt weiter
gegangen war und die Haare auf einer Seite viel länger hatte wachsen lassen,
damit er sie quer über seine Glatze kämmen und den Anschein erwecken konnte,
dort würde tatsächlich noch etwas sprießen. Die längeren Haare im Nacken hatte
er mit einem schwarzen, zum Smoking passenden Samtband zusammengebunden.
    Plötzlich
wurde Lorinda von einem gleißenden Lichtblitz geblendet, und als sie blinzelte,
sah sie zunächst nur einen Wirbel aus schwarzen Punkten vor Augen.
    Mit einem
wütenden Aufschrei auf den Lippen suchte Macho hastig das Weite, sein Gesicht
war vor Zorn gerötet.
    »Nicht
weglaufen«, rief Jack Jackley. »Stellen Sie sich wieder dazu, ich möchte Sie
beide noch mal zusammen fotografieren.«
    Vor Wut
kochend, zog sich Macho bis zur anderen Seite der Halle zurück.
    »Er ist ein
wenig kamerascheu, müssen Sie wissen«, erklärte Plantagenet unübersehbar
amüsiert. Jeder außer den Jacldeys wusste, dass Macho alles tat, um ja nicht
fotografiert zu werden. »Sie werden von jetzt an gut auf Ihre Kamera aufpassen
müssen, sonst wird er den Film rausreißen und ins Licht halten.«
    »Den Teufel
wird er tun!« Jackley drückte die Kamera an sich. »Außer mir fasst niemand
diese Kamera an. Mein Baby wird ein komplettes literarisches Jahr in England
auf Film bannen. Und das hier ist unsere erste literarische Soiree.« Abrupt
wirbelte er herum, nahm eine Gruppe ins Visier, die soeben die Halle betrat,
und entfesselte den gnadenlosen Blitz. Die neu eingetroffenen Gäste standen
sekundenlang geblendet und orientierungslos da.
    »Es ist noch
eine Delegation aus London eingetroffen, wie ich sehe«, erklärte Freddie, als
sie die Neuankömmlinge betrachtete.
    »Bücher oder
Alkohol?«, fragte Lorinda, während sie und Freddie sich aus der Reichweite von
Plantagenets Freundlichkeiten und Jackleys Kamera zurückzogen.
    »Von beidem
etwas, würde ich sagen«, gab Freddie zurück. »Es ist schwer zu sagen. Überall
sind so viele neue Leute, und die Älteren geraten in Vergessenheit oder gehen
in Rente. Das ist gerade so eine Phase der >Wachablösung<. Du weißt
schon, eine Ära endet, eine neue beginnt.«
    Lorinda
nickte, hörte aber nur mit einem halben Ohr zu. Sie standen vor Gemma Duquettes
Wohnungstür und vernahmen ein Wimmern und Jaulen, das von gelegentlichem Bellen
unterbrochen wurde. Es war nur eine Frage der Zeit, wann das Bellen energischer
werden würde.
    »Ich will
nicht hoffen, dass sie die Hunde rauslassen«, sagte Lorinda.
    »Das werden sie sogar machen müssen«, meinte Freddie
resignierend. »Irgendein sentimentaler Idiot wird darauf bestehen. Vermutlich
sogar Gemma selbst.« Das Bellen wurde lauter.
    »Lass uns
weitergehen, die merken, dass wir vor der Tür stehen«, drängte Lorinda.
»Vielleicht beruhigen sie sich dann wieder.«
    »Kommen Sie«,
rief Professor Borley, der vor dem Tisch mit den Getränken stand. »Sie haben
noch gar nichts zu trinken. Darf ich Ihnen einen kleinen Tipp geben?« Er beugte
sich vor und senkte die Stimme. »Sie können zwischen Champagner, Rotwein und
Weißwein wählen. In Weinkreisen ist das ein beliebter Trick. Wer keine Ahnung
hat, wird immer den Champagner nehmen, und für die wahren Kenner bleiben dann
die edlen Tropfen übrig.« Er unterstrich seine Worte mit einem wissenden
Nicken.
    »Ach,
tatsächlich?« Freddie musterte den trüben Rotwein, der in Borleys Glas
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