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Angst vor dem Blutbiss

Angst vor dem Blutbiss

Titel: Angst vor dem Blutbiss
Autoren: Jason Dark
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Italiener vor die Brust gehängt. Als Kette diente ein Band aus geflochtenem Hanf. Herbert Lagemann schaltete als erster seine Lampe ein. Der helle Strahl war nicht sehr breit, man konnte ihn mit der Breite eines Arms vergleichen, aber er riß einen hellen Tunnel in die Düsternis und glitt über einen steinigen Boden hinweg, auf dem das blanke Geröll lag und im Licht schimmerte wie Eis.
    »Wir gehen.«
    Und wieder blieben sie hintereinander. Diesmal allerdings etwas versetzt, denn die Höhle war breit genug.
    Jeder von ihnen dachte über seine Gefühle nach. Wahrscheinlich waren sie bei jedem anders, aber eines traf sie gemeinsam. Sie glaubten, die normale Welt verlassen zu haben und hineinzutauchen in eine andere, neue und auch gefährliche, die sich mit all ihren Schrecken in dieser Höhle manifestiert hatte, aber noch im Unsichtbaren lag und darauf wartete, hervorgeholt zu werden.
    Manchmal kollerte ein Stein weg, dann wiederum knirschten unter den Sohlen kleinere Steine. Die Strahlen der Lampen tanzten in den Bewegungen ihrer Hände, huschten über den Boden hinweg, glitten an den Wänden entlang und auch mal über die alte Stollendecke, deren Form nicht glatt war, sondern wellig und so aussah, als könnte sie jeden Moment einstürzen und die drei Jungen unter sich begraben.
    Es tat sich nichts. Sie hörten weder ein verräterisches Knacken noch irgendein Knirschen, das auf eine Gefahr hingedeutet hätte. Nur sie selbst waren zu hören.
    Die Luft veränderte sich, je tiefer sie in den Stollen gingen. Sie wurde kühler, klammer, war dann auch schlechter zu atmen. Es mochte zum Teil daran liegen, daß sich die Decke senkte und sie bald die Köpfe würden einziehen müssen, wenn es so weiterging.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Drei Lichtstrahlen erwischten ein Ziel.
    Sofort blieben die Jungen stehen. Sprachlos, mit Klößen in den Hälsen.
    Ein jeder von ihnen spürte, wie das Grauen in ihm hochkroch, denn was sich da im Licht ihrer Lampen abzeichnete, mußte so etwas wie das Lager eines Vampirs sein.
    Aus den alten Hammer-Filmen wußten sie, daß die Blutsauger eigentlich in Särgen schliefen, wo sie ihre Ruhe hatten. In der Nacht verließen sie die Särge, die dann leer zurückblieben.
    Hier nicht.
    Dieses Vampirlager bestand nicht aus einem oder mehreren Totenkisten. Es war einfach eine Mulde im Boden, und darin lagen alte Lumpen. Sie bewegten sich nicht. Und auch in ihrer Umgebung tat sich nichts.
    Es dauerte eine Weile, bis die Freunde ihre Sprachlosigkeit überwunden hatten, und wieder war es Herbert Lagemann, der eine so treffende Bemerkung machte.
    »Wir haben seine Wohnung oder sein Lager gefunden, das steht fest. Aber wo finden wir ihn?«
    »Keine Ahnung!« flüsterte Claudio.
    »Bist du dir denn sicher, daß es das Lager eines Vampirs ist?« fragte Paul. »Kann es nicht auch das Versteck irgendeines Einsiedlers sein? Wäre doch auch möglich.«
    »Nein!« widersprach Herbert. »Wenn es so wäre, dann hätten wir etwas erfahren. So einsam kann niemand leben, als daß es sich nicht herumsprechen würde. Da wäre diese Höhle schon längst zu einem Wallfahrtsort geworden.«
    Da mußten die beiden anderen ihrem Mitschüler recht geben. Es blieb nur die eine Lösung.
    »Jedenfalls ist er weg«, sagte Claudio. Aus seiner Stimme klang auch Erleichterung mit.
    »Wir müssen ihn woanders suchen.« Herbert ließ nicht locker. »Ich glaube nicht, daß er sich aus dem Staub gemacht hat, nur weil wir in seiner Nähe erschienen. Ich glaube eher daran, daß wir Ärger kriegen. Daß er uns schon längst entdeckt hat und nur darauf wartet, unser Blut trinken zu können.«
    Während sich Claudio an den Hals faßte, als wollte er dort nach Bißwunden suchen, mußte der Junge aus England grinsen. Ihn amüsierte es, daß sich sein Kumpel fürchtete.
    »Wir gehen!« entschied Herbert.
    Keiner war dagegen. Und sie konnten die Höhle verlassen, ohne daß etwas passiert war. Draußen atmeten sie die herrliche Nachtluft ein.
    Auch die Lampen schalteten sie aus, und sogar eine gewisse Zufriedenheit zeichnete ihre Gesichter.
    »Noch mal zum Friedhof zurück?« fragte Melli.
    Paul nickte. »Und ob – oder, Herbert?«
    »Wir gehen. Er hat sein Lager verlassen, er muß hier irgendwo lauern. Er wird auch Durst haben, und was das bedeutet, brauche ich euch nicht extra zu sagen.«
    »Durst auf Blut«, murmelte Melli.
    »Das ist es.«
    »Unser Blut?«
    »Wessen sonst?«
    »Schmeckt dir Blut?« flüsterte Claudio. Sie waren bereits unterwegs,
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