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Angst vor dem Blutbiss

Angst vor dem Blutbiss

Titel: Angst vor dem Blutbiss
Autoren: Jason Dark
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schrägen Fenster eingeschlagen. Dann war er in einen Raum hineingehuscht, der seit Jahren von keinem Menschen mehr betreten worden war, denn Staub und Spinnweben hatten sich ausbreiten können und bildeten eine regelrechte Kulisse.
    Um sich vor dem einfallenden Sonnenlicht zu schützen, hatte er sich in einen kleinen Verschlag hineingequetscht, wo er die langen Stunden des Tages abwartete und darauf lauerte, daß endlich die Nacht mit ihrer herrlichen Dunkelheit hereinbrach.
    Er war nicht unterwegs, aber eine andere Person. Seine neue Dienerin hatte das Versteck verlassen und bewegte sich bereits durch die Schule.
    Er stand mit ihr in einer sehr intensiven Verbindung, als gäbe es dort ein Band, das sie zusammenhielt.
    Einige Male hatte er Kontakt mit ihr aufgenommen, und er hatte ihr den richtigen Weg gewiesen.
    Das Ziel war wichtig. Am Ziel stand die Kraft, dort wartete Blut, viel Blut…
    Die Stunden rannen dahin.
    Menschen hätten in dem Verlies kaum atmen können, für einen Blutsauger war es genau das richtige Versteck. Zudem konnte er sich Zeit nehmen, viel Zeit, denn nichts lief ihm weg, gar nichts…
    Er existierte, er fühlte sich zwar schwach, aber das würde sich ändern. In seiner Nähe wartete das Blut. Unermeßlich viel Blut. Körper, für die das Blut der Schmierstoff war, und es bald für ihn sein sollte. Er freute sich.
    Die Zeit verging. Die Sonne wanderte.
    Nichts konnte ihren Lauf unterbrechen. Ein Weg, den sie seit Millionen von Jahren eingeschlagen hatte, und den sie auch immer weiterwandern würde.
    Was war schon die Zeit?
    Der Blutsauger hockte da. Er existierte, er wußte nicht einmal, woher er kam. Er kannte sein eigenes Schicksal nicht, er war ein Blutsauger, und damit fand er sich ab. Er konnte sich nicht daran erinnern, zu einem Blutsauger gemacht worden zu sein. Irgend jemand mußte ihn mal gebissen haben, das aber war in einer für ihn grauen Vorzeit geschehen.
    Jetzt existierte er, und er war froh darüber. Aber die Leere in seinem
    ›Leben‹ würde sich trotzdem ändern, denn es gab da jemand, der ihn gerufen hatte.
    Einen mächtigen, sehr, sehr mächtigen Vampir. Ein Blutfürst, der ihm über war, der in einer eigenen Vampirwelt herrschte, die er für seine
    ›Brüder und Schwestern‹ geschaffen hatte.
    Auch der Namenlose sollte in diese Welt einsteigen, doch er wollte noch nicht. Erst wenn seine Rache vollendet war, würde er sich wieder mit dem mächtigen Blutfürst in Verbindung setzen.
    Dracula II nannte er sich.
    Ein Abkömmling des Urvampirs aus Rumänien, den sie alle so liebten.
    Dracula II – war das seine Zukunft? Möglich.
    Er würde sich nach seiner Rache darauf verlassen. Und er würde eine Heimat und vielleicht auch einen Namen bekommen und sich nicht mehr fühlen wie ein Staubkorn in der Wüste.
    Zeit sickerte dahin…
    Der Namenlose verließ das Versteck. Ein Blick durch das Dachfenster zum Himmel zeigte ihm, wie stark die Veränderung bereits fortgeschritten war.
    Der Himmel war rot wie Blut, und seine dunklen Schatten wuchsen immer mehr. Die Nacht kam…
    Die herrliche wunderbare Nacht, in der sich der Mond als blasser Kreis auf dem Himmel abmalte und dafür sorgte, daß er die nötige Kraft bekam.
    Er streckte sich.
    Seine alte Kleidung war mit einem Puder aus Staub bedeckt. Staub lag auch auf seinem Gesicht und bedeckte die wirr vom Kopf abstehenden Haare. Staubig war auch sein Gesicht, aber wesentlich bleicher als die Kleidung. Helle Asche, dunkle Augen, die sich in die schwarzen Ränder eingeätzt hatten. Rote Funken tanzten in den Pupillen wie Glutstücke.
    Sie waren der Motor und Kraftspender in ihm. Sie sorgten dafür, daß er es schaffte, daß er den Menschen keine Chance ließ.
    Er schritt durch das Dämmer.
    Er fand die Tür.
    Er zog sie auf.
    Als das häßliche Quietschen und Knarren der alten, rostigen Angeln verstummt war, stand er bereits vor der Treppe. Er schaute nach unten, dann lachte er.
    Triumph schoß in ihm hoch.
    Die Schule gehörte ihm, die Menschen gehörten ihm ebenfalls, und damit auch ihr Blut…
    ***
    Susan stand nicht lange auf dem Fleck. Bevor sich ihre beiden Freundinnen von dem Anblick erholen konnten, betrat sie das Zimmer und schloß die Tür.
    Es brannte kein Licht. Graue Dämmerung sickerte durch das Fenster, weichte die Einrichtung des Zimmers auf, machte sie fließend, und auch die Umrisse der anwesenden Personen schienen zu einem Teil dieser Dämmerung geworden zu sein.
    Was war Susan Carrigan?
    War sie ein Schatten,
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