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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner
Autoren: Michael Lewin
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verletzt.«
    »Ja«, sagte sie. »Das hab ich gehört.« Und dann: »Ach, Sie glauben doch nicht, daß ich das war, oder?«
    »Wer sonst?«
    »Also, ich würde niemanden verletzen. Keine Menschen.«
    »Aber…«
    Sie sagte: »Meine Bombe liegt in meinem Schreibtisch.«
    »Was?«
    »Oder ich sollte wohl eher ›Ihre‹ Bombe sagen. Deswegen sind Sie doch hier, nicht wahr? Sie gehören zur Scum Front und sind gekommen, um Ihre Bombe zurückzuholen. Stimmt's?«
     
     

57
    Ich verließ ›Law in Action‹ mit einer Bombe in einer Plastikeinkaufstüte.
    Ich zitterte beim Gehen.
    Ich trug die Tüte zur Beifahrerseite meines Wagens und stellte sie vor den Sitz. Ich ging um den Wagen herum zur Fahrerseite. Ich stützte mich auf der Motorhaube ab. Ich glitt hinters Steuerrad und steckte den Schlüssel in die Zündung.
    Dann versuchte ich mir zu überlegen, was zum Teufel ich tun sollte. Das einzige, was ich wußte, war, daß ich nicht in der Verfassung war, irgend etwas zu tun.
    Mir wurde klar, daß Bobby Lees Zeichnung immer noch im Büro von Law in Action lag. Aber ich ging nicht zurück, um sie mir zu holen.
    Die Frau dort drinnen machte mir angst. Sie tat die Dinge einzig, weil ihr danach zumute war. Wie von einem fremden Planeten, dachte ich, aber in ihrer Gegenwart stand mein Körper in Gefahr, ebenfalls ein Außerirdischer zu werden.
    Ich schüttelte mich. Mein Rückgrat kribbelte beharrlich. Es war gefährlich, das Fenster der Kanzlei auch nur anzusehen.
    Ich machte mich daran, den Wagen anzulassen. Aber das löste eine jähe Woge der Angst aus: Würde das Anlassen des Wagens die Bombe zünden? Ich sah nicht ein, warum das passieren sollte. Aber die Vernunft hatte nicht ihre übliche Wirkung.
    Ich schlang die Arme um das Steuerrad und bettete meinen außerirdischen Kopf darauf. Ich wollte nicht sein, wo ich war, aber die Anstrengung, anderswohin zu fahren, war zu groß.
    Mein Gehirn befand sich mitten in einem neurologischen Ölwechsel. Das ganze ausgelutschte, klebrige Zeug war rausgelaufen, aber noch nichts Neues an seine Stelle getreten. Offensichtlich mußte ich warten, bevor ich wieder anfing zu denken.
    Also ruhte ich mich aus.
    Ich lachte mich aus, weil ich meinen Wagen als Zufluchtsort benutzte. Das Symbol des Amerika des zwanzigsten Jahrhunderts, das Auto.
    Aber jeder muß mal fliehen, was war also das Problem dabei? Probleme sind ganz allgemein mein Problem. Alles ist ein Problem. Sogar die elementaren Dinge. Ein Platz zum Leben.
    Wie kann es so schwer sein, ein ruhiges Leben zu führen? Eins, in dem die Frage, was ich als nächstes tun soll, mir nicht immer auf den Nägeln brennt. Es muß doch möglich sein, ein Leben ohne Gefahr zu führen. Das war es, was die letzten paar Tage wesentlich bestimmt hatte. Gefahr. Bombenleger und Gefängniswärter und… gefährliche Frauen.
    Mom, die schießen lernte.
    Die einzigen Gefahren im Leben eines Menschen sollten sein… betrunkene Autofahrer und Krebs und Atombomben und AIDS von Bluttransfusionen. Wer braucht schon den Rest?
    Vielleicht sollte ich einfach diese ganze lächerliche Detektivgeschichte aufgeben. Es mußte doch irgendeine Art von Job für mich geben. Einen Job mit einem Chef. Einem netten, mittelmäßigen Chef, der mir sagte, was ich tun sollte und wann. Einen Job, der zu einer festgesetzten Tageszeit aufhört. Einen Job mit Geld. Ganz egal, wieviel. Oder eher wie wenig. Aber zumindest würde ich auf diese Weise wissen, wo ich bin.
    Ich würde vielleicht bezüglich der Frage, wer ich war, eine Kleinigkeit verlieren, aber was wäre daran so schlimm? Und bin ich denn so verdammt zufrieden mit dem, was ich bin? Warum habe ich es nie ernsthaft in Erwägung gezogen, mir einen Job zu suchen?
    Warum denke ich nicht über die Dinge nach, über die ich nie nachdenke? Was für eine Art Spinner bin ich? Meine Detektivspielerei läuft nicht gut, also was mache ich? Ich kremple mein Leben von oben bis unten um und versuche, noch mehr davon zu kriegen! Ich trete in die Jetzt-aber-vorwärts-Phase ein. Wonach drängt es mich denn? Hör auf, du Trottel! Hör auf! Sei normal. Denk an normale Dinge.
    Wie lange ist es her, seit du deine Tochter gesehen hast? Jahre! Du wartest darauf, daß sie das Leben kapiert? Welchen Sinn hat das? Geh zu ihr. Schwing dich in ein Flugzeug. Sie ist dein einziges leibliches Kind, um Himmels willen. Sei normal. Besuche dein Kind.
    Und was ist mit deinem eigenen Leben? Deinem Erwachsenenleben. Mit deiner erwachsenen Frau. Redest du von
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