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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4
Autoren: H. J. Alpers
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Verhältnis zu den Leuten aufgebaut hatten. Ich denke nicht daran, wegen einer blöden Pflanze noch einmal ganz von vorn anzufangen!“
    Martina sah den Kapitän an. „Sie müssen doch auch zugeben, daß man das nicht von uns verlangen kann.“
    Er wandte sich an die Wissenschaftler, die bisher geschwiegen hatten. „Was meinen Sie dazu?“
    Paul Bordes, der Geologe, zuckte die Achseln. „Ich brauche mir über meine Beziehung zum Gestein zwar keine Sorgen zu machen, aber ich verstehe den Standpunkt der Xenologen. Jack ist seit Wochen von diesen Pflanzen besessen, ich begreife gar nicht, was so wichtig an ihnen ist.“
    „Alles ist wichtig“, versetzte Jack.
    „Genau“, murmelte Martina.
    „Vielleicht wächst die Pflanze irgendwo wild, wo sie nicht tabu ist“, sagte der Kapitän.
    „Das hoffe ich auch“, antwortete Jack. „Ich habe schon überall danach gesucht. Aber ich fürchte, ich werde sie nicht finden, es ist eine Kulturpflanze, und das möchte ich gern beweisen. Kulturpflanzen kommen bei den Jinrah sonst nicht vor. Fragen Sie die Xenologen: Ihre Lebensweise ist die von Sammlern und Jägern.“
    „Dieser Stamm schickt sich möglicherweise gerade an, mit der Zähmung von Tieren und Pflanzen zu beginnen. Das wäre ein entscheidendes Stadium in seiner Entwicklung. Auf jeden Fall ist es für uns ein weiterer Grund, warum wir die Verbindung jetzt nicht abbrechen dürfen.“ Martina hatte den letzten Satz sorgfältig betont.
    „Du willst doch nur ein Buch über sie schreiben und die Publicity ernten“, höhnte Jack.
    „Deine Motive sind natürlich blütenrein, oder?“ schnappte Chris.
    Martina legte Chris die Hand auf den Arm. „Wir leisten alle eine sehr wertvolle Arbeit hier, Jack.“
    „Und eigentlich sollten wir einander helfen, doch ich habe von eurer Seite noch keine Hilfe erfahren“, erwiderte er.
    „Immerhin sorgen wir dafür, daß uns die Eingeborenen freundlich gesinnt bleiben. Oder wäre es dir lieber, wenn dich zwei Leibwächter auf deiner Suche nach biologischen Proben begleiten müßten?“
    „Wir brauchten nur ein wenig Stärke zu zeigen, dann würden sie sich nicht mehr in unsere Nähe trauen.“
    „Das wäre für uns nicht sehr hilfreich, begreifst du das nicht?“
    Plötzlich sprang der Kapitän auf. „Setzen Sie sich, Evanson!“ sagte er. „Wir werden weder unsere Stärke zeigen, noch werden wir die Wilden einschüchtern. Sie müssen eben weiter nach einer wild wachsenden Pflanze suchen oder auf diese Pflanze verzichten.“
    Jack blieb stehen und starrte den Kapitän finster an. „Die Eingeborenen widmen den Pflanzen sehr viel Aufmerksamkeit. Sie sollten einmal sehen, wie sie sie wässern und bestäuben. Sie hocken sich vor sie hin und beten sie an, ich habe es selbst beobachtet. Kennen Sie eine Pflanze, Kapitän, die Sie anbeten würden?“
    „Sie sind heilig“, ergänzte Martina. „Vielleicht stellen sie die Verkörperung irgendeines Fruchtbarkeitsgottes dar. Aber ich habe noch nichts Genaueres erfahren. Die Wilden sprechen nicht gern darüber; es ist immer schwierig, ein Gespräch über Tabu-Themen zu führen.“
    „Drogen“, sagte Jack. „Es gibt unzählige Kulturen, die geheiligte, Rauschmittel absondernde Pflanzen verehren.“ Er streckte dem Kapitän in einer einladenden Geste die Hand entgegen. „Halluzinogene, Narkotika, Opiate? Niemand kann sagen, wie wertvoll die Pflanzen unter Umständen für uns sein könnten.“
    „Du suchst wohl nach einem neuen Stoff, hm?“ sagte Chris angewidert. „Die alten Drogen reichen dir nicht mehr.“
    „Still“, flüsterte Martina. Zu Jack sagte sie: „Ich streite nicht ab, daß du auf wertvolle Erkenntnisse aus bist. Jede Art von Wissen ist wertvoll. Aber es sind schon viele Pflanzen angebetet worden, die keine Rauschmittel produzierten. Oft werden Pflanzen von den Kulturen symbolisch überhöht und dadurch bedeutungsvoll. Alles andere sind Nebeneffekte. Es kann sein, daß gar nichts dahintersteckt. Wir haben bisher keinerlei Anzeichen dafür, daß die Jinrah irgendeinen Teil dieser Pflanzen verzehren. Wir wissen bisher nur, daß sie bei den heiligen Pflanzen meditieren.“ Sie schaute zum Kapitän hinüber. „Ich habe Verständnis für seinen Wunsch, Sir, doch, das habe ich wirklich. Aber ich muß mich für das kleinere Übel entscheiden, und als Leiterin der Station empfehle ich Ihnen, daß Sie ihn anweisen, diese heiligen Pflanzen nicht zu berühren.“
    Der Kapitän sah Jack an. „Ich fürchte, ich muß mich
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