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Arabellas Geheimnis

Arabellas Geheimnis

Titel: Arabellas Geheimnis
Autoren: JOANNE ROCK
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eine kleine Bank fallen. „Prag hat doch sicher Ritter, die seine Bevölkerung schützen, so lange wir uns auf böhmischem Boden aufhalten.“
    „Anscheinend sind aber in der letzten Nacht zwei Edelfrauen verschwunden, und der König hat nichts unternommen, um zu erfahren, was mit ihnen geschehen ist. Abgesehen von all diesen beunruhigenden Umständen, weißt du, wie viele Frauen wir auf unserer Heimreise unter unseren Fittichen haben?“ Da ihre Aufgabe mit jedem Tag herausfordernder wurde, brauchte Tristan Simons Hilfe.
    Auch wenn Tristan derjenige war, der die Verantwortung trug, waren sie doch mehr Brüder als nur ritterliche Kameraden. Sie waren beide Waisen, die man in die Hände desselben kaltherzigen Vormunds übergeben hatte. Das dort gemeinsam erlittene Leid schmiedete das Band ihrer Freundschaft. Kaum waren sie alt genug gewesen, ein Schwert zu führen, liefen sie ihrem Vormund davon und schlossen sich dem Heer von Edward, dem Schwarzen Prinz, an. Dieser Ritter hatte sie aufgenommen und ihnen ihr Ehrgefühl wiedergegeben.
    Deswegen stand Tristan in der Schuld der königlichen Familie, auch wenn Edward schon seit vier Jahren tot war. Sein Sohn, König Richard, war erst ein Jüngling, und seine Regentschaft war schon beschwerlich genug, sodass seine Ratgeber glaubten, eine Frau würde ihm guttun.
    „Glaubst du wirklich, dass sich so etwas auf unserer Reise wiederholen wird?“ Simon legte die Fingerspitzen aneinander und stützte darauf sein Kinn.
    „Ich möchte auf alles vorbereitet sein. Lass uns den Männern von den Zwischenfällen erzählen. Sie sollen so viel wie möglich über die vermissten Frauen herausfinden.“
    „Vielleicht haben sie nur ihre Ehemänner verlassen und sind davongelaufen.“ Simon lehnte sich an die Mauer hinter ihm und spielte mit einem leeren Tintenfass.
    „So treulos Frauen auch sein mögen, wegen eines Liebhabers, der wenig zu bieten hat, geben sie selten eine angesehene Stellung bei Hofe auf.“ Tristan wusste sehr gut über die Bereitschaft zum gelegentlichen Verrat des schönen Geschlechts Bescheid.
    „Dennoch, ich will wenigstens in Erfahrung bringen, ob das der Grund ist, warum die böhmischen Edlen nicht eifriger nach den Damen suchen.“
    Melodiöses Frauenlachen drang durch die geschlossene Tür, und Tristan fragte sich, wie er die lange Rückreise nach England in einem Gefolge überstehen sollte, in dem die Frauen weitaus zahlreicher vertreten waren als die Männer. Er hatte erlebt, wie Frauen listenreiche Pläne schmiedeten, um jemanden in eine Falle zu locken, raffinierter, als er es je auf einem Schlachtfeld hatte beobachten können. Vor langer Zeit war er töricht genug gewesen, sich von einer großen Schönheit ködern zu lassen. Ihr Parfum war ihm geradewegs zu Kopf gestiegen.
    „Gut. Wir werden unsere Truppen sicher nach Hause bringen, ohne dass einer einzigen Frau etwas zustößt.“ Tristan ging zur Tür. Jetzt, da er den Befehl gegeben hatte, noch mehr auf Sicherheit zu achten, war er bereit, sich wieder unter die böhmische Hofgesellschaft zu mischen. „Ich werde nicht erlauben, dass unser Ansehen in London durch das Verschwinden irgendeiner Person befleckt wird.“
    „Gut.“ Simon nickte und erhob sich von der Bank. „Aber was hältst du eigentlich von Prag, nachdem wir doch so lange darüber gejammert haben, dass wir diese Reise machen müssen? Die Stadt ist hübsch, das kann man nicht leugnen. Und die Frauen sind in Scharen herbeigeeilt, um uns zu begrüßen. Ist dir irgendeine besonders aufgefallen?“
    „Dieses Mal nicht, mein Freund.“ Das fliehende Mädchen von eben hatte zwar seine Aufmerksamkeit erregt, aber es war ihm kaum Zeit geblieben, es näher zu betrachten, so schnell war es auch schon wieder verschwunden gewesen. Die Frau, die wirklich seine Gedanken gefangen hielt, war dieses verwahrloste Wesen, auf das er eine Woche zuvor im Wald gestoßen war. Damals hatte er den halbherzigen Versuch gemacht, ihr zu folgen, weil er glaubte, sie erwartete das vielleicht von ihm.
    Fast dachte er, er hätte das alles nur geträumt.
    Außer …
    Tristan griff in den Beutel an seinem Gürtel und befühlte das kleine Messer, das er in dem Eichenkreis gefunden hatte. Der Griff und die Klinge waren beide kurz und flach. Glatt und abgenutzt, erschien das Messer primitiver als ein traditioneller Dolch, doch auch praktischer. Griff und Schneide waren aus einem einzigen Stück Metall geformt. Tristan war sich sicher, dass dieses Messer der Frau gehörte.
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