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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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Titanic . Wieder mal die verdammte Physik: Wasser verdrängt Luft. Würde plötzlich das Wasser aus diesem Schacht in einen angrenzenden Hohlraum hinausschießen, wäre das fatal. Dann würde sich Alex nicht mehr festhalten können, sondern mitgerissen werden und ertrinken.
    Sie hielt die Luft an, so lange sie konnte, ehe sie sich zu einem weiteren kostbaren Atemzug nach oben kämpfte. Sie zermarterte sich das Hirn, wie sie sich retten konnte, doch es fiel ihr nichts ein. Ihre einzigen Hilfsmittel waren die Uzi, die sie fest umklammert hielt, die Glock 19 in ihrem Kreuz und Leopards Tanto, das um ihr Bein gebunden war. Dieses japanische Kampfmesser eignete sich hervorragend für weichere Materialien oder auch, um Haltegriffe ins Eis zu hauen, aber hier war es nutzlos. Die Glock war eine Alternative, aber nur, wenn Alex durch eine Kugel sterben wollte. Konnte sie riskieren, die Uzi herauszuziehen, um sie in irgendeinen Spalt weiter oben zu klemmen? Bei ihrem nächsten Tauchgang zwang sie sich, die Augen offen zu halten. Die Kälte fühlte sich auf ihrer Hornhaut wie ein Schneidbrenner an, doch sie konnte überhaupt nichts sehen, nicht einmal ihre eigene Hand, die auf der Waffe lag. Ohne Sicht, allein auf das Tastgefühl ihrer tauben, eiskalten Finger angewiesen – nein, so klappte es nicht.
    Also keine Hilfsmittel. An der Oberfläche ergatterte Alex noch eine kleine Nase voll Luft. Oben am Ende des Schachts war alles schwarz, als hätte man den Zugang verschlossen. Anscheinend ist der Mond untergegangen . Aber der Raum wirkte zudem eng und … voll. Etwas hatte ihn dort oben verstopft, wahrscheinlich Felsen, die den Ausgang blockierten, sodass sie wie der Geist in der Flasche festsaß. Das war’s dann wohl, oder? Der Weg nach oben endete in einer Sackgasse. Na ja, sollte ihr auch recht sein. Sie konnte Klettern auf den Tod nicht ausstehen.
    Aber das Leben ist ein kostbares Gut, und der Körper wehrt sich bis zuletzt, also tat sie es auch.
    Dad hat recht. Ich muss es versuchen. An der Oberfläche konnte sie diesmal gerade noch die Nase aus dem Wasser recken und hastig Luft einsaugen. Vielleicht noch zweimal, dann war es vorbei. Ihr Bewusstsein hatte wieder einen dieser merkwürdigen Aussetzer, eine Art mentaler Taschenspielertrick, bei dem sie sich kurzzeitig aus der Vogelperspektive von gaaanz weit oben betrachtete. Spring, Alex, spring. Du musst klettern, und zwar jetzt, bevor du die Nerven verlierst.
    Mit zusammengekniffenen Augen ließ sie sich nach unten fallen. Über ihrem Kopf schloss sich die Wasseroberfläche. Dann biss sie die Zähne zusammen, schlug mit aller Kraft die Beine gegeneinander und ruderte mit den Armen. Blitzschnell wechselten ihre Hände vom Unterhandgriff zum Oberhandgriff. Die Ellbogen angewinkelt, schwang sie den linken Fuß so schnell und energisch in die Höhe, dass es ihr einen Stich ins Hüftgelenk versetzte. Ihr Stiefel schlug gegen Fels, sie spürte den Aufprall im Knie und schließlich das Metall der Waffe unter ihrem Fuß und dachte: Schieb! Sie klammerte sich fest, schwang sich dabei zappelnd hoch und streckte das linke Bein langsam, um sich in eine aufrechtere Position zu bringen. Endlich durchbrach sie mit dem Kopf die Oberfläche, dann mit den Schultern und dem ganzen Körper. Keuchend hielt sie sich an der Felswand fest und kämpfte einen Moment lang um ihr Gleichgewicht, dann zog sie auch das rechte Bein nach. Ein heißer Schmerz fuhr ihr ins Sprunggelenk, als sie mit der festen Stiefelspitze auf den Fels stieß. Behutsam testete sie, wie belastbar ihr rechter Fuß, das Sprunggelenk und das Knie waren. Vorsicht, lass dir Zeit, nicht überlasten! Allmählich entspannte sie sich, als sie das Körpergewicht von den zitternden Händen auf die Beine verlagern konnte. Das Sprunggelenk war in Ordnung, das Knie auch. Und die Uzi saß immer noch bombenfest.
    »O Gott.« Zum ersten Mal, seit die Leiter zerbrochen war, ließ sich Alex zu einem kleinen Triumphgefühl hinreißen. Allerdings gab es noch keine Entwarnung; wenn sie sich nicht irrte, lag noch eine lange Strecke vor ihr. Ach ja, und da waren auch noch all die Felsbrocken, die den Ausgang versperrten. Der Schmerz in ihrem Sprunggelenk flammte wieder auf, und ihre Schläfen pochten im schnellen Rhythmus synchron zu ihrem Puls, bu-bumm, bu-bumm, bu-bumm . Aus ihren Haaren und ihren Kleidern triefte Wasser. Ein Luftzug strich über ihre Wangen und ihren Nacken, jetzt begann sie richtig zu frösteln. Immerhin stand sie aufrecht, an
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