Angriff der Monster
ob das eine gute Idee war. Woher sollte er wissen, dass es keine Falle war? Schließlich war der Hund ja, das durfte er nicht vergessen, von Mondrag abgerichtet worden. Andererseits gab es keine Regel, die besagte, dass man für den Parcours exakt dem Waldweg folgen musste. Das machte halt jeder. Aber gab es etwa noch einen anderen Weg?
Wieder bellte der Hund und Jasper entschied, dass ihm eigentlich keine andere Wahl blieb. Mit solchen Zähnen konnte man schlecht diskutieren.
„Okay, okay“, gab Jasper nach und folgte dem Hund zwischen die Bäume, weg von dem ausgetretenen Pfad.
Mit jedem Schritt wurde der Wald viel dichter und dunkler, als Jasper sich das je vorgestellt hätte. Und er hörte merkwürdige Geräusche. Woher und vor allem von wem diese Geräusche kamen – darüber wollte er lieber nicht nachdenken.
Plötzlich stand er wieder vor der Schule. Der Hund hatte ihm mindestens eine halbe Stunde erspart. Jasper konnte es fast nicht glauben – er war direkt beim Schulgebäude wieder aus dem Wald herausgekommen. Er hatte noch nicht einmal gewusst, dass der Wald so nahe an die Schule heranreichte. Dabei hatte er es sich doch zu einer wichtigen Aufgabe gemacht, die nähere Umgebung des Gebäudes möglichst gut auszukundschaften. Und bisher hatte er geglaubt, dass ihm das ganz gut gelungen sei.
Suchscheinwerfer streiften über das Schulgelände, aber das Schloss thronte dunkel und mächtig im Zentrum. Durch den Mond dahinter warf es einen langen Schatten auf Jasper. Der Hund führte ihn durch ein Loch im Zaun und dann direkt zum Gebäude. Er stupste ihn leicht mit der Schnauze an und hielt dann an einem Seitenflügel an der kleinen Tür eines Dienstboteneingangs an. Jasper kratzte den abgestorbenen Efeu ab, der die Tür bedeckte. „Meinst du das ernst?“, fragte er. Der Hund starrte ihn nur an. „Na gut, du hast mich schließlich hierhergebracht – also verlass ich mich auf dich. Danke!“ Jasper gab dem Hund einen letzten Klaps und sah sich noch den Namen auf seiner Marke an.
„Hmm, kein sehr origineller Name.“ Wuff leckte Jaspers Hand und schlich dann lautlos in den Schatten des Waldes davon.
Jasper drückte behutsam den Türgriff nach unten und verzog das Gesicht, als es laut quietschte. Er rechnete damit, dass ihn gleich die Hand eines Aufsichtsschülers packte, aber nichts geschah. Langsam zog Jasper die Tür auf. Vor ihm lag ein dunkler, flacher Tunnel. Jasper wusste, dass er in kompletter Dunkelheit sein würde, sobald er die Tür schloss. Er atmete tief ein und kroch in die Röhre.
Jasper tastete sich den Tunnel entlang. Er war ganz schön eng und er musste auf dem Bauch vorwärtsrobben. Dabei drückte er sich mit den Füßen an den Seiten des Tunnels ab, um voranzukommen. Hin und wieder knickte der Tunnel ab und ging senkrecht nach oben weiter. Dann musste Jasper sich zusammenkrümmen, um die Ecke winden und schließlich eine Leiter hochziehen. Er fragte sich, wozu der Tunnel wohl diente. War das ein Geheimgang? Und wo führte er hin?
Der Tunnel ging jetzt stetig nach oben und Jasper war sich sicher, dass er mindestens in Höhe des ersten Stockwerks sein müsste. Hin und wieder konnte er auf seinem Kriechgang Kinder flüsternhören. Irgendwo hier müssen die Schlafsäle sein , dachte er.
„Buuuhhhh“, stöhnte er in der Absicht, die Schüler im Schlafsaal ein bisschen zu erschrecken. Kurz konnte er einen gedämpften Aufschrei hören, dann herrschte wieder Stille. Jasper grinste. Er hoffte ein bisschen, dass es Saffy war, der er gerade Angst eingejagt hatte.
Dann hörte Jasper aber ein ganz anderes Flüstern. Ein eher schauriges Gewisper. Es hörte sich gar nicht nach den Schülern im Schlafsaal an. Es schien direkt aus den Wänden des Tunnels zu sickern. Craag … kroomt … hööööörr … en … Jaaaaaassssper .
Jasper hatte dieses Flüstern schon ein paar Mal wahrgenommen. Zuerst, als er aus dem Flugzeug ausgestiegen war, mit dem er in Monstrum House angekommen war. Dann im Haus des Grauens und zuletzt im Gewirr der Gänge beim Archiv. Und hier in den dunklen Tunnelröhren hörte er es erneut.
Jasper versuchte jetzt schneller durch den Tunnel zu kriechen, versuchte diesem gespenstischen, gestammelten Gewisper zu entkommen. Bedeutete es etwa, dass er zuhören sollte?
Jasper stieß auf eine weitere Leiter und kletterte, so schnell er konnte, hoch. Wo würde der Tunnel wohl aufhören? Da muss es doch zumindest ein paar Belüftungsöffnungen geben , dachte er. Er tastete die
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