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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
Autoren: Douglas Preston
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Vielleicht war sie sich nicht im Klaren darüber, dass Holmes ein
erfundener
Detektiv ist und wir hier uns nur mit
Fakten
befassen. Jedenfalls habe ich hin und wieder einen Blick hineingeworfen. Wertloser Kram, größtenteils. Allerdings befand sich auch eine Kopie von Doyles Tagebuch darunter – leider nur als Fotokopie –, eine interessante Lektüre für einen alten Mann, der in einem undankbaren Job in einem staubigen Archiv versauert.«
    »Und was genau haben Sie da gefunden?«
    »Etwas über einen Menschenfresser-Bären.«
    Corrie runzelte die Stirn. »Einen Menschenfresser-Bären? Ich bin nicht sicher …«
    »Kommen Sie mal mit.«
    Bloom ging zu einer Reihe von Lichtschaltern und legte alle gleichzeitig mit seinem Handballen um. Das Archiv verwandelte sich dadurch in ein Meer grell flackernder Neonlampen. Während die Neonröhren in einem Gang nach dem anderen ansprangen, glaubte Corrie, die Ratten kreischend davonhuschen zu hören.
    Sie folgte dem Archivar, der durch lange Gänge zwischen staubigen Regalen und Holzschränken schritt, bis er schließlich in einen Bereich gelangte, wo Bibliothekstische mit Pappkartons darauf standen. Drei große Kartons standen dicht nebeneinander, beschriftet mit den Initialen
F. B. S.
Bloom ging zu einem Karton, kramte darin herum, zog einen Ziehharmonika-Ordner hervor, blies den Staub davon ab und begann, die Unterlagen durchzusehen.
    »Ah, da hab ich’s.« Er hielt eine alte Fotokopie hoch. »Doyles Tagebuch. Richtigerweise sollte man den Mann natürlich ›Conan Doyle‹ nennen, aber das klingt so vollmundig, oder?« Im trüben Licht blätterte er in den Seiten, dann begann er, laut vorzulesen:
    »… Ich weilte in London in literarischen Geschäften. Stoddart, der Amerikaner, erwies sich als ausgezeichneter Bursche und hatte zwei Freunde zum Dinner eingeladen. Gill, einen überaus unterhaltsamen Iren, Unterhausabgeordneter, und Oscar Wilde …«
    Er hielt inne. Seine Stimme wurde zu einem Murmeln, während er ihr irgendwelches Material reichte, dann hob sie sich wieder, als er an eine Stelle kam, die er für wichtig erachtete.
    »… Der Höhepunkt des Abends, wenn ich das so ausdrücken darf, war Wildes Bericht über seine Lesereise durch Amerika. Kaum zu glauben, aber der berühmte Verfechter des Ästhetizismus erregte riesiges Interesse in Amerika, vor allem im Westen, wo an einem Ort eine Gruppe von ungehobelten Bergleuten ihm stehenden Beifall zollte …«
    Corrie wurde unruhig. Sie hatte so wenig Zeit. Sie räusperte sich. »Ich bin mir nicht sicher, ob Oscar Wilde und Sherlock Holmes genau das sind, wonach ich suche«, antwortete sie höflich. Aber Bloom las weiter, hielt dabei seinen Finger hoch, während er mit seiner näselnden Stimme ihren Einspruch überging.
    » … Gegen Ende des Abends erzählte mir Wilde, der Stoddarts exzellentem Weißwein reichlich zugesprochen hatte, in gedämpftem Tonfall eine Geschichte von solch einzigartigem Grauen, solch grotesker Abscheulichkeit, dass ich mich von seinem Tisch verabschieden musste. Die Geschichte handelte vom Töten und Verspeisen von elf Bergarbeitern etliche Jahre zuvor, mutmaßlich durch ein Ungeheuer von ›grauem Bären‹ in einem Bergarbeiterlager namens Roaring Fork. Die tatsächlichen Einzelheiten sind derart widerwärtig, dass ich es nicht über mich bringe, sie zu diesem Zeitpunkt zu Papier zu bringen, auch wenn der Eindruck, den Sie in meinem Bewusstsein hinterlassen haben, unauslöschlich ist – und einer, der mich leider wohl bis ins Grab verfolgen wird.«
    Bloom hielt inne und holte Luft. »Da haben Sie’s. Elf Leichen, gefressen von einem Grizzly. Und dann auch noch in Roaring Fork.«
    »Roaring Fork? Sie meinen diesen exklusiven Wintersportort in Colorado?«
    »Genau den. Der Ort ist ursprünglich im Laufe eines Silberrauschs entstanden.«
    »Wann war das?«
    »Wilde war 1881 dort. Diese Geschichte mit dem Menschenfresser-Bären hat sich also wahrscheinlich in den 1870 er Jahren abgespielt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und wie soll ich daraus eine Semesterarbeit machen?«
    »Fast ein Dutzend Skelette, von einem Bären gefressen? Die Opfer haben mit Sicherheit erlesene perimortale Schäden aufgewiesen – Spuren von Zähnen und Klauen, hervorgerufen durch Nagen, Zermalmen, Beißen, Kratzen.« Bloom sprach die Wörter geradezu mit Genuss aus.
    »Ich studiere forensische Kriminologie, nicht forensische Bärologie.«
    »Ah, aber Sie wissen aus Ihrem Studium, dass viele, wenn nicht
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