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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt
Autoren: Kai Meyer
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Götter verhindern wollen.«
    »Katzenschuppen?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Er legte den Arm noch fester um sie und gab ihr einen langen Kuss. »Ist das der Augenblick, an dem ich erkennen müsste, dass du schwanger bist?«
    »Nein!«, rief sie empört.
    Er grinste. »So was passiert.«
    »Mir nicht mehr.«
    »Nicht sehr romantisch.«
    »Du hast die Katze ja nicht gerade im Sack gekauft.«
    Jetzt lachte er leise. »Ich kenn dich schon so viel besser als du dich selbst.«
    Nun war sie es, die ihre Lippen auf seine presste, weil er manchmal, nur manchmal, ein klein wenig Recht hatte. Nicht sehr. Nur ein bisschen.
    Sie lehnte sich zurück, ließ den Kopf in den Nacken sinken und schaute zum Himmel auf. Keine Flugzeuge weit und breit. Keine Vögel.
    »Manchmal«, sagte sie, »gehen zwei Menschen aneinander vorbei, sehen sich kurz in die Augen, und alles, was bleibt, ist ein Wunsch. Ein Traum von dem, was hätte geschehen können. Und dann gehen sie mit jedem Schritt weiter voneinander fort und von all ihren Träumen.«
    Er streichelte ihr Haar. »Das hätte uns auch passieren können. Damals, am Flughafen in New York. Ich hab dich gesehen, aber du hast mich gar nicht beachtet.«
    Alles hätte anders kommen können, wenn das Schicksal sie nicht in der Maschine hintereinandergesetzt hätte. Wenn der Mann neben ihr nicht die Stewardess gerufen und sich über sie beschwert hätte. Wenn Alessandro sich nicht eingemischt hätte.
    Ein Jahr früher waren sie schon einmal zusammen im selben Raum gewesen, im Village in New York. So viele Menschen, so viele Gesichter, sie hatten einander nicht mal angesehen. Und wenn es dabei geblieben wäre? Wenn einer von ihnen in den Monaten darauf nur einmal in eine andere Richtung abgebogen wäre, keine falsche Abzweigung, nur eine andere?
    »Es hätte so vieles schiefgehen können«, sagte sie. »Und ich meine gar nicht die wirklich schlimmen Dinge. Nur Kleinigkeiten. Wenn ich meinen Flug verpasst hätte. Oder du deinen. Zufälle. Das ist es doch, oder? Wir sind nur durch Zufall zusammen.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Und du?«
    »Was ich meine, ist, dass die Leute früher für Zufälle ihre Götter verantwortlich gemacht haben. Und wenn das der Grund ist, aus dem wir uns begegnet sind –«
    Er legte lächelnd einen Finger auf ihre Lippen. »So kannst du Zusammenhänge für alles konstruieren und landest am Ende immer wieder beim lieben Gott oder bei der großen Weltverschwörung.«
    »Oder bei TABULA.«
    »Ja. Bei denen auch.«
    »Vielleicht haben sie dafür gesorgt, dass du im Flugzeug den Platz hinter mir bekommen hast. Oder dass mein Gepäck verschwunden war und ich Ärger mit der Stewardess hatte. Oder dass du –«
    »Hey«, unterbrach er sie leise. »Es spielt keine Rolle mehr. Überhaupt keine.«
    Sie atmete tief ein und wurde wieder ruhiger. Der Wind half, der Anblick der See, am meisten aber er. Einfach, weil er bei ihr war. Sein Körper so nah an ihrem.
    Schläfrig schloss sie die Augen und spürte wenig später, dass er ihre Lider küsste. Er tat das manchmal, um ihre Träume zu beschützen. Sie lag in seiner Umarmung, fühlte sich ganz geschmeidig, sogar als Mensch.
    Die Jacht kämpfte sich durch die Wellen, stampfte in einer Lawine aus Gischt nach Westen.
    Schaut euch nicht um.
    Nein, ganz sicher nicht. Jetzt nicht mehr.
    Dann erwachte sie. Alles war wie zuvor. Er war da und hielt sie. Sie lagen unter der Decke, im warmen, sanften Seewind. Die Motoren brummten tief im Rumpf. Der Himmel war wie leer gefegt. Alles war so gut.
    »Ich hab geträumt«, sagte er.
    »Ich auch.«
    Sie hatte etwas vor mit ihren Träumen. Und mit seinen.
    »Eines Tages«, begann sie. Und schwieg wieder.
    Irgendwann würde sie ihm davon erzählen.
    Nicht heute. Nicht morgen.
    Eines Tages, ja, dann schon.
     
     
     
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