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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus
Autoren: Stephen Donaldson
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wieviel hochmoderne Ortungsinstrumente er an Bord seiner schäbigen Klapperkiste von Frachter versteckte?
    Berücksichtigte man die etlichen Schürforte, die er durch Claim-Raub für sich belegt, die vielen Erzladungen, die er durch Piratenakte anderen abgejagt haben sollte, all die Raumschiffe, die angeblich von ihm zu Wracks zerschossen worden sein sollten, mußten ihm enorme finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Man nahm mit Sicherheit an, daß er sich Dinge leisten konnte, von denen selbst ein erfolgsgewohnter Renommierpirat wie Nick Succorso nur träumen durfte. Für sich persönlich vergeudete er offenbar kein Geld. Wer einmal bei Mallory in seinem Umkreis gesessen hatte, wäre zu schwören bereit gewesen, Angus hätte seit der Erfindung des Ponton-Antriebs nicht mehr die
    Bordmontur gewechselt. Nie bestellte er teure Getränke; nie trank er mehr als ein paar Gläser billigen Zeugs. Und absolut niemals ließ er sich mit kostspieligen Frauen ein. Was sein Raumschiff anbelangte, das den merkwürdigen, unpassenden Namen Strahlende Schönheit trug, so hatte außer ihm noch niemand es von innen gesehen; die externen Rumpfplatten und Luken, Antennen und Scanner erweckten den Eindruck, als hätte er das Schiff durch einen Meteorschwarm gesteuert und dann das Äußere der Korrosion überlassen. Die einzige erkennbare Sorgfalt, die er aufbot – das ausschließliche Anzeichen überhaupt irgendeines Interesses an seinem Frachter –, bestand darin, daß er beiderseits des Kommandomoduls den aufgemalten Namen regelmäßig mit frischer schwarzer Farbe nachzog.
    Was trieb er mit all seinem Geld?
    Was sonst, außer daß er es in sein ›Geschäft‹ investierte? Er verwendete es, um die Sorte Vakuumvestigatoren, Partikelanalysatoren und Dopplersensoren zu kaufen, die sogar die meisten Piloten, die auf der KombiMontanStation verkehrten, nur dem Vernehmen nach kannten; die Apparatemodelle, die es ihm ermöglicht haben müßten, dem Raumschiff der Hylands zu folgen, ohne bei dessen Crew oder auf der Station Verdacht zu erregen.
    Dennoch blieben Fragen offen. Jeder wußte, daß ein Raumschiff mit den Ausmaßen der Strahlenden Schönheit für Flug und Bordbetrieb mindestens zwei, am günstigsten aber sechs Personen brauchte. Auch wenn man unterstellte, daß Morn Hyland ihm während des Rückflugs Hilfsdienste geleistet hatte, mußte Angus wenigstens ein weiteres Besatzungsmitglied an Bord gehabt haben, als er die Verfolgung der Stellar Regent aufnahm. Wer könnte dieser oder diese Unbekannte gewesen sein? Vermutlich irgend jemand, der es fertiggebracht hatte, auf der KombiMontanStation ohne Id-Erfassung zu kommen und zu gehen, denn die Computer enthielten keine Vermerke über Crewangehörige der Strahlenden Schönheit. Was also mochte aus ihm beziehungsweise ihr geworden sein? Oder ihnen?
    Welches Schicksal hatte das Raumschiff der Hylands und die übrigen Menschen an Bord ereilt?
    Niemand wußte es. Aber Angus Thermopyle mußte das Raumschiff bis zu der Erzfundstätte verfolgt haben. Irgendwie hatte er die Hylands überlistet, das Schiff zerstört, die Familie ausgesetzt oder ermordet; und nur Morn verschont, die unter dem Einfluß eines Z-Implantats den ganzen Reiz eines wahrgewordenen Wunschtraums gewann.
    Und zwar – so lautete die Spekulation –, weil er sie haßte.
    Natürlich keineswegs aus persönlichem Anlaß. Angus haßte alles. Er haßte jeden. Die Leute, die auf so etwas achteten, vermochten es praktisch zu riechen. Sein Leben ähnelte einem Pfuhl dumpfen Hasses, der von Destruktivität und Unberechenbarkeit brodelte. Dann hatte sein Haß sich auf Morn fixiert, er begehrte, was er haßte. Er wollte sie so, wie nur ein Z-Implantat sie machen konnte.
    Schön und gedemütigt. Zu jeder Erniedrigung fähig, die seine schmutzigen Gelüste ausbrüteten – und darunter zu leiden imstande.
    Die wenigen Männer in Mallory’s Bar & Logis, die über das nachdachten, was sie in bezug auf sie als Wahrheit auffaßten, fühlten sich davon angewidert. Weil sie selbst Charaktere unterschiedlicher Moralbegriffe hatten, sahen wahrscheinlich einige von ihnen darin ein Verbrechen; der Rest empfand es vermutlich nur als Affenschande, daß das Kontrollgerät ihres Z-Implantats in Angus Thermopyles Tasche stak.
    Nick Succorso behielt seine Meinung zu diesem Thema für sich.
    Vielleicht übte Morn eine dermaßen starke Anziehungskraft auf ihn aus, daß seine Überlegungen sich mit nichts anderem mehr beschäftigten.
    Doch trotz aller
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