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Ausreißer

Ausreißer

Titel: Ausreißer
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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an.
    Jabali stierte auf das Papier. »Und ihr meint . . .?«, stotterte er.
    Michael packte Jabali hart an den Schultern. »Hast du etwa das Gefühl, Asthma zu haben?«, brüllte er ihn an. »Das ist doch
     totaler Quatsch!«
    »Mann!«, schrie Jabali zurück, zerknüllte den Zeitungsartikel aus dem Internet, warf ihn Linh vor die Füße und brüllte weiter:
     »Wir sind Jugendliche. Kinder! Die dopen uns doch nicht. Spinnt ihr?«
    »Nimmst du etwa keine Tabletten?«, fragte Lennart.
    »Vitamine!«, behauptete Jabali.
    »Auch«, gab Lennart ihm recht. »Aber die hier . . .«
    Lennart schüttete ein Röhrchen Tabletten vor Jabalis Füßen aus. »Die nimmst du doch, oder?«
    Jabali gab es zu. »Aufbautabletten.«
    »Ihr alle nehmt sie«, ergänzte Ilka und legte die Röhrchen nebeneinander, die sie in den Zimmern gefunden hatten. »In einem
     war noch der Beipackzettel drin. Ein Asthmapräparat.«
    »Asthma?« Jabali konnte es nicht glauben. Aber er musste zugeben, dass alles, was seine vier Freunde sagten, sehr logisch
     klang.
    »Und . . .«, fragte er leise. »Was habt ihr jetzt vor?«
    »Ganz einfach«, antwortete Michael. »Du steigst aus dem Cornflakes-Team aus!«

Entscheidung
    Jabali konnte die ganze Nacht nicht ruhig schlafen. In was war er da hineingeraten? Er hatte die Chance seines Lebens gewittert,
     seinen Traum zu erfüllen und später einmal Sportprofi zu werden. Und jetzt, lange bevor er auch nur annähernd am Profi-Dasein
     eines Sportlers schnuppern konnte, sollte er in einen handfesten Dopingskandal verwickelt sein? Als Kind? Immer wieder warf
     Jabali sich von einer Seite auf die andere. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, trieben ihm den Schweiß auf die
     Stirn und über den Körper. Was sollte er am nächsten Tag tun? Etwa zu dem Team gehen, zu seinem Trainer und die Karten offen
     auf den Tisch legen? Oder einfach wegbleiben, ohne einen Grund zu nennen?
    Am nächsten Tag war ihm äußerst mulmig zumute. Aber er hatte eine Entscheidung getroffen. Jabali hatte von Michael den Schlüssel
     fürs Fahrradschlossbekommen. Aber diesmal fuhr er nicht mit dem Rad zum Training, sondern er schob es, um es zurückzugeben. Ebenso wie die Bekleidung.
     Jabali trug ganz normales Sportzeug. Entsprechend fiel die Begrüßung des Teams aus.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Sven sofort.
    Und auch die anderen musterten ihn missbilligend.
    »Gestern mussten wir schon ohne dich fahren. Und heute kommst du so. Was ist los? Ich denke, du willst Kapitän sein?«, fuhr
     Sven fort.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte Jabali nur.
    »Neuigkeiten?«, fragte Jan, der in diesem Moment angeradelt kam und die letzten Worte gerade noch mitbekommen hatte.
    Jabali zeigte die Medikamentenpackung, die Linh in seinem Papierkorb gefunden hatte.
    »Ich habe kein Asthma«, sagte Jabali. »Warum kriege ich das Zeug?«
    Jans Miene versteinerte sich von einer Sekunde auf die nächste. »Was soll das?«, fragte er.
    »Das würde
ich
gern wissen«, entgegnete Jabali. Er merkte, wie ihm die Knie weich wurden.
    Jan nahm Jabali beiseite und wies die anderenan, sich schon mal langsam in Bewegung zu setzen. »Wer sagt dir denn, dass das Asthma-Tabletten sind?«, fragte er. »Es sind
     harmlose Aufbautabletten. Aber wichtig.«
    Jabali stutzte. Das hatte er sich nicht überlegt. Was sollte er jetzt sagen? Zugeben, dass seine Freunde heimlich in die Zimmer
     eingebrochen waren und Linh seine Krankenakte gestohlen hatte? Er entschied sich, gar nicht auf die Frage einzugehen.
    »Es sind Asthma-Tabletten, oder nicht? Ich bekomme Medikamente, die ich nicht brauche. Aber die Medikamente steigern die Leistung
     . . .«
    Jan sah ihn ernst an. »In letzter Zeit hatte ich nicht den Eindruck, dass sich deine Leistung steigert. Eher umgekehrt.«
    Sven lachte schadenfroh. Erst jetzt bemerkte Jabali, dass Sven nicht mit den anderen losgefahren war, sondern dem Gespräch
     lauschte.
    Jabali schluckte einmal, ballte die Fäuste vor Wut und Enttäuschung und sprach weiter, wie Linh es ihm erklärt hatte: »Es
     ist Vorbereitung zum Doping. Und Dr.   Thomen war früher schon mal in einen Dopingfall verwickelt. Wieso ist der jetzt unser Arzt?«
    »Dr.   Thomen wurde freigesprochen. Willst du jetzt alles besser wissen?«, fuhr ihn Jan an. »Und hast du so viel Medizin studiert,
     dass du glaubst, eine bessere Diagnose als er stellen zu können? Er hat dich eingehend untersucht. Und ich an deiner Stelle
     würde seinem ärztlichen Urteil trauen, statt
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