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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt
Autoren: Sue Grafton
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Ellbogen auf die Tischplatte. »Hey, Reeb, braves Mädchen. Ich wusste ja, dass du dich bei mir meldest. Willst du mit mir ins Geschäft kommen? Oh, warte mal. Einen Moment.
    Ich habe eine Freundin von dir hier. Vielleicht möchtest du sie ja kurz sprechen?«
    Er drückte die Taste für den Raumlautsprecher, und auf einmal war das ganze Büro vom hohlen Klang von Rebas Stimme erfüllt. »Kinsey? O Mann … ist alles in Ordnung?«
    »Ich könnte ein bisschen Beistand gebrauchen. Würden Sie bitte Cheney anrufen und ihm sagen, was los ist?«
    »Vergessen Sie Cheney. Lassen Sie mich mit Beck sprechen«, 429
    erwiderte sie ärgerlich.
    Jetzt, wo er die Hände frei hatte, zog Beck seine
    Schreibtischschublade auf und holte eine Pistole heraus. Er entsicherte sie und zielte auf mich. »Hey, Reba? Entschuldige, dass ich euch unterbreche, aber kommen wir lieber zum Thema zurück. Hör dir das mal an.«
    Er zielte auf die Wand über meinem Kopf und schoss. Aus meiner Kehle drang ein Schrei, der halb Jaulen und halb Stöhnen war. Tränen traten mir in die Augen. »Ups«, sagte er.
    »Daneben.«
    »Beck, lass das«, bat sie.
    »Ich komme mit diesem Ding nicht besonders gut klar.
    Willard hat zwar versucht, es mir beizubringen, aber irgendwie kriege ich es nicht richtig hin. Soll ich es noch mal versuchen?«
    »Um Gottes willen. Oh, bitte, Beck, tu ihr nichts.«
    »Ich habe noch keine Antwort von dir gehört. Willst du mit mir ins Geschäft kommen?«
    »Nicht noch mal schießen. Nicht schießen. Tu das nicht. Ich bringe dir das Teil. Ich habe es. Es liegt im Kofferraum. Ich hab’s in eine Reisetasche gesteckt.«
    »Das hast du schon mal gesagt. Da habe ich dir geglaubt, und jetzt erinnere dich nur mal daran, was du getan hast. Du hast einen Riesenschwindel abgezogen.«
    »Ich schwöre, dass ich es diesmal so mache wie vereinbart. Ich bin ganz in der Nähe. Gib mir zwei Minuten. Nur ein bisschen Geduld. Bitte.«
    Sein Tonfall war skeptisch. »Hm, ich weiß nicht, Reba. Ich habe dir vertraut. Ich dachte, du spielst mit offenen Karten. Was du getan hast, war böse. Ich würde sogar sagen, sehr böse.«
    »Diesmal bringe ich dir das Teil. Keine Tricks. Ich schwör’s.«
    Beck musterte mich. Er zwinkerte und grinste und amüsierte sich prächtig. »Woher soll ich wissen, dass du den gleichen 430
    alten Trick nicht noch mal probierst? Du gibst mir eine Reisetasche, und es ist nichts drin.«
    Ich stand auf und zeigte auf die Tür. »Ich muss pinkeln«, formulierte ich mit lautlosen Lippenbewegungen.
    Er bedeutete mir, mich wieder zu setzen, während Reba in zunehmend verzweifeltem Tonfall weitersprach. »Ich weiß, wie wir es machen. Ich komme durch den Wartungskorridor. Du gehst an Willards Tresen und verfolgst alles auf dem Monitor.
    Ich mache die Tasche auf und zeige dir den Computer. Dann kannst du alles mit eigenen Augen sehen.«
    Ich fasste in den Schritt meiner Jeans und rang die Hände.
    Bitte … formte ich mit den Lippen und zeigte in den Flur.
    Abwesend wedelte er mit der Pistole in meine Richtung und bedeutete mir erneut, mich zu setzen. Ich schlich mich langsam hinaus, hielt einen Finger in die Höhe und flüsterte: »Bin gleich wieder da.«
    Ich verließ den Raum und eilte den Flur entlang. Auf dem Teppich waren meine Schritte nicht zu hören. Im Vorbeigehen knallte ich eine Zimmertür nach der anderen zu: peng, peng, peng. »Hey!«, brüllte Beck. Er klang weniger wütend als vielmehr von der Störung genervt.
    Ich marschierte doppelt so schnell weiter, bis ich im Vestibül anlangte. Zum Glück standen die Türen des Lastenaufzugs offen. Ich trat an die Rückwand und gab den Code für den Zählraum ein. 5-15-1955. Rebas Geburtsdatum. Die Türen glitten auf.
    Draußen im Korridor rief Beck meinen Namen und stürmte auf der Suche nach mir türenknallend in mehrere Räume. Er feuerte einen Schuss ab, der mich selbst in dieser Entfernung zusammenzucken ließ. Zwar war mir klar gewesen, dass ich nicht auf ihn schießen würde, doch war ich keineswegs davon überzeugt, dass er nicht auf mich schießen würde,
    möglicherweise aus Versehen. Ich riss mir einen Schuh vom 431
    Fuß und legte ihn in die Schiene der offenen Aufzugtür. Die Türen glitt zu, traf auf den Schuh und ging wieder auf, ein Prozess, der sich wiederholte wie ein nervöser Tick. Ich wandte mich um, drückte auf dem Tastenfeld an der Wand gegenüber den Knopf für Tiefgarage und sandte den Lastenaufzug damit in den Keller. Die Türen reagierten nur langsam,
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