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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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irgendwann kurz vor dem Ende der zweiten Stunde einholen. Wenn sie in die richtige Richtung unterwegs waren.
    Der Flathead Lake wurde sichtbar, ein gutes Stück vor ihnen in der Tiefe. Reacher konnte die Straßen sehen, die sich über das unebene Terrain schlängelten. Er drückte den Knopf an seinem Mikrophon.
    »Immer noch Süden?«, fragte er.
    »Ja«, bestätigte der Pilot.
    »Immer noch hundertsechzig?«, fragte Reacher.
    »Ja«, bestätigte der ebenfalls.
    »Okay, weitermachen«, sagte Reacher. »Eine Stunde fünfzig Minuten, vielleicht.«
    »Also, wo fährt der hin?«, fragte Webster.
    »San Francisco«, antwortete Reacher.
    »Warum?«
    »Oder Minneapolis«, meinte Reacher. »Aber ich tippe auf San Francisco.«
    »Warum?«, wiederholte McGrath seine Frage.
    »San Francisco oder Minneapolis«, sagte Reacher. »Denken Sie mal darüber nach. Andere Möglichkeiten wären Boston, New York, Philadelphia, Cleveland, Richmond in Virginia, Atlanta, Chicago, St. Louis und Kansas City in Missouri oder Dallas in Texas.«
    McGrath zuckte mit einem verständnislosen Blick die Schultern. Webster schien verwirrt. Johnson sah seinen Adjutanten an. Garber saß unbewegt da. Aber Holly lächelte. Sie lächelte und zwinkerte Reacher zu. Der zwinkerte zurück, und die Night Hawk dröhnte mit hundertsechzig Meilen die Stunde weiter in südlicher Richtung über Missoula.
     
    »Herrgott, es ist der vierte Juli«, sagte Webster plötzlich.
    »Was Sie nicht sagen«, meinte Reacher. »Eine Menge Leute, auf öffentlichen Plätzen versammelt. Familien, Kinder, alle.«
    Webster nickte grimmig.
    »Okay, wo genau in San Francisco?«, fragte er.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Reacher.
    »Am Nordende der Market Street«, erklärte Holly. »Ganz in der Nähe der Embarcadero Plaza. Ich war schon am Unabhängigkeitstag dort. Eine große Parade am Nachmittag und nachts ein Feuerwerk über dem Wasser. Riesige Menschenmengen den ganzen Tag über.«
    »Am vierten Juli gibt es überall riesige Menschenmengen«, sagte Webster. »Ich hoffe nur, dass Ihre Vermutung stimmt.«
    McGrath blickte auf. Langsam zog ein Lächeln über sein mit Blutergüssen bedecktes Gesicht.
    »Wir haben richtig getippt«, sagte er. »Ich bin sicher, dass es San Francisco ist. Nicht Minneapolis und auch sonst keine andere Stadt.«
    Reacher erwiderte sein Lächeln und zwinkerte ihm zu. McGrath hatte verstanden.
    »Wollen Sie mir sagen, warum?«, fragte ihn Webster.
    McGrath lächelte immer noch.
    »Überlegen Sie mal«, sagte er. »Sie sind doch der Direktor.«
    »Weil es am nächsten liegt?«, fragte Webster.
    McGrath nickte.
    »In doppelter Hinsicht«, sagte er und lächelte wieder.
    »Wieso in doppelter Hinsicht?«, fragte Webster. »Wovon reden wir hier?«
    Niemand antwortete ihm. Die Militärs verhielten sich ruhig. Holly und McGrath starrten durch die Fenster auf das Gelände, das sechshundert Meter unter ihnen vorbeizog. Reacher reckte sich und sah nach vorn durch die Plexiglaskuppel des Piloten.
    »Wo sind wir?«, fragte er.
    Der Pilot deutete nach unten auf ein schmales Betonband, das sich durch die Landschaft zog.
    »Das ist die US 93«, sagte er. »Wir verlassen jetzt gleich Montana und erreichen Idaho. Immer noch Südkurs.«
    Reacher nickte.
    »Klasse«, sagte er. »Folgen Sie der 93. Das ist die einzige Straße, die nach Süden führt, stimmt’s? Wir werden ihn irgendwo zwischen hier und Nevada schnappen.«
     
    Als die zweite Stunde sich dem Ende zuneigte, fing Reacher an unruhig zu werden. Sehr unruhig. Überprüfte seine Berechnungen. Vielleicht fuhr Stevie schneller als fünfzig? Er war ein schneller Fahrer. Schneller, als Bell es gewesen war. Vielleicht fuhr er eher sechzig. Wo würde er dann sein? Dreihundertsechzig Meilen von seinem Ausgangsort entfernt. In dem Fall würden sie ihn erst nach zwei Stunden und fünfzehn Minuten einholen. Und was, wenn er siebzig fuhr? Schaffte dieser Econoline siebzig, Stunde um Stunde, und das mit einer Tonne Ladung? Vielleicht. Wahrscheinlich. In dem Fall würde er vierhundertzwanzig Meilen weg sein. Das hieß, zwei Stunden vierzig Minuten, bis sie ihn überholten. Irgendwo zwischen einer Stunde fünfzig und zwei Stunden vierzig, irgendwo zwischen Montana und Nevada. Fünfzig Minuten sich ständig steigernder Panik. Mehr als hundert Meilen Betonstreifen zu
beobachten, ehe sie sicher wussten, dass sie sich geirrt hatten und dass sie kehrt machen und ohne Hoffnung nach Nordosten in Richtung Minnesota fliegen mussten.
    Der
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