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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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unerforschter Pfade und Verstecke, zogen mich schon immer an. Seit wir uns das erste Mal gesehen hatten, waren sie so gewesen, ein mattes Blau, das auf einen Mann hinwies, der weit gereist und Welten jenseits der Welt gesehen hatte. Während ich hier bei ihm saß, spürte ich unsere ganze Vergangenheit, all die Tage, in denen wir alles geteilt, unseren Platz gekannt hatten, wie kleine Kinder es tun, und dieses Wissen hatte uns zusammengeschweißt.
    Ich beugte mich hinunter, um sein Notizbuch anzusehen, und konnte so seinen Atem riechen, der leicht nach Pfeffer duftete, als hätte er gerade in ein Taco gebissen. Ich schloss die Augen und sog ihn ein.
    Und dann spürte ich, wie er mein Haar berührte, ganz flüchtig nur. Sofort zuckte ich zurück, als könnte er das Prickeln fühlen, das mir über die Kopfhaut und den Rücken hinunterlief und sich bis in meine Zehenspitzen ausbreitete. Die Augen noch immer geschlossen, lehnte ich mich an ihn, während meine Finger, meine Brust und meine Lippen vor Sehnsucht schmerzten.

    »Igitt«, sagte er. »Flipp jetzt nicht aus, aber hier ist ein kleines Insekt.«
    Ich fuhr zurück, holte Luft und sah auf seine Handfläche, über die eine kleine Spinne lief.
    »Ist wahrscheinlich von der Decke auf dein Haar gefallen; hier ist alles voll von ihnen. Aber eigentlich ist sie doch ganz süß, oder?«
    Wir beugten uns hinab und beobachteten, wie die Spinne seinen Arm hinaufkrabbelte und sich in seinem Ärmel zu verstecken versuchte. Und plötzlich sah ich wieder das Bild vor mir, wie unsere Körper Seite an Seite in der Badewanne lagen, seine kindliche Brust. »Magst du Eve?«, fragte ich und wünschte mir sofort, ich könnte die Worte wieder zurücknehmen.
    Justin schüttelte überrascht den Kopf. »Was? Klar mag ich sie.«
    »Nein, ich meine …« Ich holte tief Luft. »Ich meine, stehst du auf sie?«
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Stellst du mir tatsächlich diese Frage? Ich hab eine Freundin, vergiss das nicht.«
    »Es ist nur, weil sie mir heute gesagt hat, du seist vielleicht in sie verknallt. Sie sagte irgendwas über die Art, wie du sie ansiehst.«
    »Ehrlich? Wahrscheinlich muss ich dann aufhören, sie anzusehen.«
    Ich grinste. »Oder dich vielleicht einfach unmöglich verhalten, wenn du sie das nächste Mal siehst. Sag ihr, sie hat einen Popel an der Nase und könnte eine Dusche vertragen.«
    Justin studierte mein Gesicht. »Seit ein paar Wochen kommt sie jeden Tag in der Werkstatt vorbei. Und gestern Abend kam sie ziemlich spät, als ich mit Leslie hier zusammen war. Ich weiß nicht, wie lange sie uns beobachtet hat, bevor wir sie bemerkten.«

    Ich sah, wie die kleine rote Spinne aus seinem Ärmel auftauchte, seinen Arm hinunterlief und auf den Boden fiel. »Habt ihr euch geküsst?«, fragte ich.
    Justin zog die Augenbrauen hoch, und ich schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Eve so herumschnüffeln würde.«
    »Glaubst du, sie ist eifersüchtig?« Er begann zu lachen, dann brach er plötzlich ab und sah mir ins Gesicht. Er schaute mich lange an, und als er wieder zu sprechen anfing, war seine Stimme tief und zärtlich. »Du erinnerst dich doch noch, als wir Kinder waren und ich euch immer meine Geschichten erzählt habe? Eve lachte immer, wenn sie es nicht sollte, saß da, mampfte Snacks und trank Limo, als wäre sie im Kino.«
    Ich verdrehte die Augen. »Einmal verglich sie deine Geschichte mit Lost In Space .«
    Er ließ den Blick nicht von meinem Gesicht, als suchte er etwas. »Aber du, du hast die Augen immer geschlossen, und alles um dich wurde vollkommen still.« Er lächelte kurz und wandte sich ab. »Das war tatsächlich einer der Gründe, weshalb ich fand, ich müsste diese Geschichten eines Tages aufschreiben.«
    »Nun, das freut mich«, erwiderte ich, weil mir sonst nichts einfiel.
    »Wenn ich veröffentlicht werde, schreibe ich als Widmung: Für Kerry, die meine Inspiration war.«
    Seine Inspiration. Mein Gesicht war heiß. Ich sah in meinen Schoß hinab, dann blickte ich wieder auf.
    Justin grinste. »Aber wenn sie mit mir spricht, wird ihr Gesicht so rot, dass ich Angst habe, es könnte platzen.«
    Ich fühlte mich zutiefst beschämt und brach in haltloses Kichern aus. Ich zog ein Kissen unter seinem Arm weg und zielte
damit auf seinen Kopf. Er heulte auf, riss mir das Kissen aus der Hand und drückte es mir aufs Gesicht.
    Ich fiel auf den Boden zurück, meine Hände griffen nach ihm, meine Finger streiften sein Haar und sein
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