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ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

Titel: ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)
Autoren: Hans Christian Andersen , H.C. Andersen
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gewesen?" Das waren ein paar von den vielen Fragen, die der Alte an ihn richtete. Sie wurden beantwortet, und der alte Mann nahm ihn mit sich in sein kleines Haus in einer der Seitenstraßen in der Nähe. Es war eine Handschuhmacherwerkstatt, in die sie hereintraten. Die Frau saß noch fleißig beim Nähen, als sie kamen. Ein kleiner, weißer Bologneser, so kurz abgeschoren, daß man die rosenrote Haut sehen konnte, hüpfte auf den Tisch und sprang dem kleinen Knaben etwas vor. -
     
    "Die unschuldigen Seelen kennen einander," sagte die Frau und streichelte den Hund und den Knaben. Er bekam zu essen und zu trinken bei den guten Leuten, und sie erlaubten ihm auch, die Nacht über hierzubleiben. Am nächsten Tage wollte Vater Guiseppe mit seiner Mutter reden. Er bekam ein kleines ärmliches Bett, aber ihm, der so oft auf dem harten Steinpflaster schlafen mußte, erschien es königlich prächtig. Er schlief gut und träumte von den schönen Bildern und dem Bronzeschwein.
     
    Vater Guiseppe ging am nächsten Morgen aus, und das arme Kind war wenig froh bei dem Gedanken, denn es wußte, daß dieser Gang dem Zwecke diente, es zu seiner Mutter zurückzubringen. Und er weinte und küßte den kleinen lustigen Hund, und die Frau nickte ihnen beiden zu. -
     
    Und was für einen Bescheid brachte Vater Guiseppe zurück? Er sprach lange mit seiner Frau, und sie nickte und streichelte den Knaben. "Es ist ein prächtiges Kind!" sagte sie. "Er könnte einen eben so guten Handschuhmacher abgeben, wie Du es warst! Und Finger hat er, so fein und geschmeidig. Die Madonna hat ihn zum Handschuhmacher bestimmt!"
     
    Und der Knabe blieb im Hause, und die Frau lehrte ihn selbst das Nähen. Er aß gut, er schlief gut, er wurde munter und begann nun Bellissima, so hieß der kleine Hund, zu necken. Die Frau drohte mit dem Finger und schalt und wurde böse. Und das nahm sich der Junge zu Herzen. Gedankenvoll saß er in seiner kleinen Kammer, die auf die Straße hinausging, wo die Häute getrocknet wurden. Dicke Eisenstangen waren vor den Fenstern. Er konnte nicht schlafen und seine Gedanken waren bei dem Bronzeschwein. Plötzlich hörte er es draußen: Klatsch, klatsch! ja, das mußte es sein! Er sprang ans Fenster, aber da war nichts zu sehen, es war alles vorbei.
     
    "Hilf dem Herrn, seinen Farbenkasten zu tragen!" sagte die Frau am Morgen zu dem Knaben, als der junge Nachbar, ein Maler, mit dem Kasten und einer zusammengerollten Leinewand beladen daher kam. Und der Knabe nahm den Kasten, folgte dem Maler und sie gingen nach der Galerie und gerade dieselbe Treppe hinauf, die er so gut von jener Nacht her kannte, als er auf dem Bronzeschwein geritten war. Er kannte die Statuen und Bilder, die herrliche Marmorvenus und die gemalte wieder, und er sah die Mutter Gottes, Jesus und Johannes.
     
    Nun hielten sie vor dem Bilde des Bronzino an, wo Christus in die Unterwelt hinabfährt und die Kinder um ihn herum in süßer Erwartung des Himmels lächeln; das arme Kind lächelte auch, denn hier war es in seinem Himmel.
     
    "Nun kannst Du nachhause gehen" sagte der Maler zu ihm, da er bereits solange dagestanden hatte, wie der Maler seine Staffelei aufgestellt hatte!
     
    "Darf ich Euch beim Malen zusehen?" fragte der Knabe, "darf ich sehen, wie Ihr das Bild auf das weiße Stück hier herüber bekommt?"
     
    "Jetzt male ich nicht!" antwortete der Mann und nahm seine schwarze Kreide hervor. Hurtig bewegte sich die Hand, das Auge maß das große Bild, und trotzdem nur feine Striche erschienen, stand Christus doch bald schwebend, wie auf dem farbigen Bilde, auf der Leinwand.
     
    "Aber so geh doch!" sagte der Maler, und der Knabe wanderte stille heimwärts, setzte sich auf den Tisch und - lernte Handschuhe nähen.
     
    Aber den ganzen Tag über waren seine Gedanken in der Bildergalerie, und deshalb stach er sich in den Finger und stellte sich ungeschickt an, aber er neckte auch Bellissima nicht. Als es Abend wurde und die Haustür gerade offenstand, schlich er sich hinaus. Es war kalt aber sternenklar, hell und schön, und er wanderte durch die Straßen, in denen es bereits ruhig war, und bald stand er vor dem Bronzeschwein. Er beugte sich zu ihm nieder, küßte den blanken Rüssel und setzte sich auf seinen Rücken. "Du freundliches Tier," sagte er, "wie habe ich mich nach Dir gesehnt! Heute Nacht müssen wir einen Ritt machen!"
     
    Das Bronzeschwein lag unbeweglich, und das frische Wasser sprudelte aus seinem Maule. Der Kleine saß wie ein Ritter
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