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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt
Autoren: Charles Bukowski
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Kombinationen davon. Ich drückte auf die Türklingel. Drinnen hörte ich Schritte, und
dann wurde die Tür geöffnet.
Überwältigend, dieser Anblick. Rotes Kleid, grüne Augen,
lange dunkelbraune Haare. Jung. Klasse Arsch. Ein Hauch von
Minze. Die Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Mr. Belane. Bitte treten Sie ein.«
Ich folgte ihr in den Vorraum. Und spürte im nächsten
Augenblick einen harten Gegenstand im Rücken.
»Keine Bewegung, Motherfucker! Bis auf die Arme! Hoch
damit! Und sieh zu, daß du bis an die Decke kommst!« »Bist du Schwarzer?« fragte ich.
»Was?«
»Nur Schwarze sagen Motherfucker.«
Er tastete mich ab, fand meine Knarre und nahm sie mir ab. »So. Umdrehn, Mr. Belane.«
Ich drehte mich zu ihm um. Massiver Kerl, aber Weißer. »Du bist ja ’n Weißer«, sagte ich.
»Na und? Sie ja auch.«
»Tja, da will ich doch ein Motherfucker sein«, sagte ich. »Liegt ganz bei Ihnen. Ihre Knarre bekommen Sie wieder,
wenn Sie gehn.«
Ich folgte Deja ins angrenzende Zimmer. Sie bot mir einen
Sessel an. Es war ein großer Raum. Kalt. Ich spürte einen Hauch
von Gefahr.
Sie setzte sich auf die Couch, nahm sich eine schlanke Zigarre,
pellte die Zellophanhülle ab, leckte sie ein bißchen an, biß das
eine Ende ab und gab sich Feuer. Die Rauchwölkchen, die sie
paffte, waren blau und sexy. Sie fixierte mich mit ihren grünen
Augen.
»Ich höre, Sie suchen nach dem Red Sparrow.«
»Ja, für einen Klienten.«
»Und wer ist das?«
»Das ist vertraulich.«
»Ich habe das Gefühl, daß wir gute Freunde werden können,
Mr. Belane. Sehr gute Freunde.«
»Ah ja?«
»Sie sind ein attraktiver Mann, auf Ihre Art. Das ist Ihnen
doch sicher klar. Dieser sympathisch zerknautschte Look steht
Ihnen richtig gut. Die meisten Männer verstehen überhaupt nicht
zu leben, sie nutzen sich nur ab.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Sie können mich Deja nennen.«
»Deja.«
»Ach verdammt, warum kommen Sie nicht her und setzen sich
zu mir?«
Ich bewegte meine Pfunde rüber und pflanzte mich neben ihr
auf die Couch. Sie lächelte.
»Lust auf einen Drink?«
»Klar. Vielleicht ein Scotch mit Soda?«
»Bernie«, sagte sie, »einen Scotch mit Soda, bitte.« Nach einer Weile kam der Motherfucker, der mir die Knarre
abgenommen hatte, wieder herein und stellte mir das Glas auf
den Couchtisch.
»Danke, Bernie.«
Er verzog sich.
Ich probierte den Scotch. Nicht schlecht. Gar nicht übel. »Mr. Belane«, sagte sie, »ich soll Ihnen sagen, daß Sie die
Sache mit dem Red Sparrow vergessen müssen.«
»Ich lasse nie einen Fall sausen. Außer, der Klient will es.« »Diesen lassen Sie sausen, Mr. Belane.«
»Nö.«
»Stört es Sie, daß ich rauche?«
»Nö.«
»Möchten Sie mal probieren?«
»Mhm.«
Sie gab mir die Zigarre. Ich machte einen tüchtigen Zug, inhalierte, blies den Rauch aus und gab sie ihr zurück. Im nächsten Augenblick wellten sich leicht die Wände, und der Teppichboden hob und senkte sich. Ich sah blaue Sternchen vor den Augen. Dann spürte ich ihre Lippen auf meinen. Sie küßte
mich, löste sich von mir und lachte.
»Wie lange haben Sie schon keine Frau mehr gehabt, Belane?« »Weiß ich nicht mehr …«
Sie lachte wieder und küßte mich noch einmal. Es war
tatsächlich lange her. Ihre Zunge schlängelte sich in meinen
Mund. Ihr Körper drängte sich schlangengleich an mich. Ich hörte Schritte. Dann eine Stimme: » Das reicht! « Es war Bernie. Er stand da und hatte in jeder Hand eine Waffe.
Die eine erkannte ich. Es war meine.
»Ja, ja, Bernie, schon gut«, sagte ich.
Bernie atmete so schwer, als wäre kein Sauerstoff mehr in der
Luft. Er starrte Deja an, und sein Blick umflorte sich. »Deja«, sagte er, »du weißt, ich liebe dich! Ich bring den Kerl
um. Ich bring dich um. Und dann mich selber!«
Ich war genau in der richtigen Position. Ich schwang das
rechte Bein hoch und erwischte ihn voll. Er brüllte, griff sich an
die Weichteile und ging zu Boden. Ich hob die Knarren auf,
verstaute die eine im Schulterhalfter und behielt die andere in
der rechten Hand. Mit der linken zerrte ich ihn hoch und ließ ihn
auf einen Sessel plumpsen. Ich packte ihn an den Haaren und
zog ihm den Kopf nach hinten, bis sein Mund aufklappte. Dann
schob ich ihm den Lauf der Waffe rein.
»Daran kannst du ne Weile lutschen, Freundchen, bis ich mir
überlegt hab, was ich mit dir mache.«
Bernie gab gurgelnde Laute von sich.
»Bringen Sie ihn nicht um!« sagte Deja. »Bitte, tun Sie ihm
nichts!«
»Was weißt du vom Red Sparrow, Motherfucker?« fragte
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