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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Autoren: Kristina Ohlsson
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gründlich sein wird, wie er sich das gedacht hat. Oder aber Teile von ihm funktionieren noch rational, dann wird er sich nicht gleich als Erstes des Kindes entledigen.«
    » Sondern es benutzen, um sich freizukaufen«, ergänzte Alex.
    » Genau«, bestätigte Peder.
    In der Löwengrube wurde es still.
    » Hat jemand was von Ellen gehört?«, fragte Fredrika in die Stille hinein.
    Alex schüttelte den Kopf.
    » Sie hat darauf beharrt, allein nach Hause zu fahren. Sie meinte, sie würde schon klarkommen, aber ich habe trotzdem einen Streifenwagen vorbeigeschickt. Irgendetwas an der Geschichte klang nicht gut.«
    Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg in die Löwengrube und verbreiteten Wärme. Kleine Staubmäuse rollten über den Fußboden, und die Klimaanlage hustete sich in Gang.
    Dann waren wieder schnelle Schritte auf dem Korridor zu hören. Ein junger Mann, der zum Einsatzkommando gehörte, kam herbeigeeilt.
    » Die Leute, die Steens Wohnung beschatten, haben gerade angerufen«, berichtete er mit lauter und aufgeregter Stimme. » Er ist wieder zu Hause.«
    » Wer ist zu Hause?«, fragte Alex.
    » Aron Steen. Er ist gerade in seine Wohnung zurückgekehrt.«
    » Mit dem Kind?«, fragte Peder.
    » Er trug das Kind auf dem Arm. Als wüsste er, dass wir zuschauen. Aber es war ihm egal.«
    Einige flüchtige Stunden lang hatte Ellen Lind allen Ernstes geglaubt, der Grund für Carls Schweigen wäre, dass er der gesuchte Kindermörder war. Und dass ihre Kinder nicht ans Telefon gingen, weil Carl sie entführt hatte.
    Doch so war es nicht.
    Ellen konnte überhaupt nicht begreifen, wie sie es hatte zulassen können, dass ihr Privatleben und ihr Beruf sich derart durchdrungen hatten. Wann hatte sie eigentlich die Kontrolle über ihre Fantasien verloren? Wann war der Job ein so großer Teil ihres Daseins geworden, dass sie ihn nicht mehr von anderen wichtigen Teilen unterscheiden konnte?
    Darüber muss ich noch mal in Ruhe nachdenken, mahnte Ellen sich. Ich muss mich entscheiden, was wirklich wichtig ist.
    Die Kinder waren nicht ans Telefon gegangen, weil sie bei den Nachbarn zum Brunch gesessen hatten. Ihre Handys hatten sie zu Hause liegen lassen. Mehr war nicht gewesen.
    Aber Carl…
    Ellen saß auf dem Fußboden in ihrem Wohnzimmer und blickte verstohlen zu ihm hinüber. Die Kinder waren, sowie sie zu Hause angekommen war, sofort in ihre Zimmer geflüchtet.
    » Er hat auf der Treppe gesessen, als wir vom Brunch nach Hause kamen«, hatte die Tochter erklärt und zu Carl genickt, der mit ausgestreckten Beinen auf der untersten Treppenstufe saß. » Du musst mit ihm reden, er ist ja total verwirrt.«
    Erst hatte Ellen gezögert.
    Sollte sie ihn in ihre Wohnung lassen?
    Ein Streifenwagen war an ihrem Haus vorgefahren und war dann stehen geblieben.
    Ellen hatte Carl hineingebeten, die Eingangstür aber offen gelassen. Die Streife hatte noch immer vor der Tür gestanden.
    Carl war in Ellens altes Chesterfieldsofa gesunken und erst einmal in Tränen ausgebrochen. Ellen hatte sich dafür entschieden, sich ein Stück entfernt auf dem Boden niederzulassen, und so saßen sie seither.
    Das Leben war so erstaunlich wenig vorhersagbar. Wer hätte ahnen können, dass dieser beherrschte Mann, der seine Worte immer so gut wählte, der so stark und aufrecht wirkte, auf eine derart ungenierte Weise zusammenbrechen konnte? Da Ellen weder Phrasen noch Worte für solche Gelegenheiten zur Verfügung standen, schwieg sie. Sie hörte ihren Sohn durch die geschlossene Zimmertür telefonieren, und dann hörte sie, wie die Tochter ihre Gitarre hervorholte.
    » Ich bin verheiratet.«
    Ellen zuckte zusammen.
    » Ich bin verheiratet«, wiederholte er.
    » Aber…«, begann Ellen.
    » Ich habe dir gesagt, ich wäre Single, aber das war gelogen. Ich bin seit über fünfzehn Jahren verheiratet. Wir haben zwei Kinder. Ein Haus in Borås.«
    Ellen schüttelte langsam den Kopf.
    Ein Klopfen an der geöffneten Eingangstür unterbrach sie.
    Ein uniformierter Polizist trat ein.
    » Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
    Ellen nickte.
    » Dann fahren wir wieder«, sagte der Polizist gedehnt.
    » Alles in Ordnung«, sagte sie mit monotoner Stimme. » Alles okay.«
    Der Polizist ging, die Eingangstür schlug zu. Die Tochter spielte die Akkorde von » Layla«, der Sohn lachte laut und schallend am Telefon.
    Wie seltsam. Alles geht einfach so weiter, als wäre nichts geschehen.
    » Deshalb wollte ich deiner Familie nicht begegnen, Ellen«, sagte Carl mit etwas
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