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Aries

Aries

Titel: Aries
Autoren: Katie von Schroecks
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über Ecken mit uns verwandt. Als mein Bruder Harald vor vielen Jahren starb, haben wir ihn aufgenommen. Er hatte ihn groß gezogen, aber wie er zu ihm kam, konnte er uns nicht mehr sagen. Ari weiß es auch nicht, er war damals zu klein. Wir nehmen an, dass Harald ihn von irgendwem Bekannten übernommen hat. Ari ist ein guter Junge und hatte es bisher, in seinem jungen Leben, nicht leicht. Eve und ich lieben ihn, als wäre er unser eigener Sohn. Auch wenn wir viel zu alt dafür sind. So ist das Leben eben ... es hält so manch glückliche Überraschung bereit. <<
>> Du und Tante Eve? Es scheint sich hier einiges, verändert zu haben. <<
>> Du warst nur zu jung Fränni. Oder denkst du, Eve war all die Jahre nur Haushälterin bei mir. Ich bin fast neunzig und fit wie ein Turnschuh. Was glaubst du, wem ich das zu verdanken habe? Eve natürlich. <<, antwortete Großvater und Eve strahlte ihn dankbar an.
>> Fränni, eure Familie war nie einfach ... Aber ich bin gern hier und dein Großvater hat mir das Gefühl gegeben, dass ich willkommen bin. Also blieb ich. Und mittlerweile, ein Leben ohne Oswald ist unmöglich für mich. Ich hoffe, du bist damit einverstanden. <<
>> Natürlich Tante Eve. Ich hatte dich doch schon immer gern. Komisch ... Wir sind nicht viele, unsere Familie meine ich, und ich dachte ich kenne sie. Ihr und Tante Loni und Karl … <<
>> Sie waren immerfort verliebt ineinander und als du erwachsen wurdest, haben sie sich nicht gesehen. Wir Anderen wussten es alle. Sie hat auf ihn gewartet - knappe dreizehn Jahre. Es war nicht wichtig, dir von ihm zu erzählen ... er war ja nicht da. Doch genug jetzt. Nun zu dir Fränni. Jetzt bist du dran. <<, forderte Großvater und nickte mir aufmunternd zu. Schweigend sah ich ihn an. Was sollte ich ihm erzählen und vor allem wie? - ohne das es mir wehtat.
>> Also gut. <<, begann ich widerstrebend. >> Mein Leben bis vor zwei Jahren kennt ihr ja. Seitdem war ich nicht mehr hier. Und dass mein Bruder sich als SAZ gemeldet hatte, wisst ihr auch. <<
>> SAZ? <<, unterbrach mich Eve verständnislos.
>> Soldat auf Zeit. <<, erläuterte ich. >> Er wurde im Oktober 2010 nach Afghanistan abkommandiert. Seit diesem Tag haben wir nichts mehr von ihm gehört. Einen Monat später - ein Mann von der Armee rief meine Mutter an. Er sagte das Tim … << Tränen stürzten in meine Augen und verzweifelt wehrte ich mich dagegen. >> Timi, also er wurde als vermisst gemeldet. Seitdem war alles anders. Erst konnten wir es nicht glauben. Wir dachten, das muss ein schrecklicher Irrtum sein. Mit jedem Tag hofften wir, er könnte zur Tür hereinkommen und alles wäre wie immer. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass er tot ist. Sie fanden ihn nur nicht. << Schluchzend brach ich ab. Sie konnten mich nicht mehr verstehen. Eves Gesicht spiegelte ihre ganze Anteilnahme wieder, doch Großvater drängte unerbittlich weiter:
>> Lass sie weiter reden. Irgendwann muss es raus. <<
Ich bemühte mich um Fassung, trocknete mit einem Taschentuch meine Tränen und fuhr schniefend fort: >> Wir mussten einsehen, dass Timon nicht wiederkommt. Meine Mutter und mein Vater gaben sich gegenseitig die Schuld. Wer hatte Tim unterstützt und wer ihn dazu getrieben, sich als Soldat einzuschreiben? Sie stritten und schrien sich an
- ich konnte es nicht mehr ertragen. Niemand fragte mich, wie es mir ging. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Ich wurde ruhig. Unser Therapeut sagte: - ich wäre zu ruhig und sie sollten, wenn sie ihre Tochter nicht auch noch verlieren wollten, mich aus der Schusslinie bringen. Am besten weit weg. Dorthin, wo ich mich wiederfinden könnte. Ich bettelte, dass sie mich zu Oma lassen. Doch Mama wollte nicht. Sie wollte mich auf ein Internat schicken. Deswegen überredete ich den Therapeuten, auf sie einzuwirken und mir zu helfen. Hier bin ich gern und es ist mir vertraut. Meine Familie ist hier. << Während meiner Erzählung hatte ich starr auf die Tischplatte geblickt. Ich traute mich nicht, Großvater anzusehen. Nicht, dass ich mich schämte ... es war nur das erste Mal, dass ich darüber sprach und ich hatte ein schlechtes Gewissen - meine Eltern kamen nicht sonderlich gut dabei weg.
>> Weiter! <<, forderte Großvater. Trotzig sah ich ihn an.
>> Ich konnte das ewige Streiten nicht mehr ertragen. Es tat mir weh. Meine Schulnoten wurden schlecht. Ich stand an einem Abgrund und hatte das Gefühl, es zieht mich in die Tiefe. Ich bettelte und flehte und irgendwann hatten sie die Einsicht,
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