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Apocalypsis 3.06 (DEU): Tesserakt. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.06 (DEU): Tesserakt. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.06 (DEU): Tesserakt. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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Taschen seines Jacketts und förderte das zerknitterte Diamonitirion der Mönchsrepublik und einen Kugelschreiber hervor. Raymond legte die Metalltafel auf dem Boden ab, legte Nikolas’ Visum darüber und begann, mit dem Kugelschreiber die sechsundfünfzig Zeichen durchzupausen. Er wirkte dabei so versunken und konzentriert wie ein Kind, das sich selbst beschäftigt. Peter bemerkte, dass Bar-Kleophas irgendetwas zu Maria flüsterte. Sie schüttelte den Kopf und sah zu Peter hinüber. Bar-Kleophas wirkte unruhig, zog sich immer mehr an die Wand der Halle zurück und schien den Ausgang zu suchen.
    Er weiß, dass Raymond richtig liegt.
    Raymond reichte Nikolas das Visum mit den durchgepausten Symbolen und Peter das Original der Metallplatte.
    »Versucht es gleichzeitig.«
    Peter und Nikolas stellten sich jeder auf eine Seite der Stele und tippten nacheinander auf Zuruf immer gleichzeitig auf dasselbe Zeichen. Sechsundfünfzig Mal. Peter und Nikolas traten einen Schritt zurück und warteten ab. Peter warf Bar-Kleophas einen Blick zu. Der alte Mann wirkte angespannt. Als Peter sich wieder der Stele zuwandte, sah er die Veränderung. Nahezu geräuschlos, mit dem kaum hörbaren Knistern von Metall, das sich in der Wärme ausdehnt, bildeten sich vom Boden aus verschiedene Risse und Spalten an der goldenen Säule und verästelten sich bis zur ganzen Höhe. Unmittelbar darauf teilte sie sich. Wie eine welkende Pflanze rollten sich die oberen Enden nach außen. Der gesamte Metallblock schien zu schrumpfen, in sich zusammenzusinken. Atemlos sah Peter zu, wie sich die oberen Enden nach außen stülpten und schließlich etwas freilegten, das im Innern der Stele eingeschlossen gewesen war. Ein geometrisches Objekt von unbestimmbarer Farbe und der Größe eines Schuhkartons. Sobald Peter sich etwas bewegte und den Blickwinkel veränderte, begann es irisierend zu schimmern und seine Form zu verändern. Je nach Blickwinkel streckte es sich, schrumpfte, schien sich ein- und wieder auszustülpen, ohne jedoch seine geometrische Kantigkeit zu verlieren. Ein Anblick, von dem Peter sich kaum lösen konnte. Und doch riss er sich schließlich los und betrachtete seine unfreiwilligen Gefährten. Ihnen schien es genauso zu gehen, Nikolas, Maria, Bar-Kleophas und selbst Raymond starrten den Gegenstand wie hypnotisiert an. Maria hatte Angst. Der alte Bar-Kleophas jedoch betrachtete das schimmernde, sich geschmeidig verändernde Ding mit einer Mischung aus Zuneigung und Wehmut.
    Er erkennt es wieder. Wie einen geliebten Gegenstand aus der Kindheit.
    »Das ist also Pandoras Büchse?«, fragte Peter ihn.
    Bar-Kleophas nickte. »Andere Kulturen haben andere Namen dafür gehabt und andere Mythen darüber erzählt. Aber ja, dies ist das Gefäß , das den Untergang der Welt enthält.«
    »Aber was ist es?«
    »Ein Tesserakt«, erklärte Raymond. »Ein vierdimensionaler Kubus.«
    »Jeder Gegenstand ist vierdimensional«, sagte Peter. »Wenn man die Zeit als vierte Dimension hinzuzieht.«
    »Ein Würfel mit vier räumlichen Dimensionen«, präzisierte Bar-Kleophas. »Ein Hyperwürfel. Ein Tesserakt verhält sich zum Würfel, wie der Würfel zum Quadrat. Er hat sechzehn Ecken, zweiunddreißig gleich lange Kanten, vierundzwanzig quadratische Flächen und besteht aus acht würfelförmigen Zellen. Können Sie sich ein derartiges Objekt vorstellen?«
    »Nein«, gestand Peter.
    »Eben. Das menschliche Gehirn ist nicht dafür gemacht. Deswegen können wir ihn auch nicht sehen, nur mathematisch beschreiben.«
    »Und was sehen wir dann da?«
    »Seinen ›Schatten‹. Wie ein Würfel einen zweidimensionalen Schatten wirft, wirft ein Hyperwürfel eben einen dreidimensionalen Schatten, der sich je nach Blickwinkel beziehungsweise Projektionswinkel verändert.«
    Raymond griff nach dem Tesserakt. Er veränderte erneut seine Gestalt, schien jedoch unerwartet schwer zu sein, zu schwer für ein Kind. Raymond konnte ihn kaum anheben.
    »Helft mir!«
    Maria und Bar-Kleophas rührten sich nicht. Als Peter und Nikolas hinzutraten, um Raymond zu helfen, stürmte Maria vor und hielt Peter zurück.
    »Nicht. Du weißt, was passiert, wenn er ihn öffnet.«
    »Das wird er nicht«, versprach Peter. »Vertrau mir.« Dann half er Nikolas, den Tesserakt anzuheben. Er war tatsächlich schwer, wie ein massives Metallstück. Sie hoben ihn von seinem kleinen Podest und hielten es einen Moment gemeinsam in der Luft.
    »Ich hab ihn«, sagte Peter, und Nikolas ließ los. Peter hielt den
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