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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition)
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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habe. Sicher, ihre Freundinnen waren da – aber trotzdem.
    Ich hätte bleiben sollen.
    Rennies Hupe ertönt vor dem Haus, und ich stehe auf. »Nadia!«, brülle ich. »Rennie ist da!«
    »Nur noch eine Minute«, schreit Nadia zurück.
    Ich umarme Mom und gehe zur Garagentür.
    »Nimm für Rennie auch einen Muffin mit«, ruft sie mir nach, aber ich schließe schon die Tür hinter mir. Rennie würde ihn sowieso nicht essen. Sobald die Cheerleader-Saison losgeht, meidet sie Kohlehydrate. Allerdings hält sie das immer nur einen Monat durch.
    In der Garage streife ich mir meine Espandrillos über, dann laufe ich die Einfahrt hinunter zu Rennies Jeep.
    »Nadia kommt sofort«, sage ich und steige ein.
    Rennie lehnt sich herüber und umarmt mich zur Begrüßung.
    Los, umarm sie auch, sage ich mir.
    Und dann tu ich’s.
    »Deine Haut sieht toll aus zu den weißen Sachen«, sagt sie und mustert mich von Kopf bis Fuß. »Ich wünschte, ich würde auch so braun.«
    Rennie trägt enge Jeans und ein noch engeres Spitzentop mit U-Ausschnitt über einem hautfarbenen Hemdchen. Sie ist so mager, dass ich ihre Rippen erkennen kann. Einen BH hat sie nicht an, so weit ich sehe. Muss sie auch nicht. Sie hat die Figur einer Turnerin.
    »Du bist doch auch ziemlich braun«, sage ich, während ich mich anschnalle.
    »Selbstbräuner, Süße.« Sie setzt ihre Sonnenbrille auf und redet mit Wasserfallgeschwindigkeit auf mich ein. »Also, pass auf, ich hab ’ne Idee für die nächste Party. Ist mir heute Nacht im Traum eingefallen. Das Thema wird sein ... Halt dich fest! Die Goldenen Zwanziger ! Die Mädels könnten im Flapper-Look kommen, du weißt schon, Charlestonkleid, Stirnband mit Feder, lange Perlenketten. Und die Jungs kommen im Zoot Suit – wattierte Schultern, und dazu diese Hosen, die an den Knöcheln eng geschnitten sind. Und natürlich ein Fedora. Heiß, oder?«
    »Ich weiß nicht«, sage ich und schaue aus dem Fenster.
    Rennie redet so viel und so schnell, mir dröhnt schon der Kopf. »Ob die Jungs das so toll fänden? Wo sollen sie das Zeug bei uns auf der Insel herkriegen?«
    »Hallo – schon mal was vom Internet gehört?« Rennie trommelt mit den Fingern aufs Lenkrad. »Was macht Nadia denn noch so lange? Ich will vor allen anderen da sein, damit ich meinen Parkplatz für dieses Schuljahr mit Beschlag belegen kann.« Sie drückt auf die Hupe – einmal, zweimal.
    »Hör auf«, sage ich, »du weckst noch die Nachbarn.«
    »Ich bitte dich! Das nächste Haus ist doch gut und gerne eine halbe Meile entfernt.«
    Unsere Haustür fliegt auf, und Nadia kommt die Stufen heruntergerannt. Vor unserem großen weißen Haus sieht sie so winzig aus.
    Unser Haus ist anders als die meisten Häuser auf der Insel – moderne Architektur mit viel Glas. Mom war am Entwurf beteiligt. Ursprünglich war es unser Sommerhaus, aber kurz bevor ich auf die High School kam, sind wir ganz nach Jar Island gezogen. Ich selbst hatte immer gebettelt, dass wir herziehen sollten, weil ich mit Rennie und meinen Sommerfreundinnen zusammen sein wollte.
    »Also was ist jetzt mit der Zwanziger-Jahre-Party – Daumen hoch oder Daumen runter?«, fragt Rennie.
    Ehrlich gesagt ist es mir völlig egal, aber ich weiß, dass ihr meine Meinung wichtig ist – also eher Daumen runter.
    Doch bevor ich dazu komme, meinen Kommentar abzugeben, steht Nadia vor dem Auto, die Haare triefnass. Sie hat ihre neue Jeans an und das schwarze Top, das sie gekauft hat, als wir drei im Juli zusammen shoppen waren. Es kommt mir vor, als wäre das schon Ewigkeiten her.
    Sie klettert auf den Rücksitz.
    Ich drehe mich um. »Du hättest dir die Haare fönen müssen, Nadi. Du weißt doch, dass du dich immer erkältest, wenn du mit nassen Haaren herumläufst.«
    Noch ganz außer Atem sagt sie: »Ich hatte Angst, ihr würdet ohne mich fahren.«
    »Das würden wir doch nie tun!«, ruft Rennie und fährt los. »Wir sind deine großen Schwestern. Wir werden immer auf dich aufpassen, Zuckerpüppchen.«
    Mir liegt eine gemeine Bemerkung auf der Zunge, und ich habe große Mühe, sie runterzuschlucken. Wenn ich das jetzt sage, dann ist es aus mit der Freundschaft. Dann ist es schlimmer als jetzt.
    Wir verlassen unsere ringförmige Einfahrt und biegen in die Straße ein.
    »Um vier ist Cheerleader-Training«, erinnert mich Rennie und wippt im Takt zur Musik. »Komm ja nicht zu spät. Wir müssen das Frischfleisch begutachten. Sehen, womit wir in der neuen Saison arbeiten können. Hast du daran gedacht,
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