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Attentat auf Georgia

Attentat auf Georgia

Titel: Attentat auf Georgia
Autoren: Carter Brown
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sagen. Und ich nehme
an, daß sie die Wahrheit sagen wird.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich geb’s auf.«
    Ich erhob mich und blickte auf
sie hinab.
    »Sie sind ein weiser Mann,
Leutnant«, sagte sie. »Adieu.«
    »Adieu, Miss Reid. Wenn Sie
eines Morgens tot aufwachen, werden Sie hoffentlich nicht mir und dem Sheriff
die Schuld geben.«
     
    Unten im Vestibül machte ich am
Empfang halt, zeigte dem Empfangschef meine Kennmarke und stellte mich vor.
Mein Rang schien ihm nicht sehr zu imponieren, aber er wurde sichtlich nervös.
Es war ihm anzumerken, was in seinem Köpfchen vorging: Wenn ich mich längere
Zeit hier herumtriebe, würden sie den Preis ihrer Appartements um fünf Dollar
reduzieren müssen.
    »Wie viele Personen gehören zu
Miss Reids Gesellschaft?« fragte ich.
    Er sah in seinem Buch nach.
»Sie hat ein eigenes Appartement, ebenso ihre Sekretärin und auch der Produzent.
Drei weitere Personen wohnen in Einzelzimmern. Alles in allem sechs, Leutnant.«
    Er klappte das Buch zu und sah
mich erwartungsvoll an, aber ich rührte mich nicht vom Fleck.
    »Hat sie seit ihrer Ankunft
Besuch erhalten?«
    »Die Reporter haben sie
begrüßt«, erwiderte der nervöse Herr. »Besucher sind nicht erschienen.
Entschuldigen Sie mich...« Er wandte sich höflich dem Manne zu, der eben
gekommen und neben mir stehengeblieben war.
    »Ja, Sir?« fragte der
Empfangschef. »Haben Sie Zimmer bestellt?«
    Der Mann war hochgewachsen,
trug einen dunkelblauen Maßanzug und eine weiße Nelke im Knopfloch. Er hatte
ein Asketengesicht, und das sorgfältig gewellte graue Haar war vor kurzem blau
gespült worden.
    »Nein«, erwiderte er mit
englischem Akzent. »Ich habe kein Zimmer bestellt. Ich möchte mit Miss Reid
sprechen.«
    »Bedaure sehr, mein Herr«,
sagte der Empfangschef leicht bekümmert. »Miss Reid hat uns den strikten
Auftrag erteilt, niemanden vorzulassen.«
    »Aber es ist äußerst wichtig.«
Er strich sich an der Schläfe entlang und schob eine Haarsträhne zurecht.
»Wollen Sie bitte hinauf telefonieren und ihr sagen, daß Norman Coates — «
    Der Empfangschef unterbrach ihn
in nachdrücklichem Ton. »Tut mir leid, Sir. Ich habe den strikten Auftrag — «
    »Sie können das nicht
verstehen«, sagte der Mann namens Coates. »Ich habe dringend mit Miss Reid zu
sprechen — «
    »Es ist ganz ausgeschlossen«,
erklärte der Empfangschef und drehte ihm den Rücken.
    Mr. Coates dachte eine Weile
nach — sogar der elegante Maßanzug wirkte einen flüchtigen Augenblick lang
unschlüssig. Dann machte er kehrt und ging langsam weg.
    Der Empfangschef sah ihm
stirnrunzelnd nach, wandte sich wieder zu mir.
    »Ich muß schon sagen — manche
Leute...!«
    »Man darf nicht wählerisch
sein, wenn man ein Nachtasyl betreibt.« Damit verschwand ich und überließ es
ihm, einen Goldfisch zu mimen, den man plötzlich aus seinem Glas herausgefischt
hat.
    Ich verließ das Hotel, ging zu
meinem Healey, der am Bordstein stand, und fuhr in die Lake Street. Es ist das
eine höchst unscheinbare Straße, und warum sie »Seestraße« hieß, ist mir
unerfindlich, da der nächste See etwa zwanzig Kilometer entfernt liegt. Sie
besteht hauptsächlich aus Appartementhäusern, die alle den gleichen verwelkten
Eindruck machen, als hätten sie allzulange darauf gewartet, daß sich etwas
ereigne, und es schließlich aufgegeben.
    Vor Nummer 1105 machte ich halt
und stieg aus. Ich ging die Stufen zur Eingangstür hinauf. 4 A liegt im zweiten
Stock. Ich spazierte zwei Treppen hinauf und dann durch den Korridor bis zu der
Tür an dem einen Ende. Vorsichtig klopfte ich an — dreimal — und wartete.
    Es geschah nichts.
    Abermals klopfte ich und sagte
mit gedämpfter Stimme: »Miss Jones? Ich komme von Miss Jorgens. Miss Jones?«
    Ich war neugierig, ob sie einen
falschen Bart tragen würde, wenn sie öffnete.
    Etwa zwanzig Sekunden
verstrichen, ohne daß meine Neugier befriedigt wurde.
    Ich glaubte, drin in der
Wohnung ein Geräusch zu hören, aber ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
Vielleicht war sie gegen Klopfen allergisch? Vielleicht sollte ich die Technik
wechseln und es mit der Klingel versuchen.
    Ich drückte den Daumen auf den
Knopf.
    Die Tür sprang aus den Angeln
und knallte mir gegen den Kopf. Ich wurde etwa drei Meter weit rücklings durch
den Korridor geschleudert. Der Knall der Explosion dröhnte mir noch in den
Ohren.
    Langsam setzte ich mich auf und
schüttelte den Kopf.
    »Schöne Art, einem die Tür
aufzumachen!« sagte ich ins Leere.
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