Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An den Rändern der Zeit (German Edition)

An den Rändern der Zeit (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit (German Edition)
Autoren: Antje Ippensen
Vom Netzwerk:
Nebeneffekt. Liegt
doch eigentlich auch auf der Hand.“
    „Die Vernichtung der Augenwelt – ein Nebeneffekt?“,
stieß Dymekon hervor. „Das kann nicht dein Ernst sein. Du MUSST dabei mehr
empfinden.“
    „Warum? – Allmählich fange ich an zu glauben, dass
auch von dir die Taubheit Besitz ergriffen hat, armer Alter. Wie oft darf ich
noch ausdrücken, dass es mir gleichgültig ist, damit du es endlich schluckst?“
    Ein letztes Mal versuchte er, an sie zu appellieren.
Er griff nach dem letzten Strohhalm. „Dieses verbrecherische, unverantwortliche
Handeln stuft dich auf die schäbige Daseinsstufe einer Ratte herab, B.C.“
    Sie grinste schwach und meinte. „Aber einer Ratte mit
ziemlich viel Erfindungsgeist, nicht wahr? Ich kann schon etwas mehr als durch
Labyrinthe rennen und den Käse finden.“ Und wieder sagte sie das weder
sardonisch noch triumphierend, noch nicht einmal bitter. Dymekon fragte sich,
ob sie am Ende ihr Mond-Rauschgift schon genommen hatte. Doch dafür war sie
wiederum zu klar.
    Seine Stimme veränderte sich, als er seinen letzten
eisigen Trumpf hervorzog und damit stach. „So, dir ist also alles egal. Aber
ich wette, es lässt dich nicht kalt, wenn ich deine Freundin ‚Cathy‘ jetzt auf
der Stelle, vor deinen Ohren, langsam zu Tode spritze.“ Demonstrativ zog er die
Spritze auf.
    (Lara fühlte einen Rippenstoß von Varian, sein Blick
drängte: „Jetzt?“, aber sie schüttelte den Kopf. Sie wollte so viel wie möglich
hören.)
    B.C. schwieg einen Moment. Dann sagte sie langsam:
„Das ist der Dymekon, an den ich mich erinnere. Genau das lauerte immer unter
deinen seidengefütterten Umgangsformen. – Im Grunde hast du recht, doch dein
Pfeil ist stumpf. Cathy wird von einer Katze beschützt.“
    Sie reagierte nicht wie erwartet! Sie redete doch
wirres Zeug!
    Dymekon begann vor Zorn und Ungeduld zu zittern.
„Unsinn!“, schnob er. „Und selbst wenn – eine Katze?! Eine Katze ist
schließlich nur eine Katze.“
    B.C. musterte ihn vollkommen gelassen. „Dass du dich
da mal nicht irrst.“
    Es war überaus störend, dass man mit ihr zu keinem
scharfen Blickwechsel kommen konnte … Dymekon versuche es, musste aber
geblendet das Gesicht wegdrehen.
    Entschlossen ging er zur Nachbarzelle, öffnete sie.
    Und dann wurde ihm klar, was jener konfuse Amtmann in
seinen Armen gehalten hatte. Keine „Tasse“, sondern …
    Bedrohlich tiefe Töne drangen aus der Kehle des
rotbraunen Katzentieres, das sich auf Casimirias Schoß aufrichtete und Rückenfell
und Schwanz sträubte, was überaus gefährlich aussah.
    Dymekon biss die Zähne zusammen und hob mit einer
eckigen Bewegung seinen Arm mit der Spritze.
    Spürte plötzlich kalten Stahl an seinem faltigen Hals.
    „Das lassen wir mal hübsch bleiben, alter Mann“, sagte
eine unbekannte weibliche Stimme an seinem Ohr.
     

Abschnitt 18
     
    Lara und Varian hatten sich so lautlos und so
geschickt herangepirscht, dass niemand, nicht einmal B.C., sie bemerkt hatte.
Während Lara den alten Mann zur Seite zerrte, drängte sich Varian schnell an
ihr vorbei – die Katze ließ ihn ohne Weiteres passieren – und Casimiria starrte
ihm sprachlos entgegen, als sei er ein Geist. Ein ungläubiges Lächeln erhellte
ihr Gesicht.
    „Vary …“, brachte sie nur hervor. Lara warf einen
neugierigen Blick hinein: was sie sah, war ihr ganz und gar vertraut. Ein paar
Omeganer sahen absolut ähnlich aus – Hörner und Hufe waren dort nichts
Ungewöhnliches. Allerdings konnten alle Omeganer laufen …
    Lara zog Dymekon rasch zur Nebenzelle. Sie hörte noch
Varians empörten Schrei. „Verdammt! Diese Schweine haben dich ausgezogen! Du
musst frieren!“
    B.C. hatte sich nicht mehr bewegt. Es fiel Lara
schwer, einfach so vor IHR zu stehen; kurzerhand schleuderte sie ihren uralten
Gefangenen unsanft in eine Zellenecke, um sich dann mit einer sagenhaft
eleganten, vollendeten Verbeugung vorzustellen. Sie lauschte in sich hinein, ob
THE MASTER nicht endlich wieder zu sich kommen würde – nein. Er war nur ein
kleiner lebloser Klumpen in ihrem Magen und sie eine Kämpferin, keine Rednerin.
Einerlei, sie musste ihr Bestes tun.
    „Lara ist mein Name, und ich komme von weit her, um
dich zu finden. Nicht nur das Schicksal dieser Außen-Augen-Welt hängt von dir
ab – auch das der meinen. Omega 7 geht unter, wenn du stirbst. Aber ich bin
nicht wie der alte Mann. Ich achte deinen Entschluss – jedoch glaube ich, dass
es immer mehr als zwei Wege gibt. Immerhin warst du es,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher