Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
Autoren: Oliver Bowden
Vom Netzwerk:
da wir uns eindeutig in der Schlussphase des Krieges befanden und die Unabhängigkeit nur noch eine schriftliche Erklärung weit entfernt war, etwas anderes in ihm sehen als einen Militärhelden?
    Es war drei Jahre her, seit ich Connor zuletzt gesehen hatte, damals, als er mich und Washington allein zurückgelassen hatte. Allein. Ganz allein. Und obgleich ich nun älter und langsamer war und die Wunde in meiner Seite fast pausenlos schmerzte, hatte ich die Gelegenheit gehabt, endlich Rache zu üben für das, was er Ziio angetan hatte – ich hätte ihn auf Dauer „seines Kommandos entheben“ können, aber ich verschonte ihn, weil ich mich bereits zu fragen begann, ob ich ihn nicht falsch einschätzte. Vielleicht ist es an der Zeit zuzugeben, dass es so war. Es ist eine typisch menschliche Unzulänglichkeit, nur die eigenen Veränderungen wahrzunehmen, aber anzunehmen, dass alle anderen so bleiben, wie sie immer waren. Vielleicht war es mir mit Washington so ergangen. Vielleicht hatte er sich verändert. Und ich fragte mich, ob Connor in Bezug auf ihn recht hatte …
    Charles war unterdessen infolge des Zwischenfalls, in dessen Zuge er Washington beleidigt hatte, wegen Ungehorsams verhaftet worden. Man hatte ihn vors Kriegsgericht gestellt und schließlich aus der Armee entlassen. Daraufhin hatte er Zuflucht in Fort George gesucht, und dort hielt er sich seither auf.
    II
    „Der Junge ist auf dem Weg hierher“, sagte Charles.
    Ich saß an meinem Schreibtisch in meinem Zimmer im Westturm von Fort George am Fenster, durch das der Blick aufs Meer hinausging. Durch mein Fernglas hatte ich Schiffe am Horizont gesehen. Waren sie auf dem Weg hierher? Befand Connor sich an Bord eines dieser Schiffe? Partner von ihm?
    Ich wandte mich auf meinem Stuhl um und bedeutete Charles, Platz zu nehmen. Er wirkte verloren in seiner Kleidung, als sei sie ihm zu groß und zu schwer. Sein Gesicht war hager und ausgezehrt, das grau werdende Haar hing ihm weit in die Stirn. Er war nervös, und wenn Connor hierher unterwegs war, dann hatte er weiß Gott allen Grund dazu.
    „Er ist mein Sohn, Charles“, sagte ich.
    Er nickte und wandte den Blick mit geschürzten Lippen ab. „Das habe ich mir schon gedacht“, erwiderte er. „Ihr seht Euch ähnlich. Seine Mutter ist die Mohawk-Frau, mit der Ihr durchgebrannt seid, oder?“
    „Ach, durchgebrannt bin ich mit ihr, ja?“
    Er zuckte die Schultern.
    „Redet Ihr mir nicht von Vernachlässigung des Ordens, Charles. Dessen habt Ihr Euch selbst zur Genüge schuldig gemacht.“
    Es herrschte ein langes Schweigen, und als er mich schließlich wieder ansah, schien in seinen Augen ein neuer Lebensfunke zu glühen. „Ihr habt mich einst beschuldigt, den Assassinen erschaffen zu haben“, sagte er säuerlich. „Kommt es Euch da nicht komisch vor, nein, geradezu heuchlerisch, dass er sich als Euer Spross erwiesen hat?“
    „Vielleicht“, gab ich zurück. „Ich bin mir dessen wirklich nicht mehr sicher.“
    Er lachte trocken. „Euch kümmert doch schon seit Jahren nichts mehr, Haytham. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt etwas anderes als Schwäche in Euren Augen gesehen habe.“
    „Nicht Schwäche, Charles. Zweifel.“
    „Na gut, dann eben Zweifel.“ Er spie die Worte aus. „Aber auch Zweifel stehen einem Großmeister der Templer nicht gut zu Gesicht, meint Ihr nicht?“
    „Mag sein“, pflichtete ich ihm bei. „Aber vielleicht habe ich auch gelernt, dass nur Narren und Kinder keinen Zweifel kennen.“
    Ich drehte mich um und schaute zum Fenster hinaus. Vorhin waren die Schiffe mit dem bloßen Auge nur als stecknadelkopfgroße Punkte auszumachen gewesen, jetzt waren sie näher gekommen.
    „Papperlapapp“, sagte Charles. „Das ist das Gerede eines Assassinen. Glaube ist der Ausschluss von Zweifeln. Das ist schließlich alles, was wir von unseren Anführern verlangen: Glaube.“
    „Ich entsinne mich der Zeit, als Ihr meine Fürsprache brauchtet, um in den Orden aufgenommen zu werden – und jetzt seid Ihr auf meinen Posten aus. Glaubt Ihr, dass Ihr einen guten Großmeister abgegeben hättet?“
    „Wart Ihr denn einer?“
    Es folgte eine lange Pause. „Das hat wehgetan, Charles.“
    Er stand auf. „Ich gehe. Ich habe keine Lust, hier zu sein, wenn der Assassine – Euer Sohn – zum Angriff übergeht.“ Er sah mich an. „Und Ihr solltet mich begleiten. Noch hätten wir ihm gegenüber einen Vorsprung.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Charles. Ich glaube, ich bleibe und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher