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Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Titel: Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)
Autoren: Nikolaus Blome
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an zu regieren. Sondern man fängt an zu regieren und wird irgendwo auf der Strecke Kanzlerin. Oder eben nicht.
    Zum Schluss muss es natürlich auch darum gehen, wie lange Angela Merkel noch regieren will. So lange, wie der Wähler sie lässt? So lange, wie die CDU sie lässt? Das sei vorweggenommen: Nein, ich denke, soweit wird es nicht kommen, soweit lässt sie es nicht kommen. Wenn es das Wahlergebnis im September 2013 hergibt, wird die Kanzlerin weiterhin selbstverständlich Angela Merkel heißen. Aber in der ersten Hälfte der Legislaturperiode, spätestens im Jahr 2015, wird sie ihre Ämter an der Regierungs- und der Parteispitze abgeben an nur einen Nachfolger (eine Nachfolgerin) für beides. Das wird ihrer Kanzlerschaft den wichtigsten denkbaren Superlativ verschaffen, den sie aus eigener Kraft erreichen kann: seit 1949 der erste deutsche Kanzler zu sein, dessen Amtszeit nicht mit partei-interner Ablösung oder einer Wahlniederlage endet. Angela Merkel wäre die erste Kanzlerin, die aus freien Stücken aufhört – bevor sie das Vertrauen ihrer Partei oder der Wähler verloren hat. Und dieser Rekord, diese Alleinstellung reizt sie außerordentlich. Dafür gibt es in ihrer politischen Vergangenheit und ganz aktuell hinter den Berliner Kulissen eine stattliche Reihe von deutlichen Belegen sowie Hinweisen aus internen Zirkeln. Man muss sie nur sehen (und aufschreiben).
    An der Stelle wird klar, dass es sich bei diesem Buch nicht um ein so genannt »autorisiertes« handelt. Das soll kein Selbstlob sein und auch keine Herabsetzung anderer Autoren, wohl aber ein wichtiger Begleithinweis für die Lektüre. Angela Merkel hat keinen Einfluss auf dieses Buch nehmen können. Weder, indem sie besondere (gleichwohl immer kontrollierte) Nähe und Zugang gewährt hätte, und schon gar nicht, indem sie die Zitate autorisiert hätte, die sich an vielen Stellen im Buch finden. Diese stammen allesamt aus öffentlichen oder nicht ganz so öffentlichen Runden und haben nicht der Auswahl der Kanzlerin unterlegen.
    Für mich persönlich ist dieses Buch das vorläufige Fazit von gut zehn Jahren Parlaments-Journalismus als Korrespondent und Hauptstadtbüro-Leiter für Welt und BILD in Berlin, dem »Irrenhaus«, der »Narrentrommel«, wie manche sagen. Acht davon war Angela Merkel die Kanzlerin, also mein wichtigstes Objekt der Beobachtung und Bewertung. Dieses Buch nimmt an Fragen auf, was ich mich in dieser Zeit selbst gefragt habe und was ich gefragt worden bin; sowohl von interessierten Laien als auch von Politikern oder Journalisten-Kollegen. Es sind, wie gesagt, die einfachen Fragen, die vermeintlich einfachen Fragen. Also jene, bei denen die Antwort umso schwerer fällt, je länger man über sie nachdenkt.
    Ein halbes Jahr, bevor er dann doch Bundespräsident wurde, hat Joachim Gauck über die Kanzlerin gesagt: »Ich respektiere sie, aber ich kann sie nicht richtig erkennen.« Wohl wahr: Sich Angela Merkel zu nähern, um sie zu erkennen, ist nicht einfach. Macht aber Spaß.
    Auf geht’s.

Wie ist Angela Merkel so aus der Nähe?
    Wer wissen will, wie Angela Merkel »so aus der Nähe ist«, der muss zuschauen, wie sie lacht. Dazu kann man zum Beispiel mit ihr auf Reisen gehen. Das tun Journalisten oft, die Leiter der Berliner Hauptkorrespondentenbüros der großen Zeitungen und TV-Sender sogar regelmäßig. Die Reisetruppe variiert, aber sie hat einen festen Kern. Das entspannt Angela Merkel, weil sie ihre Umgebung gern berechenbar hat. Eine entspannte Kanzlerin wiederum entspannt ihre engsten Mitarbeiter, die deshalb mehr Nähe zulassen. Ganz praktisch ist Angela Merkel auf Reisen weniger abgeschirmt als im Berliner Alltag. Man kann ihr beim Frühstück im Hotel begegnen, wenn sie am Buffet entlangschlendert und sich etwas aussucht, oft ein Müsli mit Orangensaft. Beim Streunen durch das Gewühl abendlicher Empfänge bleibt man plötzlich an einer Traube mit Merkel in der Mitte hängen und hört einfach zu oder beobachtet. Manchmal steht man auch urplötzlich für ein paar Minuten direkt neben ihr, im Hotel-Aufzug oder wenn sie durch eine Ausstellung oder eine Werkhalle geführt wird und man im engsten Tross einfach mitschwimmt, durch die sie umgebende Reuse der Sicherheitsleute hindurch. Und wenn sich zwei Dutzend Journalisten im Sitzen, Stehen, Hocken in das »Konferenzabteil« des Regierungsfliegers quetschen (der Rekord steht bei knapp unter 30), dann kommt man gelegentlich sogar Hosennaht an Hosennaht mit der Kanzlerin zu
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