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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen!
Autoren: Lois Greimann
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und den Wangen mit zarten Falten überzogen. Aber es waren schöne Falten, die sein Gesicht sympathisch machten.
    »Es ist nur …« Ich atmete vorsichtig aus und hielt meine - bis jetzt - unbehelligten Fingernägel unter Kontrolle. Mir entging nicht, dass ich jetzt schon drei meiner Acrylnägel verloren hatte. Verflucht, erst die Leiche und jetzt das! »Es ist alles so schnell gegangen.« Am Telefon hatte ich David schon eine gekürzte Version meiner Probleme geschildert. Er hatte darauf bestanden, dass ich sofort herkommen sollte.
    »Was wurde als Todesursache festgestellt?«, fragte er und kam ohne Umschweife zum Punkt.
    »Er starb an einer Herzschwäche, an der er vorher schon gelitten hatte.« Ich schloss einen Moment lang die Augen und suchte nach einer Möglichkeit, meine nächsten Worte etwas abzuschwächen, aber mir wollte partout nichts einfallen. »Die auch noch durch eine Überdosis Viagra verschlimmert wurde.«
    »Wie bitte?« Er setzte sich gerade auf. »Andy Bomstad hat Viagra genommen?«
    »Offensichtlich.«
    »Und das hast du nicht gewusst?«
    »Nein.«
    »Aber … Obwohl … Viagra ist absolut sicher, solange man es nicht in extremen Mengen zu sich nimmt.«
    »Mmmh«, nickte ich.
    »Großer Gott«, sagte er und packte meine Hände noch fester, bevor er sie losließ und mit einem Ruck aufstand. »Du brauchst keinen Rat, du brauchst einen Drink!«
    »Da komme ich ja gerade richtig«, sagte jemand.
    Ich schaute hoch. Eine Göttin war in der Türöffnung erschienen. Sie war etwa eins sechzig groß und konnte nicht mehr als eine Dose Erbsen wiegen. Ihr Haar war zu einem komplizierten Knoten hochgesteckt, bei dem selbst ein Seemann vor Neid erblassen würde, und ihr Anzug saß tadellos; die Hose war frisch gebügelt, die Seidenbluse ohne eine einzige Falte. Sie trug sogar Schuhe mit Absatz - im Haus.
    Wenn ich zu Hause bin, ziehe ich mich generell etwas legerer an. Tatsächlich war das Outfit, das ich während Riveras letztem Besuch angehabt hatte, schon eine beträchtliche Verbesserung meiner gewohnten Kleidung. Im Moment trug ich eine blaue Jeans und ein T-Shirt. Normalerweise achte ich darauf, dass ich vorzeigbar aussehe, wenn ich aus dem Haus gehe. Aber … der starre Blick … diese lächerlich große Erektion … Ich konnte schon froh sein, dass ich überhaupt etwas anhatte, das auch noch irgendwie zusammenpasste, anstatt vollkommen nackt herumzulaufen und über Gummibärchen in Weinsauce zu jammern.
    Dennoch zog ich mein Oberteil straff und versicherte mich, dass es die Wölbung bedeckte, die über meiner Jeans hervorquoll.
    Manche Leute verlieren bei Stress ihren Appetit. Ich hatte damit keinerlei Probleme.
    »Ahh, Kathryn!«, rief David, eilte zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er ihr die Drinks abnahm, die sie in ihren perfekt manikürten Händen hielt. Ich presste die Fingernägel in meine Handflächen und bemerkte, dass es Kristallgläser waren. Vielleicht aus Österreich.
    »Chrissy, das ist meine Verlobte.« Er strahlte. Erst strahlte er sie an, dann mich. »Kathryn LaMere. Meine liebe Freundin und Kollegin, Christina McMullen.«
    Sie lächelte. Ihre perfekten Zähne standen wie Soldaten aus Perlmutt in Reih und Glied. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich habe schon so viel Gutes von Ihnen gehört!« Sie hatte einen leichten, aber sehr vornehmen Akzent, wenn sie sprach, und sie duftete unglaublich gut. Ein himmlischer Duft, der aber bestimmt höllisch teuer war.
    Die Realität holte mich wieder ein, und mir dämmerte mit verspäteter Klarheit: David war verlobt … und würde bald heiraten. Langsam ließ ich diese Tatsache in mein Unterbewusstsein sickern. Eigentlich sollte mich das nicht besonders überraschen, denn David war ein attraktiver, intelligenter Mann. Aber … zu Hause bei mir lagen Bananen herum, die älter waren als dieses Mädchen da. Und vielleicht hatte ich insgeheim davon geträumt, selbst einmal die künftige Mrs. Dr. David zu werden. Schließlich war er liebenswürdig und hatte einen guten Geschmack, während meine eigene flegelhafte Familie zu Streichen neigte, die Blähungen und totes Ungeziefer beinhalteten.
    »Es tut mir leid.« Ich starrte auf meine Füße und kam mir ziemlich idiotisch vor. Offensichtlich wollten sie ausgehen. Schließlich war es Freitagabend, und manche Leute taten eben solche Dinge am Wochenende. »Ich störe Euren gemeinsamen Abend.«
    »Jetzt stell dich nicht so an!«, sagte David.
    »Überhaupt nicht«,
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