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Auch Die Waschmaschine Ist Nur Ein Mensch. Die Besten Technikgeschichten.

Auch Die Waschmaschine Ist Nur Ein Mensch. Die Besten Technikgeschichten.

Titel: Auch Die Waschmaschine Ist Nur Ein Mensch. Die Besten Technikgeschichten.
Autoren: Ephraim Kishon
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Investitionskosten wurden durch einen argentinischen Kredit und einen nicht weiter nennenswerten Zuschuß inländischen Kapitals aufgebracht. Sechs Monate später erhob sich im Süden des Landes eine imponierende Fabrikanlage. Die Maschinen, hergestellt aufgrund der Entwürfe eines nach Israel berufenen italienischen Ingenieurs, wurden aus der Schweiz geliefert. Weitere drei Monate später konnte die »Israelische Grapolin AG« den Betrieb aufnehmen. Die Eröffnungsfeier, ein wahrhaft glanzvolles Ereignis, ging unter Teilnahme hoher Regierungsbeamter, ausländischer Investitoren und strahlender israelischer Manager vor sich. In einer kurzen Ansprache betonte der Handelsminister, daß Israel nun endlich einen Industriezweig besäße, dem es niemals an Rohmaterial fehlen würde. Sodann zog der argentinische Botschafter an einem nerzverbrämten Hebel, und die riesenhaften Maschinen traten unter ohrenbetäubendem Lärm in Tätigkeit. Unübersehbare Mengen von Grapefruits rollten auf den Fließbändern zu den Schneidevorrichtungen und von dort zu den Saftpressen, und bald darauf zeigten sich am Ende des großen Leitungsrohres die ersten Tropfen jener kostbaren Flüssigkeit, die in der Vergangenheit so viele blut- und tränenreiche Konflikte hervorgerufen hat. Ein neues Zeitalter schien anzubrechen.
    Es scheiterte an Juanito, dem minderjährigen Sohn des argentinischen Botschafters. In einem unbewachten Augenblick rannte der Knabe zu dem großen Tank, in den sich die Flüssigkeit ergoß, steckte den Finger hinein, leckte ihn ab und wiederholte das mehrere Male, bevor man ihn endlich wegzerren und einem rasch herbeigeholten Arzt übergeben konnte. Die Untersuchung blieb ergebnislos. Trotz gründlicher Analyse wurde nichts Nachteiliges entdeckt. Die Flüssigkeit, die sich aus den Leitungsrohren ergoß, war kein Benzin. Es war klarer, trinkfertiger Grapefruitsaft.
    Der Skandal, der daraufhin losbrach, erschütterte das Land in seinen Grundfesten. Die Behörden suchten fieberhaft nach den Schuldigen, die Schuldigen machten die Behörden verantwortlich, Klagen und Gegenklagen jagten einander. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte sich der italienische Ingenieur kurz vor der Grapolin-Eröffnung ins Ausland abgesetzt, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Das bot der sensationshungrigen Presse neue Gelegenheit zu Brand- und Hetzartikeln, an denen die Autorität der Behörden empfindlichen Schaden zu nehmen drohte. Einer dieser Artikel verstieg sich zu der Behauptung, daß das Produkt der Grapolin-Werke, also der dort erzeugte Grapefruitsaft, von minderer Qualität sei. Eine Verleumdungsklage auf 200.000 Shekel Schadenersatz war die offizielle Antwort. Auch sonst blieb die Regierung nicht untätig. Kommissionen und Unterausschüsse wurden eingesetzt, Berichte wurden erstattet, gelesen und verworfen. Nach wochenlangen hitzigen Debatten beschloß man, eine international anerkannte Autorität einzuladen, die ein bis zwei Jahre im Land bleiben und erforschen sollte, warum aus den Leitungsrohren kein Benzin herauskäme und was dagegen zu machen wäre.
    Die internationale Autorität, ein amerikanischer Öl- und Kanonenbootexperte namens Joe Blowstine, verlangte sofort nach seinem Eintreffen die Grapolin-Werke zu sehen, trieb sich dort drei Tage lang herum, prüfte die Maschinen, inspizierte das Gelände und gab schließlich dem Generaldirektor des Unternehmens folgendes Ergebnis bekannt:
    »Leider. Aus Grapefruits kann man kein Benzin machen.«
    »Ja, schon gut«, erwiderte der Generaldirektor. »Aber trotzdem…«
    »Was heißt hier trotzdem? Es ist unmöglich. Wenn Sie ungefähr zwei Drittel der Maschinen stillegen, können Sie mit dem Rest immerhin Grapefruitsaft erzeugen. Etwas anderes nicht.«
    An dieser Stelle erhob sich der Generaldirektor, packte den Experten am Kragen, schüttelte ihn und sprach:
    »Hören Sie. Auf solche Ratschläge verzichten wir. Wir haben in dieses Projekt Millionen und aber Millionen investiert, ganz zu schweigen von unserem Enthusiasmus, von unserer Energie und von den Propagandakosten. Und das alles für noch eine Grapefruitsaft-Fabrik? Davon haben wir schon eine ganze Menge. Hier müssen wir Benzin erzeugen. Und zwar aus Grapefruitsaft.«
    »Unmöglich. Es geht nicht. Und jetzt lassen Sie mich gefälligst los.«
    Der Handelsminister bot dem Experten, den er in sein Büro gebeten hatte, eine Zigarre an.
    »Ich habe Ihre Expertise aufmerksam gelesen«, begann er, »und muß Ihnen gestehen, daß sie mich ein
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