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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)
Autoren: Rina Bachmann
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die Masse der Oberweltler. „Ab morgen arbeiten wir an der Wiederherstellung der Oberwelt. Alle sind dazu herzlich eingeladen. Für heute haben wir mit den Drachenleuten die Wiese mit dem blauen Feuer behelfsmäßig freibekommen. Es gibt aber noch viel zu tun. Der Wald gehört getrocknet, aufgeräumt und neu bepflanzt. Die neuen Häuser für euch müssen gebaut, ja die ganze Oberwelt soll gereinigt und neu aufgestellt werden. Um diese Aufgaben zu bewältigen, müssen wir Hand in Hand arbeiten, einander helfen, wo es nur geht. Es wird nicht leicht und wird erst mal dauern, bis alles zu seiner früheren Ordnung kommt. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir mit der Zeit wieder eine gesunde, strahlende Oberwelt für uns alle haben.“
    „Es wird schon!“, „Jetzt wo wir wieder frei sind!“, „Ja, das machen wir!“, kam aus den Reihen der Oberweltler.
    Ian lächelte zufrieden. „Gut, ich sehe, wie sind da auf einer Wellenlänge. Ab morgen geht es los. Aber heute gibt es eine Feier. Wir freuen uns über unsere Rückkehr und danken der Gunst des Schicksals, die uns ermöglicht hat, zu einem zufriedenen Leben in der Oberwelt zu finden. Ihr wisst, wie ihr mit dem Drachenfeuer umgeht. Nach wie vor ist es ein heilendes Feuer, das Kraft, Glück und Frieden bringt. Wir wollen gleich die Oberwelt und ihre neue Ganzheit feiern.“
    Plötzlich schritt ein schmaler Junge von etwa zwölf Jahren aus der Masse der Oberweltler und bewegte sich auf Ian zu. Er trug eine fleckige Schürze, die einmal weiß gewesen sein musste, zu den schwarzen, abgewetzten, zu kurzen Hosen und einer grauen, verwaschenen Jacke. Eine geknickte Kochmütze zierte seinen Kopf. In der rechten Hand hielt er einen großen Käfig, den der er knapp über dem Boden schleppte. Er neigte den Oberkörper deutlich nach links, um das Gewicht des Käfigs auszubalancieren. Die Oberweltler schauten ihm gespannt zu. Keiner sagte ein Wort.
    Je näher er zum Feuer kam, desto deutlicher sah Ian, was im Käfig war. Ein paar Schritte vor ihm und seiner Drachenmannschaft stellte der Junge die schwere Last ab und öffnete die Tür. Zwei Gänse quetschten sich aus der schmalen Öffnung. Die weiße große Gans begrüßte ihre Freiheit mit einem lauten Gackern und heftigem Flügelschlagen. Der graue kleinere Gänserich watschelte auf Ian zu, stellte sich direkt vor ihm und sah ihn aufmerksam an, den Kopf zur Seite geneigt.
    Ihm stockte der Atem. Er sah die Gänse, dann den Jungen an und fragte, ohne seine Überraschung zu verbergen: „Wo hast du die denn her?“
    Der Junge hob seinen schüchternen Blick und sagte: „Die Grausame hatte sie eines Tages woher gebracht. Sie trug mir auf, denen die Hälse abzudrehen und sie ihr als Gänsebraten zu servieren.“
    „Und du?“
    Er zuckte kurz die Schulter. „Wir hatten bereits Lamm für sie im Ofen. Sie aß so oder so kaum etwas, egal, was es war. Also diese schönen Tiere umzubringen, für nichts und wieder nichts …“, er schüttelte entschieden den Kopf, „das konnte ich einfach nicht.“ Er blickte auf die Gänse. „Ich habe sonst niemanden. Und so hatte ich ein paar Seelen, die auf mich in meinem dunklen Verschlag warteten. Also habe ich sie dort versteckt und gefüttert so gut es ging.“
    „Und was wolltest du jetzt damit?“
    „Ich wollte sie dem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben. Die Grausame hatte sie bestimmt irgendwo geklaut.“ Der Junge sah zu ihm fragend hoch. „Ich habe gehört, dass du dich früher damit beschäftigt hast, also habe ich sie dir zurückgebracht.“
    Ian lachte auf, setzte aber gleich seinen ernsten Gesichtsausdruck wieder auf, räusperte sich und sagte: „Das hast du toll gemacht. Aber meine sind sie nicht. Sie gehören einer Frau, die in der Menschenwelt lebt. Du kannst mit ihr gleich persönlich besprechen, wie es damit weiter gehen soll. Ich habe sie heute für diese eine Nacht zu unserer Feier eingeladen. Sie wollte nicht nach vorne, aber jetzt habe ich einfach keine andere Wahl.“ Er warf einen suchenden Blick zum Rand der Wiese zu seiner Rechten, winkte und rief: „Barbara, komm doch bitte hierher.“
    Aus der Dunkelheit erschien eine hochgewachsene, hagere Figur. Sie bewegte sich leicht über den feuchten, holprigen Boden, schritt zu den Gänsen, guckte sie überrascht an, dann blickte fragend zu Ian.
    „Also ich möchte einen besonderen Dank an diese Frau aussprechen.“ Er wandte sich wieder den Oberweltlern zu. „Sie hat mich bei sich für mehrere Jahre aufgenommen und mir
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