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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt
Autoren: Charles Bukowski
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mit Karacho hochgehen lassen. Sie war mir ausgeliefert. Ich sah mir noch einmal ihr Foto an. Mir wurde heiß. Ich klappte den Sonnenschutz runter. Diese Nutte. Sie setzte meinem Klienten Hörner auf.
    Ich steckte das Foto in die Brieftasche zurück. Langsam wurde mir schwummrig. Was war los? Ging mir das Weib unter die Haut? Sie hatte Eingeweide wie jeder andere. Sie hatte Haare in den Nasenlöchern. Schmalz in den Ohren. Was war schon so besonders an ihr? Warum waberte die Windschutzscheibe vor meinen Augen wie eine große Welle? Lag wahrscheinlich an meinem verkaterten Zustand. Wodka und Bier. Dafür mußte man büßen. Aber die Trinkerei hatte auch ihr Gutes – man litt nie an Verstopfung. Manchmal dachte ich an meine Leber, aber meine Leber muckte nie auf. Sie sagte nie: »Hör auf, du bringst mich um, aber vorher bring ich dich um!« Wenn unsere Leber reden könnte, brauchten wir keine Anonymen Alkoholiker. So saß ich nun in meiner Karre und wartete auf Cindy. Es war ein schwüler Sommermorgen.
    Ich muß wohl eingenickt sein. Ich weiß nicht mehr, was mich weckte. Aber aus der Einfahrt sah ich ihren Mercedes rollen. Ein Roter. Sie kurbelte am Lenkrad und fuhr los, in südlicher Richtung. Ich folgte ihr. Auf dem San Diego Freeway wechselte sie auf die Überholspur und drehte auf. Gut dreißig Sachen mehr als erlaubt. Die war anscheinend sehr geil auf etwas. Mich juckte es zwischen den Schenkeln. Auf meiner Stirn sammelte sich der Schweiß. Cindy, Cindy, dieses geile Luder. Sie gab noch mehr Gas. Ich blieb dran, vier Wagenlängen dahinter. Die würde ich am Arsch kriegen, daß ihr Hören und Sehen verging. Es war soweit. Die Jagd war auf. Und das Wild schon so gut wie erlegt. Ich war Nick Belane, der Superschnüffler.
    Da sah ich das rotierende Blaulicht im Rückspiegel. Scheiße! Ich ließ den Wagen langsam auf die rechte Spur driften, sah eine Haltebucht, fuhr rein, hielt und stieg aus. Der
    Streifenwagen stoppte fünf Längen hinter mir. Auf jeder Seite stieg einer aus. Ich ging auf sie zu und griff nach meiner Brieftasche. Der größere von den beiden zog seinen Revolver und legte auf mich an.
    »Keine Bewegung!«

    Ich blieb stehen. »Verdammt, was wollen Sie denn – mich umnieten? Na los! Nur zu!«
    Der kleinere kam her, stellte sich hinter mich und bog mir die Arme auf den Rücken. Er marschierte mit mir zum Streifenwagen und stieß mich auf die Motorhaube runter.
    »Du Wichser!« sagte er. »Weißt du, was wir mit Arschlöchern wie dir machen?«
»Ja, ich kann’s mir denken.«
»Vorlaut ist er auch noch, der Wichser!« sagte er.
»Immer mit der Ruhe, Louie«, sagte der andere. »Falls jemand mit ’ner Videokamera draufhält. Hier ist nicht der richtige Ort.«
»Bill, diese vorlauten Typen bringen mich auf Neunzig.«
»Den da knüpfen wir uns noch vor, Louie. Später.«
Louie drückte mich immer noch auf die Motorhaube. Manche Wagen auf dem Freeway verlangsamten die Fahrt. Die Gaffer gafften.
»Kommt, Jungs«, sagte ich, »es gibt schon einen Stau.«
»Glaubst du, das juckt uns?« fragte Bill.
»Du hast uns bedroht!« schrie Louie. »Du bist auf uns losgegangen und hast nach was in deinem Hosenbund gelangt!«
»Ich hab nach meiner Brieftasche gegriffen. Ich hab euch meinen Ausweis zeigen wollen. Ich bin Privatdetektiv, mit ’ner Lizenz für Los Angeles. Ich hab ’ne verdächtige Person verfolgt.«
Louie lockerte seinen Griff.
»Steh auf.«
»Okay.«
»Jetzt greif langsam nach deiner Brieftasche und nimm deinen Führerschein raus.«
»Is gut.«
Ich gab ihm ein zusammengefaltetes Stück Papier.
»Was soll das denn sein?« fragte er. Er gab es mir zurück. »Falt es auseinander und halt es mir hin.«
Das tat ich. »Es ist ne Art vorläufiger Führerschein«, sagte ich. »Meinen alten haben sie eingezogen, als ich den schriftlichen Test versiebt hab. Mit dem hier kann ich fahren bis zum nächsten Test in ’ner Woche.«
»Du hast den Test nicht bestanden?«
»Yeah.«
»Hey, Bill, der Kerl ist beim Test durchgerasselt!«
»Was? Tatsächlich?«
»Ich hatte grade was anderes im Kopf …«
»Sieht eher so aus, als hättst du gar nichts im Kopf gehabt«, meinte Louie höhnisch.
»Is ja zum Brüllen«, sagte Bill.
»Und du willst ’n lizensierter Detektiv sein?« fragte Louie.
»Yep.«
»Schwer zu glauben.«
»Ich hab ne verdächtige Person verfolgt, als ihr euer Blaulicht eingeschaltet habt. Ich war drauf und dran, sie am Arsch zu kriegen.«
Ich gab Louie das Foto von Cindy.
»Heiliger Strohsack«, sagte er.
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