Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anwaltshure 4

Anwaltshure 4

Titel: Anwaltshure 4
Autoren: H Carter
Vom Netzwerk:
von der Straße getrennten Parkbereich fuhr, fertig. Am Fenster stehend, hatte ich auf diesen Moment gewartet. Ruhig, fast träge.
    Der Schnee fiel mittlerweile immer dichter. Die Scheibenwischer des Wagens schoben ihn zu dicken Kissen zusammen, die seitlich am dunklen Lack herab rutschten. Die Reifen hinterließen eine Spur im frisch gefallenen Weiß.
    Die Fahrertür öffnete sich und ein Soldat stieg aus. Überrascht beobachtete ich, wie er um das Fahrzeug herumeilte, den hinteren Schlag aufriss und strammstand. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, dass mir der Bursche auch gefallen würde. Schlank und schneidig stand er da, erstarrt wie eine Zinnfigur.
    Und dann entstieg mein Gast dem Wagen. Für einen Moment hielt ich den Atem an. Großgewachsen, in dunkler Uniform. Bewegungen geschmeidig wie die eines Raubtiers. Ohne dem Soldaten auch nur einen Blick zu gönnen, bewegte er sich auf dem schneeglatten Untergrund sicher wie auf trockenem Asphalt.
    Es geschah mitten im Gehen, dass er plötzlich aufsah und mich am Fenster zu entdecken schien. Seine Blicke fixierten mich, wie einen plötzlich aufgetauchten Heckenschützen. Ohne irgendeine Art von Reaktion zu zeigen, ging er weiter auf meine Tür zu.
    Ich begab mich zum Türöffner, wartete auf das Klingeln, zählte stumm bis zehn und öffnete dann.
    Jetzt, da er so unvermittelt vor mir stand, erschien er mir noch imposanter. Da ich selbst vergleichsweise klein bin, musste ich zu ihm förmlich aufsehen. Seine Augen schienen das einzig Aktive in seinem ansonsten vollkommen beherrschten Gesicht. Sie aber wanderten ruhelos über meine Züge, als hätten sie sich in lebende Scanner verwandelt. Ich sah eine kalte Flamme in seinen Augen, die bald zu glühen und zu brennen beginnen würde.
    Schätzte er mich gerade ab? Gefiel ich ihm? Es gab keine Antwort auf diese Fragen in seinem Gesicht. In diesen runden, großen Augen, über denen kräftige Brauen lagen. Der glatt rasierten Haut und den schmalen, etwas breiter angelegten Lippen. Es lag eine gewisse Jungenhaftigkeit in diesem Gesicht, die aber überlagert wurde von anerzogener militärischer Haltung.
    »Hallo«, sagte ich verhalten. Unsicherheit erfasste mich. Bereute er es gerade, hergekommen zu sein?
    »Darf ich hereinkommen?«
    Diese beinahe distanzierte Reaktion verblüffte mich dermaßen, dass ich nur stumm beiseitetrat und ihn an mir vorbeigehen ließ.
    Als ich in mein Apartment kam, stand der Offizier scheinbar unschlüssig im Wohnzimmer und kramte derweil nach seinen Zigaretten. Mir die Schachtel hinhaltend, sah er mich schweigend an. Eine Spannung legte sich über uns, die nicht nur erotischer Natur war. Ich brauchte ihn nur ansehen und wurde nass.
    »Wie geht es dir?«, fragte er mit einem Ton, als befürchte er, dass irgendwo ein Fallstrick lauerte. Sein Akzent überraschte mich, denn in diesem Moment hätte ich ihn für einen waschechten Schotten gehalten. Aber ich kannte weder die Uniform noch passte der Name.
    »Ich kann nicht klagen. Aber wollen wir uns nicht setzen? Einen Drink?«
    Wie so oft flüchtete ich mich beinahe in die Rolle der charmanten Gastgeberin und er nahm auch sofort auf der cremefarbenen Ledercouch Platz, wo er, noch immer in straffer Haltung, jedem meiner Schritte mit den Augen folgte, während er ruhig zu rauchen begann. Es ärgerte mich ein wenig, dass er nicht mal gefragt hatte, ob es mir recht war, dass er es tat. Den Rücken ihm zugewandt, seinen Blick auf meinem Körper wissend, schenkte ich Whiskey ein.
    Seine Beherrschtheit irritierte mich und ich fürchtete, dass ich mehr Arbeit mit ihm haben würde, als meinem Nervenkostüm zuträglich war. Dennoch war ich auch zuversichtlich, denn gerade jene äußerlich so beherrschten Männer, pflegten im Schlafzimmer zu Tieren zu mutieren.
    »Mr McLeod hat nicht übertrieben, als er deine Schönheit gepriesen hat«, eröffnete er das Gespräch, während ich ihm das Glas reichte und mich neben ihn setzte.
    Sein Rasierwasser duftete verführerisch. Herb und männlich. Seine Ausdrucksweise war mir einen Tick zu blumig, aber ich schrieb dies seiner fremdländischen Herkunft zu.
    »Keine Übertreibung, bitte«, erwiderte ich, und freute mich doch über das Kompliment.
    »Du kannst Ivo zu mir sagen.« Seine Stimme war hell und klar, mit dem rollenden »R« des Schotten.
    »Also …«, ich stieß mit meinem Glas gegen das seine, »… Ivo!« Ein kleines Lächeln wanderte über seine Züge und ich sah, dass er leicht errötete.
    »Aus welchem Land
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher