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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten
Autoren: Brian W. Aldiss
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geschehen?« fragte Mole unbehaglich.
    »Hermeline«, sagte Gipsy Joan. Sie und ihre Gefährten waren schlau genug, die Geschichte zu erzählen. Sie waren nur eine kleine Gruppe, aber sie hatten vom Fischfang in einem überfluteten Gebiet in der Nähe von Grafton Lock relativ gut gelebt. Sie hatten nie Wache gehalten und besaßen fast keine Verteidigungsmittel. Bei Sonnenuntergang des vergangenen Tages waren sie von einem Rudel – einige sagten, von mehreren Rudeln – Hermeline angegriffen worden. In ihrer Angst hatten die Einwohner ihre Boote genommen und das Weite gesucht. Sie prophezeiten, daß die Hermeline bald in Sparcot einfallen würden.
    »Warum sollten sie das tun?« fragte Trouter.
    »Weil sie hungrig sind, Mann, warum sonst?« erwiderte Gipsy Joan. »Sie vermehren sich wie Kaninchen und überschwemmen das ganze Land auf der Suche nach Nahrung. Diese Teufel fressen alles, Fische oder Fleisch oder Aas. Ihr würdet gut daran tun, von hier zu verschwinden.«
    Mole sah sich unruhig nach seinen Gefolgsleuten um und sagte: »Verbreite hier keine Gerüchte, Frau. Wir können für unsere Sicherheit selber sorgen. Wir sind kein Haufen, wir sind organisiert. Schwimmt ab. Wir lassen euch durch, wegen eurer Verletzten.«
    Joan schien die Debatte fortsetzen zu wollen, aber zwei von ihren Gefolgsleuten zogen sie ängstlich an den Armen zurück und drängten auf sofortige Weiterreise.
    »Ein zweites Boot von uns kommt noch nach«, sagte einer dieser Männer. »Es hat unsere unverletzten alten Leute an Bord. Wir wären euch dankbar, wenn ihr sie ohne Aufenthalt durchlassen würdet.«
    Mole und Trouter winkten ab. Die Erwähnung der Hermeline hatte sie in furchtsame Männer verwandelt. »Los, haut ab!« riefen sie den Fremden zu. Gleichzeitig winkten sie ihren eigenen Leuten, daß sie den Mast an Land zögen.
    Die Mannschaft stieß die Barkasse vom Ufer ab, und sie begann bedenklich zu schwanken. Die Sperre wurde eingeholt, und langsam trieb das Boot unter der Brücke hindurch flußabwärts. Aber die schlimme Botschaft hatte sich bereits am Ufer verbreitet. Das Wort ›Hermeline‹ ging von Mund zu Mund, und die Leute fingen an, zu ihren Häusern und zum Bootshaus des Dorfes zu laufen.
    Im Gegensatz zu ihren Feinden, den Ratten, war die Zahl der Hermeline nicht zurückgegangen. Im letzten Jahrzehnt hatte sie stark zugenommen, und mit ihrer Zahl war auch die Angriffslust der Tiere gewachsen. Im Frühjahr war der alte Reggy Foster auf der Viehweide von einem Hermelin angefallen worden, das ihm die Kehle zerbissen hatte. Die Bestien hatten eine alte, früher nur gelegentlich beobachtete Gewohnheit wieder angenommen und jagten nun häufig in Rudeln. In solchen Fällen zeigten sie auch vor Menschen keine Angst.
    Jeder Dorfbewohner wußte dies, und nun rannten sie kopflos durcheinander, rempelten sich gegenseitig an und stießen unzusammenhängende Rufe aus.
    Jim Mole zog einen Revolver und richtete ihn auf einen der Flüchtenden. Graubart hob hastig die Hand. »Das kannst da nicht machen!«
    Mole ließ den gestreckten Arm sinken, dann hielt er Graubart die Revolvermündung vor den Bauch.
    »Du kannst deine eigenen Leute nicht erschießen«, sagte Graubart fest.
    »Meinst du?« fragte Mole. Trouter sagte etwas, und er hob den Revolver wieder und feuerte in die Luft. Die Leute blickten erschrocken zurück, dann liefen die meisten von ihnen weiter. Mole lachte.
    »Sollen sie rennen«, erklärte er. »Sie bringen sich nur selber um.«
    »Sie haben Angst«, sagte Graubart. »Es hat keinen Sinn, in die Luft zu schießen. Rede vernünftig mit ihnen.«
    »Vernünftig! Geh mir aus dem Weg, Graubart. Sie sind verrückt! Sie werden umkommen. Wir werden alle umkommen.«
    »Willst du sie gehen lassen, Jim?« fragte Trouter.
    »Du weißt so gut wie ich, wie das mit den Hermelinen ist«, erwiderte Mole. »Wenn sie in Massen angreifen, reicht unsere Munition nicht, sie abzuschießen. Wir haben auch nicht genug gute Bogenschützen. Darum ist es am besten, wenn wir ans andere Ufer gehen und dort bleiben, bis das verdammte Raubzeug fort ist.«
    »Die Biester können schwimmen«, sagte Trouter zweifelnd.
    »Ich weiß, daß sie schwimmen können. Aber warum sollten sie? Sie wollen fressen, nicht kämpfen. Am anderen Ufer werden wir sicher sein.« Er erschauerte. »Kannst du dir vorstellen, wie so ein Angriff sein muß? Du hast die Leute in dem Boot gesehen. Willst du, daß es dir genauso geht?«
    Er war blaß geworden und blickte fortwährend
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