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B00B5B7E02 EBOK

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Titel: B00B5B7E02 EBOK
Autoren: Susan Cain
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war, geht jeden Tag nach der Schule gern nach Hause und liest. Aber sie spielt auch gern Softball, mit dem gesamten damit verbundenen Gruppen- und Leistungsdruck. Sie erinnert sich immer noch an den Tag, als sie sich nach einem nervenaufreibenden Auswahlprozess für das Team qualifizierte. Maya hatte eine Heidenangst, aber sie fühlte sich auch stark – und imstande, den Ball mit einem guten, festen Schlag zu treffen. »Ich glaube, all dieser Drill hat sich letztlich ausgezahlt«, meinte sie später. »Ich musste andauernd lächeln. Ich war so glücklich und stolz – und das Gefühl ging nicht mehr weg.«
    Als Eltern haben Sie es jedoch nicht immer leicht, für Situationen zu sorgen, in denen sich diese tiefen Gefühle von Befriedigung einstellen. Sie glauben vielleicht, dass Sie Ihr introvertiertes Kind ermutigen sollten, eine Sportart zu wählen, die ihm die Eintrittskarte zu Freundschaften und Selbstwertgefühl in Ihrer Stadt in die Hand gibt. Daran ist nichts auszusetzen, solange es an dem Sport Spaß hat und gut darin ist, wie Maya beim Softball. Teamsport kann für jeden ein großer Segen sein, besonders für Kinder, die sich sonst in Gruppen unwohl fühlen. Aber überlassen Sie Ihrem Kind die Auswahl der Aktivitäten, die es am liebsten mag. Vielleicht mag es keinen Mannschaftssport, und das ist in Ordnung. Helfen Sie ihm, nach einer Betätigung Ausschau zu halten, bei der es mit Gleichaltrigen in Kontakt kommt, aber auch Raum für sich hat. Fördern Sie die Stärken, die es mitbringt. Wenn Ihnen seine Interessen für Ihren Geschmack zu einzelgängerisch erscheinen, denken Sie daran, dass selbst einsame Aktivitäten, wie Malen, Forschen oder kreatives Schreiben, zu Gemeinschaften von gleichgesinnten Begeisterten führen können.
    »Ich kenne Kinder«, sagt Dr. Miller, »die über gemeinsame Interessen Anschluss an andere gefunden haben: Schach, komplizierte Rollenspiele, sogar das Erörtern von mathematischen oder geschichtlichen Problemen.« Rebecca Wallace-Segall, die als Leiterin des »Writopia Lab« in New York Workshops in kreativem Schreiben für Kinder und Jugendliche anbietet, sagt, dass die Schüler, die sich zu ihrem Unterricht anmelden, »oft nicht die Jugendlichen sind, die stundenlang über Mode und Prominente reden wollen. Solche Jugendlichen kommen weniger, vielleicht weil sie nicht so sehr zum Analysieren und zum Tiefgang neigen – das ist kein Bereich, in dem sie sich wohlfühlen. Aber die sogenannten scheuen Jugendlichen entwerfen oft eifrig Ideen, analysieren sie und handeln danach, und wenn sie sich auf diese Weise verhalten dürfen, sind sie paradoxerweise überhaupt nicht scheu. Sie nehmen miteinander Verbindung auf, aber auf einer tieferen Ebene, die von einigen ihrer Altersgenossen als langweilig oder ermüdend empfunden wird.« 9 Diese Jugendlichen »outen« sich, wenn sie so weit sind. Die meisten Jugendlichen bei Writopia lesen aus ihren Werken in lokalen Buchhandlungen, und viele gewinnen angesehene landesweite Schreibwettbewerbe.
    Wenn Ihr Kind vor Überstimulation zurückschreckt, ist es auch gut, wenn es sich Aktivitäten wie Kunst oder Langstreckenlauf sucht, bei denen der Leistungsdruck nicht so sehr im Vordergrund steht. Wenn es jedoch von Hobbys angezogen ist, in denen Leistung verlangt wird, können Sie ihm helfen, sich zu entfalten. Als Kind liebte ich den Eiskunstlauf. Ich konnte Stunden auf dem Eis damit zubringen, Achten zu laufen, mich glücklich um die eigene Achse zu drehen oder Sprünge zu machen. Aber am Tag eines Wettkampfs ging nichts mehr. Ich hatte die Nacht vorher nicht geschlafen und verpatzte oft Figuren, die ich beim Üben mühelos gelaufen war. Zuerst glaubte ich, was man mir sagte – dass ich Lampenfieber hätte wie alle anderen auch. Doch dann sah ich im Fernsehen ein Interview mit der Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen, Katarina Witt. Sie sagte, die Nervosität vor dem Wettkampf gebe ihr den notwendigen Adrenalinschub, um Gold zu gewinnen.
    Da wusste ich, dass Katarina und ich völlig verschieden gepolt waren, aber ich brauchte Jahrzehnte, um herauszufinden, warum. Ihre Nerven waren so stark, dass sie ihr Energie gaben, während meine so angespannt waren, dass sie mich drosselten. Meine Mutter, die mich sehr unterstützte, fragte die anderen Eislaufmütter, wie ihre Töchter mit der Angst vor dem Wettkampf fertig würden, und gab mir wieder, was sie gesagt hatten, in der Hoffnung, dass es mir ein besseres Gefühl geben würde.
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