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Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

Titel: Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
Autoren: Dale Brown
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jeweils einer auf jeder Seite der zur Farm führenden Straße. Ihr zehnjähriger Sohn ging voraus. Er richtete seine Taschenlampe auf den Pick-up zu seiner Linken, genau in die Augen seines älteren Bruders. » Alslam ylikm! Hab ich dich wieder beim Schlafen erwischt!«, rief er.
    » Hab gar nicht geschlafen!«, gab der Bruder zurück, viel lauter, als eigentlich beabsichtigt.
    » Lass das, Hani. Jetzt kann dein Bruder für eine Weile im Dunkeln nichts erkennen«, schalt die Mutter ihren Sohn. » Mach schon, bring deinem Bruder ein paar Leckereien und sag ihm, dass es dir leidtut. Komm, Mazen«, wandte sie sich an ihren Ehemann, » ich hab noch Kaffee für dich.«
    Der Ehemann lehnte seine AK -47 gegen die vordere Stoßstange und nahm die Leckereien dankbar an. Er war für die Feier gekleidet, nicht für den Wachdienst. » Du bist eine gute Frau, Zila«, sagte er. » Aber das nächste Mal schickst du deinen nichtsnutzigen Bruder her, damit er dir die Arbeit abnimmt. Schließlich war es seine Idee, Posten vor dem Empfang aufzustellen.« Er sah, dass sie gequält das Gesicht verzog. » Versteh schon. Er ist wieder einmal mit Rekrutieren beschäftigt, stimmt’s? Da heiratet seine eigene Tochter, und er kann es nicht lassen?«
    » Er ist der festen Überzeugung…«
    » Ich weiß, ich weiß«, fiel ihr Mann ihr ins Wort und legte seiner Frau sanft eine Hand auf die Wange, um sie zu beruhigen. » Er ist ein Patriot und begeisterter kurdischer Nationalist. Schön für ihn. Aber er weiß auch, dass die Milizen, die Polizei und das Militär solche Feste beobachten, dass sie uns von unbemannten Flugzeugen aus fotografieren, dass sie Richtmikrofone einsetzen und Telefone anzapfen. Warum also machte er damit weiter? Er geht ein zu großes Risiko ein.«
    » Trotzdem danke ich dir noch einmal, dass du dich bereit erklärt hast, hier draußen eine Schicht für unsere Sicherheit zu übernehmen«, sagte seine Frau, löste seine Hand von ihrem Gesicht und küsste sie. » Er fühlt sich besser dadurch.«
    » Ich habe seit Jahren kein Gewehr mehr angefasst, seit ich bei den Peschmerga -Milizen in Kirkuk ausgestiegen bin. Ich ertappe mich schon dabei, dass ich alle drei Sekunden nach dem Sicherungshebel schaue.«
    » Ach, wirklich, mein Gemahl?« Die Frau machte einen Schritt auf die AK -47 zu, die an der Stoßstange lehnte, und betastete sie mit den Fingern.
    » Ah, sag bloß, ich hab sie nicht…«
    » Doch, hast du.« Sie legte den Hebel wieder in die Stellung » Gesichert« um.
    » Ich bin nur froh, dass dein Bruder nicht in der Nähe ist und dich dabei sieht«, sagte ihr Mann. » Vielleicht benötige ich ja noch ein wenig Unterricht von einer Kommandeurin des Hohen Rats der Frauen.«
    » Ich habe eine Familie zu ernähren und ein Haus, um das ich mich kümmern muss. Ich habe meine Zeit bei der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung abgeleistet. Jetzt können zur Abwechslung mal die jüngeren Frauen das Kämpfen übernehmen.«
    » Du stellst jede jüngere Frau in den Schatten– auf dem Schießstand und im Bett.«
    » Ach, und woher kennst du dich so gut aus mit den Qualitäten jüngerer Frauen?«, versuchte sie, ihn aufzuziehen. Sie stellte die Waffe zurück und trat, verführerisch ihre Hüften schwingend, auf ihren Gemahl zu. » Ich wüsste da noch jede Menge andere Dinge, die ich dir viel lieber beibringen würde, mein Liebster.« Sie gab ihm einen Kuss. » Also, wie lange wirst du meinen ältesten Sohn noch hier draußen behalten?«
    » Nicht mehr lange. Noch eine Stunde vielleicht.« Mit einem Nicken wies er auf seinen Sohn, der damit beschäftigt war, die wenigen noch auf dem Tablett verbliebenen Baklava gegen seinen Bruder zu verteidigen. » Es ist schön, zusammen mit Neaz hier draußen zu sein. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Er…«
    Der Mann unterbrach sich, denn er meinte gehört zu haben, dass sich ein Fahrrad näherte oder vielleicht auch ein kleiner Motorroller. Ein leises gedämpftes Geräusch, das auf eine schnelle, aber nicht eben kraftvolle Bewegung hindeutete. Auf dem Weg selbst oder der dahinter liegenden Straße gab es keinerlei Lichter.
    Er runzelte die Stirn, dann drückte er seiner Frau die Kaffeetasse in die Hand. » Geh zurück zum Gemeindezentrum und nimm Hani mit.«
    » Was ist denn?«
    » Wahrscheinlich gar nichts.« Er blickte erneut die Staubstraße entlang und sah keinerlei Anzeichen für Bewegung– keine Vögel, keine raschelnden Bäume. » Richte deinem Bruder aus, dass ich mich mal ein bisschen
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