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auf der verbotenen Insel

Titel: auf der verbotenen Insel
Autoren: Enid Blyton
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spitzen Dach. Kannst du es nicht sehen?« Tim wurde immer aufgeregter. Er zog und zerrte an der Leine und gab kleine unterdrückte Laute von sich. »Wuff! Wuff!«
    »Halt doch deinen Hund fest!« zischte Julius aufgeregt. »Der fängt ja gleich noch an zu bellen!«.
    »Womöglich denkt er, daß wir hier auf Kaninchenjagd sind!« kicherte Richard. Das Tolle an Richard war, daß er auch in den aufregendsten und gefährlichsten Augenblicken noch einen Witz machen konnte.
    Ganz unvermittelt bremste Tim. So scharf, daß Georg beinahe über ihn gestolpert wäre. Er stand da, jeder Muskel gespannt, mit gespitzten Ohren und halb geöffneter Schnauze, und starrte nach vorn.
    »Da ist etwas!« flüsterte Georg ihren Kameraden zu.
    »Sein Rückenfell sträubt sich richtig. Ich bin sicher, er hat etwas entdeckt.«
    Sie waren jetzt ganz dicht an dem komischen Gebäude angekommen.
    Georg strengte ihre Augen an. Es war ein kleiner Turm, der sozusagen als Eckpfeiler der Gartenmauer diente. Ein runder Turm aus groben Steinen, ohne Fenster, mit einem kleinen spitzen Dach, das nur noch halb erhalten war. Gegen den Himmel sah man die unregelmäßigen Zacken.
    Tim spitzte die Ohren. Er sah Georg an und sprang an ihr hoch. Dann zerrte er wieder an der Leine.
    »Was hat er nur?« fragte Anne.
    Georg schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Vielleicht riecht er etwas. Oder vielleicht hat er ein Geräusch gehört. Laß uns mal einen Augenblick hier stehen bleiben.«
    Sie standen mucksmäuschenstill. Anne klammerte sich an die Hand ihres großen Bruders. Plötzlich zitterte sie vor Aufregung. »Ich habe etwas gehört! Da weint jemand! Da, es kommt aus dem Turm. Hört ihr es nicht? Eine kleine dünne Stimme.«
    Die anderen horchten angestrengt. Jetzt härten es alle. Da weinte wirklich jemand. Kleine schwache unterdrückte Schluchzer drangen aus dem Turm.
    »Das Mädchen!« flüsterte Anne. »Ich bin sicher, daß es die kleine Denise ist. Ein Mann weint nicht so.«
    Die anderen nickten grimmig. »Wir müssen dichter heran«, flüsterte Georg, »wir müssen sehen, ob es eine Tür gibt.«
    Tim knurrte ununterbrochen. Es klang wie ein dumpfes drohendes Grummeln, wie ein Gewitter, das noch hundert Kilometer fort war.
    »Was er wohl hat!« wunderte Georg sich. »Bei einem kleinen Mädchen ist er doch sonst nicht so zornig. Ruhe, Tim! Du verrätst uns ja!«
    Tim zog beleidigt den Schwanz ein. Er hörte auf zu knurren, aber seine Rückenhaare sträubten sich nur noch mehr.
    »Da ist eine Tür!« flüsterte Julius aufgeregt. »Gibt es denn kein Fenster, durch das man hineinsehen kann?«
    Aber es gab kein Fenster. Nur diese Tür.
    Sie schlichen dichter heran und lauschten. Das Jammern und Weinen klang jetzt etwas lauter. Ganz verzweifelte, traurige Töne. Aber sonst waren keine Stimmen zu hören.
    »Glaubt ihr, daß das Mädchen allein dort drin ist?«
    fragte Julius zweifelnd.
    Ich kann mir doch nicht vorstellen, daß sie das Mädchen ohne Bewacher dort lassen.«
    Vielleicht sind sie.alle ins Kloster gegangen, um den Fischer gefangen zunehmen«, sagte Anne schaudernd. Ratlos hockten sie hinter einem Gebüsch, von dem aus sie die Tür des Turmes beobachten konnten. »Da steckt ein Schlüssel!« rief Georg aufgeregt, »ich habe ihn eben ganz deutlich gesehen. Wartet mal, bis der Wind die Bäume wieder bewegt, dann scheint das Mondlicht genau dorthin.«
    Die Kinder warteten nervös. Sie waren unsicher, was jetzt am besten zu tun war. Schließlich hob Georg einen kleinen Stein und warf ihn gegen den Turm. Es klatschte, als er auf die Mauer traf. Georg hielt die Luft an. Was würde jetzt passieren?
    Das Weinen des Mädchens hörte sofort auf. Es entstand eine gespannte Stille.
    Aber keine Männerstimme war zu vernehmen. Wenn das Mädchen einen Bewacher im Turm hatte, so war der wahrscheinlich eingeschlafen. Georg warf noch einen Stein.
    Jetzt härten sie Schritte innen im Turm. Kleine hastige Schritte. Und eine leise, ängstliche Kinderstimme, die fragte: »Qui est – ce?«
    Georg drehte sich um zu Julius. »Was war das?« fragte sie verwundert.
    Julius lauschte angespannt. »Das war französisch«, sagte er nur. Französisch! Also war es wirklich die kleine Denise, die in dem Turm eingesperrt war! Und sie hatten das Mädchen sofort gefunden.
    »Wirf noch einen Stein!« flüsterte Julius. »Vielleicht sagt sie noch etwas.«
    Der dritte Stein fiel gegen die Tür. Das Geräusch war lauter, als sie beabsichtigt hatten. Erschreckt duckten sie sich hinter das
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